Silberband 112 - Die Energiejäger
verschwindet. Wir wollen ohnehin in die Steilwand, und die liegt nun mal auf dieser Seite.«
»Einverstanden.« Rhodan nickte knapp. »Schließt die Helme, vielleicht nehmen wir ihm dadurch die Witterung.«
Er zog seinen Falthelm nach vorn und atmete so flach wie möglich, um ein erneutes Beschlagen der Sichtscheibe zu verhindern. Sein Gesicht fing an, schmerzhaft zu prickeln, als es sich erwärmte.
Nach etwa zehn Minuten hörte es auf zu schneien. Vor der Brücke lauerten mittlerweile zwei der echsenartigen Raubtiere.
»Mit einem Impulsstrahler wäre das alles kein Problem.« Bull schnaubte ärgerlich. »Ich fürchte nur, ohne brauchbare Waffe können wir bis zum Jüngsten Tag warten.«
Er hatte den Satz kaum zu Ende gebracht, da fauchte ein Stahlpfeil über die Brücke hinweg und bohrte sich in den Nacken eines der beiden Tiere. Zugleich hörte Rhodan ein dumpfes Knallen. Als er sich umdrehte, sah er am Ende der Brücke ein monströses Katapult. Daneben stand ein Wesen, das er auf den ersten Blick für einen Bären hielt. Es war über zwei Meter groß, hatte kurze, stämmige Beine und lange Arme. Ein dichtes Fell schützte es vor der grimmigen Kälte.
Das Gesicht des Fremden ähnelte dem eines Menschen. Die lederartige Haut glänzte vor Fett, die Nase wirkte ziemlich breit und ausladend.
Der Bär winkte Rhodan und seinen Begleitern zu, als sei er nicht im Mindesten über ihre Anwesenheit überrascht. Er lief auf die Brücke und balancierte alle Schwankungen geschickt aus. Keuchend blieb er vor den Männern stehen. Er sprach mit gutturaler Stimme auf sie ein.
»Ohne funktionierenden Translator sind wir aufgeschmissen«, erwiderte Bull. »Bei uns hat seit Jahrhunderten keiner mehr versucht, ohne technische Hilfe mit einem Fremden zu reden.«
Der Bär öffnete seinen Rachen und stieß kurze, abgehackt klingende Laute aus. Sein ausgeprägtes Raubtiergebiss wurde sichtbar. Er zeigte auf die andere Seite der Brücke, und Rhodan und seine Begleiter sahen, dass das verbliebene Raubtier den Kadaver des anderen wegschleppte.
Das bärenähnliche Wesen zeigte zu den steil aufsteigenden Bergen und stieß Bull auffordernd mit einer Tatze an.
»Er will, dass wir den anderen folgen«, bemerkte Saedelaere.
»Das ist nicht mehr und nicht weniger, als wir ohnehin vorhatten«, sagte Fellmer Lloyd.
»Für ihn scheint es selbstverständlich zu sein, dass wir hier sind«, sagte Rhodan. »Seht ihn euch doch an.«
Gestikulierend forderte er den Katapultschützen auf, sie zu begleiten. Der Fremde überlegte kurz und gab ihnen dann mit einer Geste zu verstehen, dass er einverstanden war. Er schob sich an ihnen vorbei und eilte bis an das Ende der Brücke.
»Ich gehe jede Wette ein, dass da oben in den Bergen Kemoaucs Burg liegt!«, rief Bully, als sie sich durch Schnee und Eis zu der Felswand durchkämpften. Herumliegende Knochen verrieten, dass hier oft blutige Kämpfe zwischen den Raubtieren stattgefunden hatten.
Bis zu einer Höhle ging es relativ leicht nach oben. Der Berg stieg nicht allzu steil an. Der Katapultschütze kroch in die Höhlenöffnung, legte sich beide Pranken an die Brust und rief: »Knatze!«
»Das begreifen selbst wir von Zivilisation und Positroniken Verwöhnten.« Reginald Bull legte seinerseits die Hände an die Brust und nannte seinen Namen. Ebenso verfuhren die anderen.
»Seht euch mal um!«, forderte Rhodan sie auf.
Vom Eingang der Höhle aus konnten sie über eine Anhöhe hinwegsehen, die die Schlucht auf der anderen Seite begrenzte. Da es nicht mehr schneite und der Wind nahezu völlig eingeschlafen war, reichte der Blick weit über das Land.
Eine endlos erscheinende Karawane näherte sich ihnen. Sie hatte sich der Anhöhe bereits bis auf etwa fünf Kilometer genähert und reichte bis zum Horizont zurück. Trotz der großen Entfernung sahen Rhodan und die anderen, dass kamelähnliche Tiere Schlitten zogen, auf denen zahlreiche Wesen wie Knatze kauerten. Andere liefen zu Fuß nebenher.
»Ein Pilgerzug«, stellte Lloyd ruhig fest. »Bully, ich glaube, du hast recht. Wenn wir ganz oben ankommen, werden wir auf Kemoaucs Burg stoßen.«
»Die Burg wurde vernichtet«, beharrte Saedelaere. »Unsere Wissenschaftler haben die Explosionswolke untersucht und eine eindeutige Aussage getroffen.«
»Ein Trick«, sagte Bull. »Das war nur ein verdammter Trick. Kemoauc – oder wer immer dahintersteckt – hat irgendwas in der Nähe des Verstecks explodieren lassen und dafür gesorgt, dass die Reste auf
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