Silberband 113 - Der Loower und das Auge
meinte, als der Laser-Mann.
»Nicht dienen, sondern helfen«, berichtigte Stevenson. »Die Erbauer der Gruft haben leider bestimmt, dass du über mich verfügen kannst. Aber bilde dir nicht ein, dass ich mich deshalb von dir beherrschen lasse.«
»Bevor wir uns um Kompetenzen streiten, verrate mir erst, was du kannst«, sagte der Vario, um das Thema zu beenden.
»Ich besitze eine Art hyperphysikalische Mimikry-Fähigkeit«, erklärte Stevenson. »Ich kann mich in alles verwandeln, was du willst, wenn es nicht kleiner als eine menschliche Hand oder größer als ein Pferd ist. Innerhalb dieser Grenzen bin ich hundertprozentig wandlungsfähig. Du kannst mich auf die Probe stellen. Als was möchtest du mich haben?«
»Ist deine Fähigkeit auf die Darstellung von Lebewesen beschränkt, oder kannst du dich ebenso in leblose Dinge oder technische Geräte verwandeln?«, fragte der Vario zurück.
»Innerhalb der erwähnten Größenordnung besitze ich keine Einschränkungen«, sagte das Hologramm fast beleidigt. »Also, mache den Test. Als was möchtest du mich sehen?«
»Als Haluter«, sagte der Vario, ohne zu überlegen.
Eine kurze Pause entstand. Schließlich sagte Stevenson: »Wenn du das haben willst, sende endlich den entsprechenden Funkimpuls. Die Frequenz kennst du aus den Daten des Schaltschemas.«
»Sieh an, du bist also auf mich angewiesen«, stellte der Vario fest und ließ seine Dr.-Jekyll-Maske grinsen. Aber Stevenson sah es gar nicht, denn er hatte sich abgewendet.
»Wie lange muss ich warten?«, fragte er ungehalten. »Willst du eine Probe meiner Verwandlungskunst oder nicht?«
Der Vario gab den Funkimpuls – und innerhalb eines Sekundenbruchteils stand anstelle des alten Mannes ein etwas klein geratener Haluter vor ihm, der für einen dieser vierarmigen Riesen zudem auch noch recht schmalwüchsig war.
»Was du von mir verlangst, liegt hart an der Grenze meines Könnens«, grollte der holografische Haluter. »Aber dafür kann ich die Molekularstruktur meines Körpers wie ein Haluter verändern und besitze ebenfalls ein Plan- und Ordinärgehirn; mein Konvertermagen kann alles verdauen; mit dem Gebiss zermalme ich Terkonitstahl. Ich habe alle Eigenschaften eines Haluters. Willst du dich davon überzeugen, Vario? Ich kenne deine Daten, und darin heißt es unter anderem, dass du stark wie ein Haluter seist. Willst du dich mit mir messen?«
Der Vario war in keiner Weise mehr erstaunt, dass ihm die Ortung von seinem Gegenüber alle Daten eines echten Haluters vermittelte. Er ging jedoch nicht auf die Herausforderung des Hologramms ein, sondern schickte einen anderen Impuls.
Im nächsten Moment sah er vor sich ein eiförmiges Gebilde aus Metall. Seine Ortung wies das Material als Atronital-Compositum aus, eine Legierung, aus der auch der Grundkörper des Vario-500 bestand. Kein Wunder, hatte er doch von dem Hologramm verlangt, dass es ihn selbst darstelle.
Das fünfzig Zentimeter hohe Metallei schwebte in einem Antigravfeld und fuhr den Ortungskopf aus. Dann ertönte die Stimme von Kaiser Anson Argyris.
»Auch wenn du von mir verlangst, dass ich zu deinem Doppelgänger werde, bleibe ich dir überlegen. Denn ich benötige für meine Verwandlung keine PVK-Masken und kann alles in Gedankenschnelle durchführen.«
»Die Täuschung ist perfekt, zugegeben«, sagte der Vario. »Trotzdem ist alles nur Illusion. Du bist nur scheinbar mein Doppelgänger.«
Während er redete, ließ der Vario aus der Höhlung seines rechten Armes den Thermostrahler ausfahren und die Biomolplastschicht der Jekyll-Maske durchstoßen. Er gab ohne Warnung einen dosierten Schuss auf das Hologramm ab, der auch ihm selbst nichts hätte anhaben können. Gleichzeitig nahm er Messungen vor, die ein Ergebnis zeigten, als hätte er tatsächlich auf ein Objekt aus AC-Legierung gefeuert.
»Welche Beweise brauchst du denn noch ...«, begann der holografische Vario-500. Der echte Vario ließ ihn nicht zu Ende reden und befahl ihm über Funk, die Grundgestalt wieder anzunehmen.
»Bist du nun zufrieden, Vario?«, fragte der Laser-Mann. »In was ich mich auch verwandle, ich nehme stets die physikalischen Eigenschaften des gewünschten Objekts an. Natürlich trifft das genauso auf die chemischen Eigenheiten und organischen Abläufe zu. Als du mich unter Beschuss nahmst, hättest du nur mehr Energie abgeben müssen, dann wäre ich zerstrahlt worden.«
»Heißt das, du wärst eliminiert worden und hättest nicht einmal mehr als Stevenson in
Weitere Kostenlose Bücher