Silberband 114 - Die Sporenschiffe
war diesem Willkommensgruß keine allzu große Bedeutung beizumessen.
»Du bist nicht Armadan von Harpoon?«, fragte die mechanische Stimme.
Damit war die Frage nach dem Erbauer bereits geklärt. Coonor wusste, dass Armadan von Harpoon ein Ritter der Tiefe war. Nach seinen Informationen lebte von Harpoon nicht mehr.
»Ich bin Igsorian von Veylt«, sagte er. »Meine eigene Auffangstation wurde längst zerstört, sodass ich gezwungen war, dieses Alternativangebot anzunehmen.«
»Du bist willkommen.«
»Wo befinde ich mich?«
»Auf einem unberührten Planeten in einer namenlosen Galaxis.«
»Weißt du etwas über Armadan von Harpoons Verbleib?«
»Nein.«
Coonor dachte kurz nach. »Welche Informationen hast du von ihm zuletzt erhalten?«, fragte er weiter.
»Armadan von Harpoon hat die Horden von Garbesch aus dieser Galaxis vertrieben. Danach ist er aufgebrochen, um seinen Kampf gegen die negativen Kräfte des Universums an anderer Stelle fortzusetzen. Er hat jedoch gewisse Vorkehrungen getroffen für den Fall, dass die Garbeschianer jemals zurückkehren sollten. Ich glaube, dass eine Großanlage existiert. Sie befindet sich wohl im Zentrumsbereich der Galaxis.«
Die Erwähnung der Großanlage erweckte Coonors Aufmerksamkeit.
»Ich werde dich nun in Langzeitschlaf versetzen«, fuhr die Stimme fort. »Bis jemand kommen wird, um dich abzuholen.«
Harden Coonor unterdrückte einen entsetzten Aufschrei. Die Chance war sehr gering, dass jemand vom Wächterorden jemals hier erschien. Das bedeutete vermutlich, dass er schlafen würde, bis die Anlage zerfiel – und dann würde er sterben.
Er musste Zeit gewinnen und nach einer Möglichkeit suchen, die Anlage zu überrumpeln. Auf keinen Fall durfte er ihr gestatten, ihn in den Langzeitschlaf zu versetzen.
»Was geschieht, wenn ein Feind erscheint, bevor ich abgeholt werde? Die Horden von Garbesch zum Beispiel?«
»Dann werde ich ein entsprechendes Signal empfangen und dich wecken.«
Coonor verzog das Gesicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Feind kam, war zwar beträchtlich größer als die, dass ein Retter auftauchte, aber sie war dennoch erbärmlich gering. So oder so, er war zum Schlaf bis in den Tod verdammt, wenn ihm kein Ausweg einfiel.
Er blickte an sich hinab. Zum ersten Mal seit seiner Materialisation wurde er sich seines Körpers bewusst, der ihm seltsam fremd erschien. Unwillkürlich überlegte er, ob er als Igsorian von Veylt genauso ausgesehen hatte. War es möglich, dass der Transfer aus der ZYFFO ihn verändert hatte?
»Entspanne dich«, sagte die Anlage. »Ich werde jetzt beginnen.«
»Womit?«, fragte er begriffsstutzig.
»Dich in den Schlaf zu versetzen ...«
»Halt!« Harden Coonor verlor die Beherrschung.
Von irgendwoher erklang ein leises Zischen.
»Den Vorgang sofort abbrechen!«, befahl Coonor. Er hielt den Atem an und wartete, das Zischen hörte jedoch nicht auf.
»Abbrechen!«, ordnete er noch einmal an. »Ich darf keinesfalls einschlafen, denn es gibt außerordentlich wichtige Dinge zu tun. Zunächst möchte ich mich draußen umsehen, damit ich im Fall des Aufweckens sofort für einen Einsatz gerüstet bin. Darüber ... hinaus ... muss ... die ... die ...Ent... schei...«
Sosehr er sich auch anstrengte, um sich wach zu halten, der äußere Einfluss erwies sich als stärker. Das Bild der maschinellen Umgebung verschwamm vor seinen Augen, seine Gedanken schweiften ab.
Harden Coonor schlief mit der Gewissheit ein, dass er nicht wieder aufwachen würde.
Kartlebec
Mezza Angdröhm saß am oberen Rand der Carchan-Schlucht und hatte die Schwingen so weit gespreizt, dass sein müder, alter Körper von den letzten Strahlen der Abendsonne erwärmt wurde. Es kam in letzter Zeit immer öfter vor, dass er während seiner Patrouillenflüge pausieren musste, umso größer war natürlich die Gefahr, dass der Familie in der Schlucht etwas widerfuhr. Sie kämpften alle mit den Anzeichen des Alters: Tschan, die Yardahanada, Soono und Eltariccer. Bei dem Kitter war Angdröhm sich nicht ganz sicher, denn der Wandelbare war offenbar in der Lage, seine Zellen zu beeinflussen. Vielleicht hätte Tschan daran denken sollen, das Gebiet der Schluchten allmählich zu verlassen und mit seiner Familie im Corcor-Hochgebirge oder in den Tälern weiter westlich einen Unterschlupf zu suchen. Gewiss, Tschan war ein Kind der Schluchten, er war an den immerwährenden Kampf gegen die Unbilden der Natur gewöhnt, aber überschätzte offensichtlich
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