Silberband 112 - Die Energiejäger
was ich erreichen wollte«, erläuterte Knatze. »Sie haben erst einmal was zu fressen und werden uns nicht sogleich angreifen.«
Er sah, dass das Katapult gespannt war und dass Glonz mit den beiden Schlitten und den anderen Männern herankam.
»Geht jetzt los!«, befahl er. »Ich decke euch. Ihr wisst, dass ich gut schießen kann.«
»Also werden die Emmons doch angreifen?«, fragte Gantzer.
»Früher oder später schon. Aber ich sorge dafür, dass euch nichts geschieht.«
Knatze trieb die Männer auf die schwankende Stahlbrücke zu. Sie wagten nicht, sich ihm zu widersetzen. Minuten später hielten sie sich an den Führungsseilen fest und kämpften sich langsam voran.
23.
Jagur, knapp zwei Lichtjahre von Matazema entfernt in der Kosmischen Burg Kemoaucs, erlebte die größte Katastrophe seines Lebens. Der Drugun-Umsetzer funktionierte zunächst einwandfrei. Das konnte der Kommandant des Demontagetrupps bereits an einigen Instrumentenanzeigen und an Farbveränderungen des bizarren Gebildes erkennen.
Aber dann öffneten sich ringsum Schotten, und Roboter der verschiedensten Formen stürmten heran. Sie eröffneten das Feuer auf die Androiden.
Ein sonnenheller Energiestrahl strich hautnah an Jagur vorbei. Allein die Tatsache, dass er einen Schutzanzug trug, rettete ihm das Leben. Innerhalb weniger Sekunden verlor er jedoch mehr als achtzig Prozent seines Einsatzkommandos.
»Bring dich in Sicherheit, Herr!«, schrie Trans. »Sie werden dich ebenso töten wie uns. Warte nicht.«
Sie warfen sich herum und flohen, sprangen in einen abwärtsführenden Schacht, der sich in ihrer Nähe geöffnet hatte. Einer der Roboter feuerte auf sie, traf jedoch einen Androiden, der zufällig in die Schussbahn geriet.
Der Roboter verfolgte sie durch einen üppig mit Holzmöbeln ausgestatteten Gang. Er schoss nicht mehr, und es dauerte einige Augenblicke, bis Jagur verstand. Der Automat verschonte weder ihn noch den Androiden, sondern die wertvolle Einrichtung, die zweifellos unter der Hitze eines Energieschusses stark gelitten hätte.
Jetzt achtete der Kommandant darauf, dass ständig Möbelstücke zwischen ihm und dem Roboter waren. Es gelang ihm sogar, den Vorsprung leicht auszubauen. Er trieb Trans vor sich her, weil er auf keinen Fall von dem Androiden getrennt werden wollte. Mit einem Mal bedeutete ihm dieser weitaus mehr als vorher. Er war nicht mehr nur eine biologische Maschine, er war ein Leidensgenosse, der Angst empfand. Jagur wunderte sich, dass ein Androide solche Gefühle haben konnte. Das war ihm bis dahin nie bewusst gewesen.
Sie näherten sich dem Ende des Ganges. Hier zweigten zwei Korridore ab, einer völlig leer, der andere mit Kunstschätzen geradezu vollgestopft. Trans wollte sich in den leeren Gang wenden, doch Jagur riss ihn zu sich in den anderen, obwohl sie hier nur mühsam vorankamen. Der Roboter blieb in der Tür stehen.
»Warum folgt er uns nicht?«, fragte der Androide verstört.
Der Kommandant antwortete nicht. Er zog sich langsam und zögernd weiter zurück. Das alles war immer noch wie ein Schock für ihn.
»Ich verstehe überhaupt nichts«, gestand er und winkte Trans zu sich heran. Er hatte eine Öffnung im Boden entdeckt. Durch sie konnte er in einen kleinen Raum sehen, der nur einige Kisten enthielt. Im Sichtschutz einer Vitrine schwang er sich nach unten.
»Wovon sprichst du?«, fragte der Androide.
»... von dem Sinn des Ganzen«, erwiderte der Kommandant. »Der Drugun-Umsetzer war einsatzbereit. Niemand außer Kemoauc kann ihn zusammengebaut haben. Als wir ihn einschalteten, startete die Burg. Ich bin überzeugt davon, dass wir den Mikrokosmos programmgemäß verlassen haben. Wahrscheinlich werden wir die Materiequelle bald anfliegen. Aber warum greifen uns die Roboter an? Nur Kemoauc kann sie aktiviert haben. Ich glaube nicht daran, dass Kemoauc wie Ariolc den Verstand verloren hat. Was er getan hat, gehört zu einem Plan. Kannst du mir eine Antwort darauf geben?«
Jagur stieg von der Kiste, auf der er aufgekommen war, und ging zu einer der drei Türen des Raumes. Er öffnete sie jedoch nicht, sondern blickte den Androiden fragend an. Trans' Blick wirkte leer, er hatte noch nicht einmal den Sinngehalt der Fragen erfasst. Enttäuscht seufzte der Kommandant, denn ihm wurde klar, dass er den Androiden nicht unnötig belasten durfte.
Er öffnete das Türschott.
Wenige Meter vor ihm stand ein Roboter. Die Maschine reagierte auf das leise Geräusch der Tür und drehte sich
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