Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
mehr abwenden. Er glaubte, in dem Werk zu versinken.
»Dieses Psychod ist eine Leihgabe an eure Sippe«, hörte er Hotrenor-Taak wie aus weiter Ferne sagen. »Nehmt es mit, damit sich alle daran erfreuen können.«
»Boyt wird die Psychode von Zwottertracht holen«, hatte Galinorg zu bedenken gegeben. »Ich halte es sogar für möglich, dass er selbst kommt. Darauf müssten wir vorbereitet sein.«
»Warum unternimmst du keinen Erkundungsflug?«, hatte Hotrenor-Taak erwidert. »Es ist gar nicht nötig, dass du dich zu nahe an Gäa heranwagst. Den Funkverkehr abzuhören dürfte genügen.«
Zwottertracht war von den übrigen Welten der Dunkelwolke ziemlich isoliert. Der Planet war der paraplasmatischen Sphäre zu nahe, manchmal sogar in sie eingebettet, wenn Ausläufer des Staubmantels über das Zwotta-System hinauswirbelten. Dann wurden auch Hyperfunksignale verschluckt, bevor sie Zwottertracht erreichten.
Inzwischen war Galinorg mit einem Beiboot der Springer auf Erkundungsflug. Und Hotrenor-Taak hatte sich sofort nach dem Start des Vincraners mit den zwölf paraplasmatischen Kunstwerken eingeschlossen. Die Psychode verloren sich in dem gewaltigen Gewölbe, das Harzel-Kolds einstigem Museum bis ins Detail nachempfunden war.
Margor hatte vor Jahren die Festung seines Vaters in der Absicht zerstört, damit sämtliche Psychode zu vernichten und alle Spuren der prä-zwotterischen Kultur zu verwischen. Er hatte verhindern wollen, dass die Psychode anderen in die Hände fielen.
Als das Gebäude in einer Implosion vergangen war, da hatte Galinorg schon alle Psychode in Sicherheit gebracht. Später ließ der Vincraner das Bauwerk von den Zwottern neu errichten und die Kunstwerke aus Harzel-Kolds Sammlung darin verwahren.
Hotrenor-Taak fragte sich, ob Galinorg damals aus eigenem Antrieb gehandelt hatte. Er hielt es durchaus für möglich, dass der Vincraner von den Psychoden inspiriert worden war. Sie übten einen starken Einfluss aus – auch auf Hotrenor-Taak. Er war gekommen, um das Dutzend Psychode zu zerstören. Gelungen war es ihm nicht, ihr Einfluss hinderte ihn daran.
Er gab sich sogar ihrer Parusie hin und redete sich ein, dass er auf diese Weise ihr Geheimnis ergründen könnte. Allerdings empfing er nicht ihre unverfälschte Parusie. Vielmehr spürte er die Nähe des albinotischen Gäa-Mutanten und geriet ins Wanken. War sein Vorhaben wirklich richtig? Durfte er gegen Boyt opponieren? Nein, es war nicht recht, was er mit Galinorg plante.
Sie wollten zu jener Kultstätte der Prä-Zwotter vordringen, wo Boyt geboren und unter der Obhut der Zwotter aufgewachsen war. Galinorg hatte behauptet, dass sie, wenn überhaupt, nur dort Antworten erhalten würden. Und nur dann konnten sie Boyt am wirkungsvollsten helfen.
Aber Boyt Margor wusste selbst am besten, was gut für ihn war. Es ging nicht an, dass ... Es durfte nicht sein ... Galinorg befand sich auf dem falschen Weg. Und falls es schon zu spät war, ihn zu bekehren, dann musste Galinorg sterben.
Boyt wollte es so!
Hotrenor-Taak erhielt auf einmal einen furchtbaren Schlag. Der Nebel, der seinen Geist umschlungen hielt, lichtete sich. Galinorg war da. Hotrenor-Taak wollte den Strahler heben, aber etwas schlug ihm die Waffe aus der Hand.
»Taak! Wach auf, Taak!«, erreichte ihn die Stimme des Vincraners. »Wehre dich gegen die Einflüsterungen der Psychode!«
Galinorg verschwand. Der Lare hörte ihn Befehle brüllen. Gleich darauf kamen zwei Paratender. Sie trugen Hotrenor-Taak nach oben.
Langsam wich seine Benommenheit. Er lag auf einem monströsen Bett, in einem Raum ohne Psychode. Über ihm, durch eine kreisrunde Öffnung in der Decke zu sehen, hing der sich verdunkelnde Himmel von Zwottertracht. Die Sichtluke wurde soeben geschlossen. Eine Alarmsirene heulte. Gleichzeitig setzte ein heftiges Prasseln ein.
Sturmwarnung!
»Was ...?« Hotrenor-Taak verstummte, als er Galinorgs besorgte Miene sah. Er räusperte sich. »Ich war wohl nahe daran, den Psychoden zu verfallen?«
Da Galinorg schwieg, gab der Lare sich selbst die Antwort: »Boyts Wille ist zu stark in den Psychoden verankert. Er hätte damit beinahe erreicht, dass ich dich töte, Galinorg! Wann wird Boyt nach Zwottertracht kommen?«
»Vorerst noch nicht«, antwortete der Vincraner ruhig. »Aus den Funksprüchen, die ich aufgefangen habe, geht hervor, dass Boyt seine Flotte formiert. Er scheint seinen Feldzug gegen die Milchstraße vorzubereiten. Ein paar Tage werden wir also noch Zeit
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