Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
kann zwar manchmal sehr rau sein, aber auch Stürme, Schnee und Hagelschauer haben ihren Reiz. Ich liebe diesen Platz.
»Arla Mandra, du Reich der zweiundzwanzig Sonnen, bist du doch nicht mehr als nur ein Traum?« Khara klingt wehmütig. Sie ergreift meinen Arm und drückt ihn. »Tezohr, warum sprichst du nicht mehr vom Fortgehen? Warum überlassen wir dieses Universum nicht den petronischen Ingenieuren und den Barbaren und gehen einfach auf die Ebene, von der du immer geschwärmt hast?«
»Arla Mandra ist die Realität. Das andere ist nur ein Traum. Ich hatte einmal eine Vorstellung vom Fortgehen, Khara, doch ich kann sie nicht mehr einfangen. Dieser Traum hat sich verflüchtigt wie ein Hauch. Aber du scheinst mehr an ihm zu hängen, als ich es je getan habe. Flucht ist keine Lösung, Khara. Noch gibt es andere Möglichkeiten.«
»Die Technik der Petronier, ich weiß.« Ihre Stimme klingt abfällig. Sie wendet sich um und geht.
Ich blicke ihr nach. Ein Geräusch veranlasst mich, dass ich mich umdrehe.
Einer der Ingenieure steht da. Ich bin sicher, dass er gewartet hat, bis ich allein bin. Er kommt auf seinen langen Beinen zu mir und bleibt dicht vor mir stehen. Er überragt mich um mehr als einen Kopf. Wohlwollend blickt er auf mich herab.
»Es freut mich, dass du wieder deinem Animus den Vorzug gegeben hast, Tezohr«, sagt er. »Erinnerst du dich an mich? Ich bin Gwester. Ich hatte mit dir als Tezah schon zu tun, doch da warst du recht unzugänglich.«
»Ich erinnere mich an alles, was ich als Tezah getan habe«, erwidere ich schroff. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Petronier sich uns Läandern nicht nur überlegen fühlen, sondern dass sie uns für minderwertig halten, weil wir keine Technik besitzen. Dass wir die technische Phase der Evolution längst hinter uns haben, halten sie für Degeneration.
»Können wir die unterbrochene Besprechung fortsetzen, Tezohr?« fragt Gwester. »Es geht um die Verteidigung eures Reiches gegen die Barbaren.«
»Nicht hier. Thobuskan ist ein Ort der Erbauung. Gehen wir nach Ailand.«
Gwester winkt lächelnd ab. »Gehen ...«, stößt er ablehnend hervor. »Wir fliegen. Bei einem Abstecher in den Weltraum lässt sich das Thema besser erörtern. Mein Raumschiff steht oberhalb des Wasserfalls.«
Schweigend erklimmen wir die Steilküste. Ich habe Muße, über die Ingenieure und ihre Absichten nachzudenken, und ich frage mich tatsächlich, ob es richtig ist, dass wir uns immer tiefer in ihre Abhängigkeit begeben.
Es ist noch nicht lange her, als die Petronier mit einem ihrer Raumschiffe nach Arla Mandra kamen.
Wir haben über das Reich der zweiundzwanzig Sonnen ein unsichtbares Netz immaterieller Brücken gespannt, die alle Welten der vier Sonnensysteme miteinander verbinden. Trotzdem sind uns Raumschiffe vertraut, denn wir pflegen zu einigen raumfahrenden Völkern Kontakt.
Zumindest war das so, bevor die wilden Horden in die Galaxis einfielen und das große Chaos ausbrach.
Wir hielten das Flugobjekt der Ingenieure für ein Kampfschiff dieser Barbaren. Aber die Wesen, die da zu uns kamen, zeigten keine feindlichen Absichten. Sie bezeichneten sich als Petronier und als Kosmische Ingenieure, die ihre Aufgabe darin sahen, unterentwickelte oder bedrohte Völker zu unterstützen.
Die Mehrheit unseres Volkes entschied sich dafür, die Hilfe anzunehmen. Ich wurde zum Sprecher der Pro-Petronisten und führte seit damals Streitgespräche mit Khara-Kharand über Nutzen oder Schaden dieser Abmachung.
Schon bald nach dem ersten Kontakt kamen die Petronier in gewaltigen Raumschiffen und entluden ihre Maschinen auf allen Planeten unseres Reichs. Sie bauten Industrieanlagen auf und förderten die Bodenschätze zutage. Ihren Fertigungsanlagen entströmten bizarre technische Gebilde, von denen die Ingenieure behaupteten, dass wir ohne sie bald nicht mehr würden leben können.
Die Maschinen sollen uns den Alltag verschönern, unser Leben angenehmer gestalten und uns alle Arbeit abnehmen.
Die Petronier behaupten zu wissen, was wir brauchen. Und nachdem sie einmal unsere Zustimmung erhalten haben, wenden sie sich kaum mehr mit Detailfragen an uns. Nur wenn Veränderungen in größerem Umfang erfolgen sollen, ziehen sie uns zurate.
Sie sind Meister der Überredungskunst. Kaum einer kann sich ihren Argumenten entziehen, und ich muss zugeben, dass diese stets stichhaltig sind. Mein Animus ist immer noch der Ansicht, dass wir von den Petroniern gut beraten werden.
Aber ich
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