Silberband 113 - Der Loower und das Auge
Spalt hatte nur noch eine Weite von dreißig Metern, und voraus lag eine Zone, in der er taghell erleuchtet war.
Während Mausbiber Gucky und Milder Dano sich diesem Bereich näherten, sahen sie zwei mit Kellnern besetzte Gleitfahrzeuge in den großen Schacht hinausfliegen und ein drittes aus der Tiefe des Schachtes emporsteigen. Schließlich gewahrten sie die Umrisse mächtiger Maschinen und die vergleichsweise winzigen Gestalten von Kellnern, die sich an den Aggregaten zu schaffen machten. Der Spalt verlief hier, auf den letzten achthundert Metern, waagrecht. So weit das Auge reichte, standen Maschinen, und überall waren Kellner tätig. Kleine Gleitfahrzeuge brachten Rohmaterial heran, transportierten offenbar fertige Waren ab und schafften Bedienungsmannschaften zu den Maschinen.
»Mich trifft der Schlag«, staunte Dano. »Das ist eine richtige Fabrik.«
Gucky interessierte sich für eine Reihe kleinerer Geräte, die am Rand des Fertigungsgeländes aufgestellt waren. Sie waren in regelmäßigen Abständen angeordnet, während die übrigen Maschinen ohne erkennbares System umherstanden. Seltsam war außerdem, dass keines dieser Aggregate auch nur von einem einzigen Kellner bedient wurde, während an den großen Maschinen ganze Mannschaften tätig waren.
»Findest du das auch merkwürdig?«, fragte der Ilt.
»Was?«
»Im Innern eines Planeten mit schwankender Gravitation, der häufig von schweren Beben erschüttert wird, errichtet jemand eine Fabrik. Die schweren Maschinen werden in einem Felsspalt aufgebaut, dessen Decke nur von der Laune der Natur gestützt wird und jederzeit zusammenbrechen kann. Wie, glaubst du, würde es hier nach einem Beben aussehen?«
»Schrecklich«, sagte Dano.
»Dennoch besteht diese Fabrik schon seit langer Zeit, das ist den Maschinen anzusehen. Also hast du recht: Die Kellner verstehen es, sich gegen die Beben zu schützen. Ich nehme an, dass die Reihe der kleinen Aggregate ein Feld erzeugt, das der gesamten Anlage die nötige Stabilität verleiht.«
»Ich hab's doch geahnt«, äußerte sich Dano verwirrt.
»Wenn wir weiterkommen wollen, brauchen wir Informationen.« Gucky wechselte das Thema. »Die können wir aber nur von den Kellnern selbst bekommen. Also müssen wir den Translatoren Gelegenheit geben, sich auf die fremde Sprache einzustellen.«
Milder Dano ließ den Blick prüfend über das Fertigungsgelände gleiten.
»Sieht nicht allzu schwierig aus. Deckung gibt es genug. Wir können uns ...«
»Nicht wir, nur ich. Ich bin unauffälliger und auch ohne Teleportation behänder als du. Gib mir deinen Übersetzer. Und während ich weg bin, machst du dich am besten so klein wie möglich.«
Der Ilt wartete Danos Entgegnung gar nicht erst ab. Auf allen vieren huschte er davon, entfernte sich dabei vom Rand des Schachtes und suchte hinter einem der kleinen Aggregate Deckung. Kurze Zeit später verschwand er schon im Schatten einer der mächtigen Maschinen, an der sechs Kellner arbeiteten.
Milder Dano dachte gar nicht daran, womöglich stundenlang untätig herumzuhocken. Er ließ den Schacht hinter sich und lief auf den Hintergrund des Spaltes zu. Dabei gab er sich alle Mühe, dass er von den Kellnern nicht entdeckt wurde, obwohl er keine Ahnung hatte, wie weit die Schwarzen mit ihrem Riesenauge sehen konnten.
Nach etwa einem Kilometer hatte er das rückwärtige Ende des Fabrikgeländes vor sich. Der dreißig Meter weite Spalt endete an einer Felswand. Mehrere hohe Öffnungen in der Wand erinnerten Dano an die Mündung des Antigravschachts, durch den er mit dem Ilt stundenlang geschwebt war.
Er beobachtete geraume Zeit und sah mehrere Kellner, die, aus der Tiefe kommend, durch die Öffnung traten oder die in die Schächte sprangen und nach unten sanken. Die Schächte dienten offenbar ohne Ausnahme der Verbindung mit einer tiefer gelegenen Ebene. Das war interessant zu wissen, denn da Dano innerhalb des Fertigungsgeländes keine Spur der Kellner sah, die die ERRANTHE ausgeräumt hatten, nahm er an, dass sie ohne Aufenthalt weitergezogen waren. Sie mussten einen oder mehrere der Schächte im Hintergrund benutzt haben, folglich war die Mannschaft der ERRANTHE in der Tiefe zu suchen.
Ein durchdringendes, ratterndes Geräusch ließ den Astronomen aufhorchen. Im Hintergrund des Fabrikgeländes, nahe der Felswand, standen die Maschinen nicht so dicht wie weiter vorne. Er sah dort ein ausgedehntes Gebilde, aus dem er nicht schlau wurde, bis er sich einige hundert Meter
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