Silberband 114 - Die Sporenschiffe
von Saedelaere gelöst, als wir allmählich durchsichtig wurden. Nun bin ich der Mann mit der Maske.
Calher kicherte irrwitzig. Er war jetzt der Einzige an Bord, der bei der Rückkehr in den Normalzustand keine Angst haben musste. Er würde mit Sicherheit nicht wahnsinnig werden, er nicht, denn er hatte ja das Cappinfragment.
Rückkehr?
Gab es überhaupt eine Möglichkeit?
Sein Blick fiel auf das Funkholo. Er sah Rhodans Konterfei und dass der Terraner die Lippen bewegte, aber er hörte so gut wie nichts. Nur ein feines Wispern schien aus unendlicher Entfernung zu kommen. Der Atem des Universums, dachte Calher ergriffen.
Die Einmaligkeit seines Zustands wurde ihm bewusst. Diese befremdliche Situation musste mit dem Sextadim-Experiment zu tun haben. Offenbar reagierte die Aura auf den Zugriff recht lebhaft.
Ich muss die Energiezufuhr unterbrechen, erkannte Calher. Dann kann sich die Aureole stabilisieren, und wir werden wieder normal.
Alle, nur er nicht. Aber wahrscheinlich war er der Einzige an Bord, der überhaupt noch in der Lage war, die Korvette und ihre Besatzung zu retten. Vielleicht lag es daran, dass er jetzt das Cappinfragment trug. Welche Ironie.
Calher machte einen Schritt auf den Piloten zu. Von Kosums Platz aus konnte er die wichtigsten Aggregate der Korvette steuern. Der Haken war nur, dass er von der Technik einer Korvette erschreckend wenig verstand. Er beherrschte seinen Arbeitsplatz, aber je weiter er sich davon entfernte, desto schlechter war es mit seinen Kenntnissen bestellt.
Dennoch griff er entschlossen zu.
Mitten in der Luft stieß seine Hand auf ein feuchtwarmes, klebriges Etwas. Die unsichtbare Masse schloss sich wie Gallerte um den Arm, er tauchte bis zum Schultergelenk in den seltsamen Brei ein, und auch seine Knie stießen auf diesen nachgiebig zähen Widerstand.
Calher zog sich zurück. Er fing an, das Hindernis zu betasten, um dessen Abmessungen festzustellen. Eine Zeit lang konnte er nicht viel mit dem anfangen, was er spürte, doch als er endlich begriff, würgte er vor Entsetzen.
Die zähe Masse, in die er hineingegriffen hatte wie in einen überdimensionalen Pudding, hatte die Umrisse eines menschlichen Körpers.
Denph Calher prallte zurück.
Um ihn herum war die vertraute Umgebung, aber er selbst gehörte nicht mehr dazu. Verloren zwischen den Dimensionen, ein Robinson der Ewigkeit, das war das grauenvolle Schicksal, dessen bloße Ahnung ihn beinahe in den Wahnsinn trieb.
An Bord der BASIS sah Perry Rhodan mit steigendem Befremden, wie die Männer und Frauen in der Korvette verschwanden.
»Lasst die Funkverbindung offen!«, bestimmte er, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass auf seine Rufe niemand mehr antwortete. »Was sagen die Ortungen?«
»Massetastung unverändert, und das schließt die organischen Strukturen ein!« Die Antwort kam prompt.
Um Rhodans Mundwinkel zuckte es verhalten. Alle Besatzungsmitglieder der Korvette existierten also noch, wenn auch in einer zweifellos höchst befremdlichen Zustandsform.
»Der Normalenergietaster zeigt keine besondere Reaktion«, fuhr der Ortungsoffizier fort. »Im Sextadimbereich tut sich jedoch einiges. Kemoaucs Aura ist ein wenig schwächer geworden – andererseits strahlt die Korvette immer stärker im Sextadimbereich, sie gleicht einer schnell wachsenden Feuerkugel.«
Rhodan nickte knapp. Atlan und die ihn begleitenden Wissenschaftler hatten versucht, die Sextadim-Komponente der Aura anzuzapfen und abzusaugen. Ein sehr spezielles Verfahren, das keineswegs risikolos war.
»Wir wiederholen das Experiment der Korvette«, entschied der Terraner. »Wir müssen das Beiboot derart entlasten, dass die Besatzung ins Normalkontinuum zurückkehren und die Sextadim-Verbindung zur Aura kappen kann.«
»Im ungünstigsten Fall werden wir das gleiche Schicksal erleiden werden wie Kosum und seine Leute«, warnte ein Energietechniker.
»Das stimmt«, bestätigte Rhodan. »Ich gebe zu, dass ich das Risiko sogar als sehr hoch einschätze. Wir haben es mit Phänomenen zu tun, die wir nicht zur Gänze begreifen; von einer Beherrschung dieser Technologie kann keine Rede sein. Aber nach meiner Einschätzung der Lage gibt es keine andere Möglichkeit für uns, einzugreifen.«
Eine Blitzumfrage über Interkom ergab, dass die Mehrzahl der Menschen an Bord Rhodans Vorschlag befürwortete, wenn auch teils mit erheblichen Bedenken.
»Ich will niemanden zwingen, ein seiner Ansicht nach unvernünftiges Risiko einzugehen«, stellte
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