Silberband 114 - Die Sporenschiffe
ich Ihnen nun mitteile, ist ein außerordentliches Geheimnis«, sagte der Zeremonienmeister. »Sie werden es, so schwer es Ihnen auch fallen mag, für sich behalten müssen. Es sei denn, Sie wollen, dass wir Ihr Gedächtnis korrigieren.«
Für einen Augenblick fragte sich der Richter, ob er all dies wirklich erlebte, ob nicht alles nur ein schrecklicher Traum war.
»Wir werden nichts unternehmen«, erklärte Kasault kategorisch.
»Nichts?«, echote von Veylt fassungslos.
»Bedenken Sie, was auf dem Spiel steht. Im Dom sind die Abgesandten von Hunderten Planeten versammelt, dazu kommen die Mitglieder großer und einflussreicher Familien aus ganz Norgan-Tur. Alle glauben an die Erfüllung von Recht und Ordnung durch den Orden der Ritter der Tiefe. Wenn wir ihnen nun das unwürdige Schauspiel einer Unterbrechung oder Verschiebung der Feierlichkeiten bieten, stellen wir die Glaubwürdigkeit des Ordens infrage.«
Der Richter spürte, dass diese Worte tief in seinem Innern etwas auslöschten. »Sie erlauben, dass dieses Verbrechen geschieht – wegen einer ... Feier?«, sagte er stockend.
»Für Sie mag das unverständlich und hart erscheinen, aber wir haben keine andere Wahl. Der Orden muss funktionsfähig bleiben. Jedes Zeichen von Schwäche wäre verhängnisvoll.«
»Sie werden also einen Bastard weihen?«
»Es ist nur ein Kind, irgendein Kind.«
»Aber es wurde von Verbrechern untergeschoben, die bestimmte Absichten verfolgen.«
Kasault berührte ihn abermals, doch diesmal sprang nichts von seinen Gefühlen auf den Richter über. Der alte Mann hatte sich verschlossen.
»Das Kind wird Igsorian von Veylt sein«, sagte der Zeremonienmeister. »Wir werden es mit einem Suggestivblock belegen, sodass es wie ein Ritter der Tiefe für Recht und Ordnung kämpfen wird. Dieses Kind, wer immer es ist, wird sich für Igsorian von Veylt halten und wie Igsorian von Veylt auftreten.«
»Das ist absurd und makaber!«
»Ich verstehe Sie«, sagte Kasault.
»Wirklich?« Von Veylt schrie jetzt. »Dieser erbärmliche Winkelzug zum Schutz einer ehrbaren Institution wird zur Folge haben, dass der Orden zerfällt. Wenn der Orden sich in den Händen von Wesen befindet, die zu solchen faulen Kompromissen bereit sind, hat er keine Existenzberechtigung mehr.«
Erschrocken wich Kasault zurück. »Sie wissen in Ihrer Verbitterung nicht mehr, was Sie sagen, Richter! Ich warne Sie! Auch nur an ein Ende des Ordens zu denken bedeutet Verrat. Sie wissen um die Legende, dass alle Sterne erlöschen, wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen sein wird.«
»Dieser ganze Orden ist nur eine Legende«, ereiferte sich von Veylt. »Ich sollte froh darüber sein, dass meinem Sohn das Schicksal erspart geblieben ist, einer Bande von Kompromisslern bei der Erfüllung ihrer Wünsche zu helfen.«
Der Schcoide wandte sich zur Tür um und rief mehrere Domwarte herein. »Kümmert euch um den Richter!«, ordnete er an. »Es ist besser, wenn er nicht an den Feierlichkeiten teilnimmt.«
Von Veylt rührte sich nicht. Er hatte seinen Sohn verloren und, was noch schlimmer war, den Glauben daran, dass alles, was er in seinem Leben getan hatte, einen Sinn besaß.
»Er sieht krank aus«, sagte einer der Domwarte. »Sollen wir ihn gewaltsam festhalten, wenn er versuchen sollte, in die Halle zu gelangen?«
»Er wird überhaupt nichts tun«, behauptete Kasault und ging hinaus.
Er behielt recht. Richter Parcus von Veylt schwieg die siebzehn letzten Jahre seines Lebens.
22.
Das Ende der ZYFFO
Während sie mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit durch den Kosmos rasten, bildeten die ZYFFO und die PYE eine Konstellation, die der eines winzigen Sonnensystems entsprach. Das heißt, die PYE führte einen zusätzlichen Bewegungsablauf durch und umkreiste das Schiff des Ritters in regelmäßigem Abstand.
Noch befand sich Igsorian von Veylt in Trance wie vor jedem schweren Kampf. Donnermann, der Androide, sprach über Funk mit Orbiter Zorg über die bevorstehende Auseinandersetzung.
»Der Sektor, in den wir jetzt mit der ZYFFO und der PYE eindringen, wird Kinsischdau genannt«, sagte Donnermann soeben. Der langsam erwachende von Veylt hörte die Stimme wie aus weiter Ferne. »Kinsischdau wurde in tiefer Vergangenheit von dem weisen Volk der Dohuuns bewohnt. Als die Zeit gekommen war, von der kosmischen Bühne abzutreten, gaben die Dohuuns ihr Wissen an die aufstrebenden Giroden weiter. Die Giroden waren jedoch nicht in der Lage, diesen unermesslichen
Weitere Kostenlose Bücher