Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
wollten ihnen ihre Technik aufzwingen und sie zu Soldaten machen. Entweder wurde die Maschine von den Petroniern bei ihrem Abzug vergessen, oder sie haben sie absichtlich zurückgelassen! Gibt es noch weitere solcher Maschinen?«
»Wir kennen nur das eine Mächtigkeitspsychod«, antwortete Bosta. Sie schwang ihr Brecheisen, das ein Gewinde wie eine überdimensionale Schraube hatte, und fuhr fort: »Es gibt aber an einigen Orten noch Teile anderer Psychode oder Maschinen, wie du sie nennst. Von dort haben wir unsere Zauberstäbe.«
»Ihr habt also nichts vom Mächtigkeitspsychod abmontiert?«
»O nein!«, wehrte Bosta entsetzt ab. »Niemand wagt, das Mächtigkeitspsychod anzurühren.«
»Ich schon.« Jennifer betrachtete die verwirrende riesige Konstruktion. Immerhin zeigte ihr Armband nach wie vor Energieflüsse an. Die Maschine arbeitete also noch. War es möglich, dass Weittel durch irgendwelche Funktionen beeinflusst wurde?
»Willst du mir helfen, Bosta?«, fragte Jennifer die Zwotterfrau, als sie beide allein waren.
»Was soll ich tun?«
»Nur aufpassen, ob jemand kommt, und mich dann rechtzeitig warnen. Ich möchte diese Konstruktion näher untersuchen.«
Bosta reagierte entsetzt, aber Jenny ließ sich auf keine Diskussion ein. Sie wandte sich schon der Maschine zu.
Die Konstruktion schien nur aus verschieden dicken und langen Trägerelementen zu bestehen, die sich nach allen Richtungen verästelten. Beinahe wie ein Schauobjekt, das den vielschichtigen Aufbau eines komplizierten Kristalls verdeutlichen sollte. Oder wie das Netz einer dreidimensional konstruierenden Spinne.
Jennifer Thyron fühlte sich auch wie im Netz einer Spinne aus einer anderen Dimension, als sie in die Konstruktion einstieg. Die Verbindungsstreben standen manchmal so dicht, dass sie sich gerade noch dazwischen hindurchzwängen konnte. Die Kutte war ihr dabei hinderlich, aber Jenny legte sie nicht ab. Möglicherweise hatten die eingestickten Symbole und Zeichen eine Signalwirkung, die von Sensoren der Maschine als positiv eingestuft wurden.
Als Jennifer sich nach etwa fünf Metern umwandte, versperrten ihr die dicht stehenden Verstrebungen nahezu gänzlich die Sicht.
»Jenny?«, hörte sie die Zwotterfrau zaghaft rufen. »Ich sehe dich nicht mehr.«
»Pass lieber auf, ob jemand kommt, damit du mich warnen kannst«, rief sie verhalten zurück.
Sie kletterte weiter. Von den Stäben schien ein Singen auszugehen, das intensiver wurde, je weiter sie vordrang. Eigentlich war es überhaupt kein Geräusch, das sie akustisch hätte wahrnehmen können, sondern mehr mit ihren inneren Sinnen – mental.
Als sie ihr Kombiarmband zurate zog, stellte sie fest, dass einzelne Stäbe unter Spannung standen. Daraufhin wich sie den Energie führenden Leitungen aus, und das Singen ließ nach. Aber je tiefer sie kam, desto seltener wurden die stromlosen Streben.
Das Singen wurde dann wieder lauter.
Jennifer schwitzte. Ihr Puls schlug schneller, ihre Schläfen pochten heftiger. Sie machte eine Pause. Trotzdem fiel ihr das Atmen schwerer. Ihr wurde schwindlig, und sie fürchtete, jeden Moment zusammenzubrechen. Dabei hatte sie sich keineswegs überanstrengt.
Und außerdem: Wozu hatte sie einen Zellaktivator? Seine Schwingungen hätten regulierend eingreifen sollen, um die Körperfunktionen im Normbereich zu halten.
Der Zellaktivator!
In Jennifers Geist schlug eine Alarmglocke an. Etwas ging von der petronischen Maschine aus, was den Zellaktivator beeinflusste.
Aber wie war das möglich? Die Petronier konnten vor Hunderttausenden von Jahren nicht eine Maschine konstruiert haben, die den Zweck hatte, die fünfdimensionalen Schwingungen eines Zellaktivators zu modulieren.
Nein, natürlich nicht ... Was für krude Gedanken kamen ihr? Sie musste zurück! Aber aus welcher Richtung war sie gekommen?
Eine verzerrte Stimme drang zu ihr. »Jenny, Achtung! Es kommt jemand!« Das war Bosta.
Sprich weiter, Bosta, damit ich mich an deiner Stimme orientieren kann. Jennifer kroch wie in Zeitlupe durch die engen Spalten. Waren die Stäbe noch näher zusammengerückt? Bosta, wo bist du?
»Schnell, Jenny!« Wie fern die Stimme klang. »Weittel ist gleich da!«
Weiter so, kleine Zwotterfrau, ich komme.
»Die Hohepriesterin hat ein großes Gefolge bei sich. Auch Menschlinge sind darunter.«
Jennifer verließen die Kräfte. Jede Bewegung kostete sie übermenschliche Anstrengung. Ihre Glieder schienen aus Blei zu sein, ihr Körper aus einem noch schwereren
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