Silberband 112 - Die Energiejäger
jedoch nicht daran, dass er wirklich einen Gott vor sich hatte. Er nahm all seinen Mut zusammen, stand auf und verneigte sich vor dem Metallenen.
»Was wird mit uns geschehen?«, fragte er. »Wir alle sind deinem Ruf gefolgt. Wir sehen die Wunder, und wir sind atemlos vor Ehrfurcht.«
Er fand, dass dies beeindruckende Worte waren. Zufrieden hörte er, dass ein Raunen durch die Runde der Pilger ging. Offenbar bewunderten sie ihn. Auch der Metallene schien mit diesen Worten einverstanden zu sein.
»Ich werde euch auf die erste Stufe der Götter führen«, antwortete Kurnaz. »Ihr werdet sehen lernen, und ihr werdet mir dienen.«
Vernaz verstand nichts, aber er tat so, als sei ihm alles klar.
»Das ist eine große Ehre für uns«, sagte er und setzte sich wieder. Er wunderte sich darüber, dass der metallene Gott die Sprache der Dallazen so gut beherrschte.
»Kommt!« Kurnaz winkte ihnen auffordernd zu.
Die Pilger erhoben sich. Scheu folgten sie dem Metallenen durch eine Tür.
Keiner von ihnen wusste, was ein Roboter war, deshalb kam auch keiner auf den Gedanken, etwas anderes in dem Metallenen zu sehen als einen Gott. Der Roboter, der erst vor wenigen Stunden hergestellt und in seinem Aussehen den Dallazen angepasst worden war, führte die Pilger in einen Raum, in dem sich hundert Boxen befanden. In jedem Abteil kamen Kabel aus der Wand, die mit einem golden schimmernden Ring verbunden waren.
Kurnaz winkte den Priester zu sich heran.
Vernaz eilte unterwürfig zu ihm. Er fürchtete sich vor dem Unbekannten und wäre am liebsten aus dem geheimnisvollen Reich geflüchtet, das sich in die Teppon-Kluft gesenkt hatte. Andererseits fühlte er sich geschmeichelt, weil der Gott gerade ihn bevorzugt behandelte.
Kurnaz dirigierte ihn in eine Box, befahl ihm, sich auf den Boden zu setzen, und legte ihm den Ring auf den Kopf. Vernaz ließ alles mit sich geschehen.
»Ich werde dir die Augen öffnen«, versprach Kurnaz. »Gleich wirst du ein Wissender sein.«
Er legte seine metallene Tatze auf eine rote Scheibe an der Wand. Vernaz hatte das Gefühl, dass sich etwas Kaltes auf ihn senkte und in ihn eindrang. Es war ihm angenehm, weil es für ihn und die Pilger nach wie vor viel zu heiß in den Räumen war, in denen sie sich aufhielten. Die vermeintlichen Götter hatten ihrem Wunsch entsprechend die Temperaturen gesenkt, doch für den Geschmack des Priesters nicht weit genug. Vernaz nahm sich vor, sie später darum zu bitten, es noch kälter werden zu lassen. Er war davon überzeugt, dass sie jede Temperatur schaffen konnten, wie er überhaupt glaubte, dass sie allmächtig waren.
Vorübergehend wurde es dunkel vor seinen Augen. Es schien, als habe ihn der Metallene belogen, denn er konnte nicht mehr, sondern überhaupt nichts mehr sehen. Vernaz atmete keuchend. Dann, plötzlich, wurde es hell um ihn.
Der Metallene nahm ihm den Ring vom Kopf. »Steh auf!«, befahl er. »Wie geht es dir?«
»Ausgezeichnet, Kurnaz«, antwortete der Priester. »Die Schulung ist mir sehr gut bekommen.«
Vernaz wunderte sich, dass er mit einem Mal wusste, wie die Klimaanlage funktionierte, welche der vielen Sensorflächen in diesen Räumen er berühren musste, um verschiedene Dinge zu erreichen, über die er klare Vorstellungen hatte. Dabei erinnerte er sich genau daran, dass er vor wenigen Minuten noch gar nicht gewusst hatte, dass diese Dinge überhaupt existierten.
»Wartet nicht!«, rief er den Pilgern zu. »Geht in die Boxen. Legt euch die Ringe auf den Kopf und berührt die rote Fläche an der Wand. Beeilt euch! Oder wollt ihr die Götter warten lassen?«
Alle gehorchten. Sie sahen, dass ihm nichts passiert war, und sie vertrauten sich dem Ring an, obwohl keiner von ihnen erkannte, welche Bedeutung das hatte.
Vernaz beobachtete den Metallenen voller Bewunderung. Nach wie vor sah er ein göttliches Wesen in ihm, dem er zu gehorchen hatte.
Seine Nervosität legte sich. Er ging zu Kurnaz und stellte sich so dicht neben ihn, dass jeder sehen musste, welch hohen Rang Vernaz für sich beanspruchte. Doch er stellte enttäuscht fest, dass keiner ihn beachtete. Männer und Frauen hockten mit geschlossenen Augen in den Boxen und lernten das bislang unbekannte Wissen.
Vernaz wollte sich an den Metallenen wenden, um sich Unterstützung von ihm zu erbitten, als jäh ein grelles Licht aus einer der Boxen schoss. Es krachte ohrenbetäubend laut.
Der zerfetzte Körper eines Pilgers flog aus der engen Kammer. Eine weitere Stichflamme hüllte ihn
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