Silberband 113 - Der Loower und das Auge
Frau kopfschüttelnd. »Aber nachdem du mich auf die Idee gebracht hast, werden vielleicht bald welche vorliegen.«
Schon auf dem Gang vor der Kabine dachte Pankha-Skrin darüber nach, wie er trotzdem an Laire herankommen könnte. Zu seinem Leidwesen blieben neue Ideen aus.
Die Überraschung kam zehn Minuten später. Urplötzlich sah er sich mit Laire konfrontiert, und er hätte schwören können, dass der Roboter bei seinem Anblick erschrak. Dem Quellmeister ging es allerdings um keinen Deut besser.
Schweigend standen sie einander gegenüber, in einem Gang, der völlig verlassen schien. Wie von einem Instinkt getrieben, hob Laire seinen rechten Arm und legte sich schützend die Hand vors Auge.
Diese Bewegung brach den Bann.
»Ich will nichts von dir«, sagte Pankha-Skrin. »Was geschehen ist, liegt unendlich weit zurück. Wir sind keine Feinde, Laire!« Das klang wie eine Beschwörung.
»Wenn du es so siehst, rufe den Helk und gib mir das Auge zurück«, antwortete der Roboter schleppend. »Dann werde ich die Feindschaft zwischen uns vergessen.«
»Du weißt, dass ich dir diesen Wunsch nicht erfüllen kann. Wir brauchen das Auge!«
»Trotzdem redest du von Frieden und Vergessen, Loower?«
»Verstehst du denn nicht?«, rief Pankha-Skrin verzweifelt. »Kein Loower hat dich jemals gehasst, niemand wollte dir etwas antun. Wir brauchen das Auge, weil die Kosmokraten uns bedrohen.«
»Das bildet ihr euch ein.«
»Ich mag nicht darüber streiten. Wenn du genau nachdenkst, wirst du feststellen, dass sogar du den Kosmokraten allerhand vorzuwerfen hast. Sie hätten dich längst zurückholen können ...«
»Du weißt nicht, wovon du redest.«
»Weißt du es?«, rief Pankha-Skrin aus. »Weißt du, wer oder was die Kosmokraten sind und welche Mittel ihnen zur Verfügung stehen? Nur zu, erkläre es mir, dem unwissenden Loower. Vielleicht kann ich dich dann verstehen.«
Laire hatte die Hand wieder sinken lassen. Kalt blickte er auf den Loower hinab, der sich vor ihm in der Tat wie ein Zwerg ausnahm. Pankha-Skrin trat instinktiv einen Schritt zurück, und er betrachtete den Roboter misstrauisch.
Aber Laire drehte sich in einer unbeschreiblich eleganten, fließenden Bewegung um und schritt davon.
Erschrocken und enttäuscht zugleich ging der Quellmeister ebenfalls weiter. Rein mechanisch betrat er ein Laufband und befand sich Minuten später vor einer Transmitterstation. Seine Gedanken an die Loower der GONDERVOLD, um die er sich kümmern musste, hatten ihn nicht mehr auf den Weg achten lassen. Sie durften von ihrem Quellmeister erwarten, dass er ihnen zeigte, was zu tun war.
Trotzdem betrat er die winzige Messe vor der Transmitterstation. Er brauchte eine Erfrischung.
Es gab in dieser Messe zwar kein dem Körperbau eines Loowers angepasstes Sitzmöbel, doch immerhin mehrere Bänke, auf denen sich nahezu jedes aufrecht gehende Wesen wohlfühlen konnte. Der Quellmeister nahm Platz und wählte ein Glas Wasser.
Während er trank, wurde der Transmitter aktiv. Pankha-Skrin sah auf, doch obwohl ihm in Richtung des Transmitters ein ausreichend großes Blickfeld zur Verfügung stand, sah er niemanden.
Er spürte jedoch sein Quellhäuschen pulsieren. Dieses besondere Organ, das er durch langes entelechisches Denken erworben hatte, meldete sich nur, wenn besondere Vorgänge Anlass dafür gaben.
Sekunden später wischte etwas unmittelbar vor seinen Stielaugen vorbei, und das Quellhäuschen pulsierte noch heftiger. Es reagierte seit der Ankunft im Drink-System ohnehin empfindlich, was zweifellos auf die nahe gelegene Materiequelle zurückzuführen war. Pankha-Skrin konnte sich die Veränderung des Skri-marton gar nicht anders erklären.
Er hörte Stimmen – dünne, äußerst leise Stimmen. Von weit her schienen sie ihm Worte in der Sprache der Terraner zuzurufen. Andererseits hatte er das Gefühl, diese Stimmen wären ihm sehr nahe.
»Genug!«, rief Pankha-Skrin endlich aus, und sein Translator übersetzte. »Wer seid ihr? Zeigt euch sofort!«
Eine Sekunde später spürte er eine Berührung an einem seiner Greiflappen, und als er sich ungeduldig bewegte, weil die Störenfriede immer noch unsichtbar waren, ertönte ein halb empörter, halb entsetzter Schrei.
»Rohling!«, dröhnte es aus dem Translator. »Fast hätte er sich das Genick gebrochen.«
Pankha-Skrin beugte sich vor und sah genau hin. Ganz genau. Er entdeckte ein winziges Männlein, nicht größer als zehn Zentimeter, grünhäutig und mit kahlem
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