Silberband 113 - Der Loower und das Auge
Sumpf des Trap-Ozeans allein für ihn erbaut worden wäre. Er zählte Perry Rhodan und Atlan zum Kreis der Auserwählten und erfuhr, dass noch eine dritte Persönlichkeit dazugehörte, abgesehen von ihm – er war ja nur ein Roboter.
Als er die Wohn-Rotunde mit dem asymmetrischen Schwimmbecken und einem Garten voll exotischer Flora betreten wollte, stellte sich ihm eine Gestalt mit weiblichen Proportionen entgegen, die mit rauchiger Stimme sanft, aber bestimmt ablehnte: »Für Roboter ist der Zutritt verboten.«
»Selbst einer«, gab der Vario zurück und ortete sofort, dass es sich bei seinem Gegenüber um eine Maschine in humanoider Biomolplastverkleidung handelte. »Ich besitze wenigstens eine Biopositronik.«
»Besäße ich eine solche nicht, könnte ich mich mit dir gar nicht auf dieser verbal-banalen Ebene unterhalten, Vario«, erwiderte der feminin-humanoide Dienstroboter. »In einer Kokonmaske würde ich dich passieren lassen, diese Möglichkeit steht dir offen. Warum machst du davon nicht Gebrauch?«
Nach diesem Hinweis musste er nicht lange nach einem Zugang zur Umkleidekammer suchen. In der Kammer hingen, in speziellen Halterungen, sechs Kokonmasken, die nicht seinem bewährten Fundus der 867 PVK-Masken entstammten. Jede der sechs Masken war mit Namen und Charakterzügen ausgezeichnet, deren Daten er jedoch nicht speichern konnte. Ein Zusatzkode besagte, dass er sie nur zur besonderen Verwendung benützen und ohne Genehmigung der stationären Positronik die Gruft der Erkenntnis in keiner dieser Masken verlassen durfte.
Er wählte eine Kokonmaske aus, die den Namen Dr. Henry Jekyll trug. Und während er auf seinem Antigravfeld hochschwebte, seinen eiförmigen Robotkörper in die Öffnung der pseudovariablen Kokonmaske schlüpfen ließ und dann sofort Ortungskopf und Teleskopglieder ausfuhr, gab er wie im Selbstgespräch seine Gedanken preis: »Einen seltsamen Humor hatten die Erbauer der Gruft. Fehlt nur noch, dass hier auch ein Mr. Edward Hyde erscheint.«
Als Dr. Jekyll kehrte er in den Wohnsektor zurück und ließ sich von Lotte, wie der weibliche Humanoid-Roboter hieß, durch die drei Rotunden führen. Zwei der Rundhallen waren in drei Ebenen und in komfortabel ausgestattete Unterkünfte unterteilt. Die Einrichtung war zeitlos und wirkte in keiner Weise veraltet, obwohl die Wohnräume vor über 150 Jahren ausgestattet worden waren.
Lotte war offenbar auf harmlose Konversation programmiert, denn sie erklärte alles im Plauderton einer Gesellschaftsdame, ohne den Vario merken zu lassen, dass er ein Roboter wie sie war.
Es gab noch weitere humanoide Dienstroboter, die den hier in Klausur befindlichen Menschen die Zeit kurzweilig gestalten sollten. Aber der Vario begnügte sich mit Lotte.
Bei der Führung durch den Wohnsektor erfuhr er, wer außer ihm zu den Auserwählten gehörte. Lotte zeigte ihm Atlans und Perry Rhodans Unterkünfte, die auf ihre persönlichen Bedürfnisse ausgerichtet waren. Es gab auch diesen dritten Wohnbereich.
»Ich habe erwartet, dass Julian Tifflor als Erster hierherkommen würde«, sagte der Lotte-Roboter.
»Wenn das der Erste Terraner wüsste, wäre er längst schon nach Olymp gekommen«, erwiderte der Vario. »Wieso ist er nicht eingeweiht?«
»Darauf weiß ich keine Antwort.«
Der Vario ging danach stets in der Maske des Dr. Jekyll in eine der Wohn-Rotunden, wenn er Probleme mit dem Schaltplan der Laser-Projektoren hatte, die intensive Gedankenarbeit erforderten. Er begründete es damit, dass der egobioplasmatische Teil seines Gehirns die warme Atmosphäre des Wohnsektors für die schöpferische Tätigkeit benötigte.
Jetzt endlich, nach drei vollen Tagen, glaubte der Vario-500, den Schaltplan der Projektoren vollständig erfasst zu haben. Er schaltete sie ein. Nichts geschah, abgesehen davon, dass einige Bündel kohärenten Lichts durch die Rotunde geisterten und schnell wieder erloschen.
Der Vario begab sich in die Umkleidekammer und schlüpfte wieder in die Maske. Auf halbem Weg zur Wohn-Rotunde 1 stoppte ihn jedoch eine Stimme, die plötzlich hinter ihm erklang.
»Auf ein Wort, Dr. Jekyll!«
Als er sich umwandte, stand er einem würdevollen älteren Mann gegenüber.
»Darf ich mich vorstellen, ich heiße Robert Louis Stevenson.«
Der Vario nahm sofort eine umfassende Ortung der Erscheinung vor. Überrascht erkannte er, dass es sich um keinen Roboter handelte. Die Ortungsergebnisse wiesen den Mann eindeutig als Menschen aus.
»Sie müssen der
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