Silberband 112 - Die Energiejäger
Dienste zu erbringen, dann aber gesellten sich die anderen Wärmehüter zu ihnen und redeten ebenfalls auf ihn ein. Schließlich gab er nach. Ihr Angebot war zu verlockend.
»Also gut«, sagte er, nachdem schriftlich festgehalten war, welchen Lohn er bekam. »Wie viele kommen mit?«
»Etwas mehr als hundert. Dafür stehen uns zweihundert Pokros zur Verfügung.«
Knatze ließ sich vom Wirt ein stärkendes Getränk geben, dann tauchte er sein Gesicht in kaltes Wasser und machte sich an die Vorbereitungen. Obwohl es noch dunkel war, brach er eine halbe Stunde später auf. Die Pokros schleppten Schlitten, die besonders leicht über das Eis glitten. Sie jagten mit weit ausgreifenden Schritten in die Nacht hinaus.
Als der Morgen graute, hatte die Vorausabteilung das Lager bereits weit hinter sich gelassen. Knatze konnte die Berge schon sehen, in denen die Teppon-Kluft lag.
»Das ist unser Ziel!«, rief er den Wärmehütern zu und streckte einen Arm aus. »Ich muss nun wenigstens eine Stunde lang schlafen. Ich darf keine Fehler machen, sobald wir das Gebiet der Emmons erreichen.«
»Leg dich auf einen Schlitten«, erwiderte der Wärmehüter, der ihn in der Station angesprochen hatte. »Wir werden dich rechtzeitig wecken.«
Knatze lenkte seinen Pokro an einen der Schlitten und ließ sich einfach hineinfallen. Während er einschlief, hatte er den Eindruck, eine Kugel über den Himmel gleiten und im Gebiet der Teppon-Kluft verschwinden zu sehen. Offensichtlich träumte er bereits. Auch als er kurz darauf ein fernes Donnergrollen hörte, dachte er sich nichts dabei. Von den Pilgern hatte niemand etwas bemerkt.
Eine Berührung schreckte ihn auf. Knatze fuhr so heftig hoch, dass er mit dem Mann zusammenprallte, der sich über ihn beugte. Es war Vernaz, der Priester.
»Du bist mit uns vorangefahren?«, fragte der Schlittenführer überrascht. »Das habe ich nicht bemerkt.«
»Das spielt keine Rolle«, antwortete der Priester. »Wir haben unser Ziel fast erreicht, aber niemand von uns kann mit einem Katapult umgehen.«
Der Expeditionsleiter verstand. Er sprang auf und rieb sich mit Schnee das Gesicht ab, um die letzte Müdigkeit zu vertreiben. Dann eilte er nach vorn. Die Spitze der Karawane hatte die Anhöhe beim Katapult bereits überschritten. Das Geschütz war vom Eis befreit, aber nun wussten die Männer nicht weiter, und von Süden her näherten sich auf dieser Seite der Schlucht zwei riesige Emmons.
Auch auf der anderen Seite standen mehrere Raubtiere. Knatze hörte ihr drohendes Knurren.
»Verschwindet, sonst mache ich euch Beine!«, brüllte er zu ihnen hinüber.
»Du scheinst sie nicht zu fürchten«, sagte Vernaz.
»Wozu sollte ich das?« Knatze machte mit wenigen Handgriffen das Katapult fertig. Er lud es mit einem Eisbrocken, zielte kurz und schleuderte ihn zur anderen Seite der Schlucht. Das Geschoss traf einen der Emmons am Kopf und veranlasste alle zu wilder Flucht.
Die Pilger lachten.
Knatze wandte sich den beiden Tieren auf dieser Seite der Schlucht zu. Mit einem Pfeil erlegte er das größere Exemplar. Der andere Emmon stob zunächst davon, kam aber sehr schnell zurück und machte sich gierig über den Kadaver her.
»Die Brücke ist frei!«, rief Knatze. »Schnell jetzt!«
Er trieb die Pilger voran und erlaubte ihnen nicht, mehr mitzunehmen, als sie unbedingt benötigten. Als Letzter betrat Vernaz die Brücke.
»Willst du nicht mit uns gehen?«, fragte der Priester.
»Noch nicht. Ich warte, bis ihr alle so hoch geklettert seid, dass die Emmons euch nicht erreichen können. Andernfalls holen sie euch herunter wie reife Früchte. Außerdem muss ich die Pokros in die Höhle dort oben bringen, sonst kehrt keiner von euch lebend nach Türmwaz zurück. Damit habe ich den ganzen Tag zu tun.«
»Wer bewacht währenddessen das Katapult?«
Knatze lächelte verächtlich. »Dazu findet sich niemand bereit. Oder sollte es mit dir anders sein?«
Vernaz fuhr erschrocken zurück. »Du weißt, dass ich als Priester eine hohe Verantwortung für alle trage. Es ist meine Pflicht, mit den anderen nach oben zu steigen und das Wunder zu sehen. Das erkennst du hoffentlich an?«
»Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.«
Vernaz eilte davon. Knatze löste die Pokros von den Schlitten und führte sie nacheinander über die Brücke. Vorläufig zeigten sich die Emmons noch wenig aggressiv. Der Schlittenführer wusste jedoch, dass sich das sehr schnell ändern konnte.
Einige Stunden später hatte er es
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