Silberband 112 - Die Energiejäger
sie.
»Hoffentlich bleibt das Wetter so.« Er blickte nach Norden, wo sich dunkle Wolken zeigten. »Noch sieht es gut aus.«
»Es bleibt gut«, versprach Vernaz. »Der Prophezeiung entsprechend wird sich Dgakor, der Gott der Lüfte, noch melden und seine zornige Faust schütteln, doch wir werden ihm widerstehen. Wir alle werden unser Ziel erreichen.«
Davon war Knatze weniger denn je überzeugt, aber er sagte nichts dazu. Er dachte an die endlosen Eisebenen im Norden und an die Emmons. Er fragte sich, wie die Kranken und Schwachen den Aufstieg zur Mulde der Heiligen schaffen sollten und wie es von dort weitergehen sollte. Wenn sie die Mulde erreicht hatten, waren sie noch weit von ihrem Ziel entfernt. Danach ging es noch einmal nahezu dreitausend Meter steil in die Höhe. Dort würden Tausende scheitern.
Knatze schwieg. Er hoffte, dass viele Pilger darauf verzichten würden, bis zum obersten Rand der nunmehr gefüllten Teppon-Kluft zu klettern, und dass sie sich damit begnügen würden, in die Nähe des Wunders zu kommen. An das viele Geld, das er verdienen würde, dachte er nicht mehr.
»Lauft nicht so schnell!«, rief er einigen an der Spitze des Pilgerzuges zu. »Das Wunder ist auch morgen noch da.«
Sie lachten, weil sie seine Bemerkung für einen Scherz hielten, und rannten weiter. Die Pilger hinter ihnen trieben ihre Pokros unerbittlich an. Allen schien es auf Sekunden anzukommen.
Knatze schätzte, dass die ersten Pilger schon in eineinhalb Tagen an der Kluft sein würden.
»Ich reite voraus«, teilte er Vernaz mit. »Ich sage den Stationshaltern, dass sie sich noch besser vorbereiten müssen, und ich werde mehr Pfeile zum Katapult bringen.«
»Du hast recht, Bruder«, stimmte der Priester zu. »Es wäre unverzeihlich, wenn die Pilger nur dazu dienen würden, die Emmons fett zu machen.«
Knatze streichelte seinem Pokro die Ohren und trieb ihn damit an. Bald hatte er den Pilgerzug weit hinter sich gelassen, doch der aus dem Süden wehende Wind trug ihm hin und wieder Fetzen der Teppon-Lieder zu, die Männer, Frauen und Kinder sangen.
Nach einer Reihe von Experimenten glaubte Kommandant Jagur, das Steuersystem der wandernden Räume durchschaut zu haben. Es gelang ihm, die Wohneinheit quer durch die Burg zu lenken.
Schritt für Schritt tastete er sich an die Hauptzentrale heran. Er war entschlossen, Rache zu nehmen, und dazu wollte er zunächst alle Roboter beseitigen, die ihm gefährlich werden konnten. Notfalls würde er sie mithilfe der Fernprogrammierung so umstellen, dass sie sich gegenseitig vernichteten.
Als Jagur noch etwa hundert Meter von der Hauptleitzentrale entfernt war, bemerkte er einen Kampfroboter, der größer war als alle anderen. Der Automat war kastenförmig, etwa fünf Meter lang, halb so breit und mannshoch. Energiekanonen ragten aus seinem Bug.
Jagur fühlte sich herausgefordert, seine neu gewonnene Macht zu beweisen. Vorsichtig berührte er die Schaltflächen auf dem Instrumentenpult. Drei Wände verschoben sich. Sie bildeten einen Winkel, der den Roboter einschloss.
Jagur erwartete, dass die Maschine den Angriff erkannte und entsprechend darauf reagierte. Aber das war nicht der Fall. Womöglich war der Roboter überhaupt nicht aktiviert.
Siegesgewiss tippte Jagur zwei Felder an. Zwei Wände rückten daraufhin auf das Heck des Roboters zu und klemmten es ein. Jetzt versuchte die Maschine, sich nach vorn in Bewegung zu setzen, aber sie hing fest.
Jagur beobachtete, wie die Wände sich weiterschoben. Zunächst nur millimeterweise, doch wurde deutlich, dass sich die Panzerung des Roboters aufwarf. Risse entstanden, und dann zerplatzte das Material. Mit unglaublicher Kraft rückten die Wände vor.
Der Automat löste die Waffen aus. Zwei sonnenhelle Energiestrahlen brachen aus den Projektoren hervor. Jagur sah, dass einige Räume in brodelnder Glut versanken. Dann zerquetschten die Wände den Roboter vollends, ohne dass es dabei zu einer Explosion der Energieaggregate gekommen wäre.
Kurz darauf bemerkte Jagur zehn Roboter, die sich dem Glutherd näherten. Einige der Maschinen trugen Waffen, andere Reparaturgeräte, wieder andere wurden nur eingesetzt, um den Flammenherd zu löschen.
Aus der Zusammensetzung der Gruppe zog Jagur jedoch den richtigen Schluss. Die Zentralpositronik hatte erfasst, dass die Burg von innen her angegriffen worden war. Er befürchtete jedoch nicht, dass der Rechner die feindliche Einheit identifizieren konnte. Das wäre keineswegs in Kemoaucs
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