Silberband 114 - Die Sporenschiffe
Kemoauc dabei getötet wird«, führte Waringer den Gedanken weiter.
»Also keine brauchbare Alternative«, stellte Rhodan fest. »Macht euch an die Arbeit!«
»Ich schlage vor, dass wir mit der Sextadim-Komponente beginnen«, sagte Waringer. »Haben wir dafür erst einmal einen Ausgleich gefunden, ist der größte Teil des Problems gelöst.«
Denph Calher hatte angespannt zugehört und die Raumüberwachung gerade einmal vage im Auge behalten. Zu sehen war ohnehin nur das mittlerweile vertraute Bild. Die BASIS stand unbeweglich im Raum, ebenso die sechs Schiffsgiganten – es kam Calher fast wie ein Wunder vor, dass solche Kolosse überhaupt von einer Besatzung beherrscht werden konnten. Mondgroß, das beschrieb die ungeheuren Abmessungen dieser Raumschiffe noch am besten. Er spürte, wie ihn die Angst beschlich. Instinktiv schreckte er davor zurück, Intelligenzwesen ins Handwerk zu pfuschen, die solche Schiffe auf die Reise schicken konnten.
Er war nervös, als das erste Experiment anlief und Kosum die Energie der Speicherbänke in Projektorbatterien leitete. Vielfältige Überwachungsholos bauten sich auf.
»Ortung: Verändert sich die Aura?«, rief Kosum.
Schuldbewusst zuckte Calher zusammen. Er hatte sich in den letzten Minuten weit mehr auf das Experiment konzentriert, als auf seine Instrumente. Nun wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. »Die Aura bleibt konstant!«, meldete er. »Keine Reaktion erkennbar.«
Der Letzte der Mächtigen wurde von dieser Energiebarriere abgeschirmt. Die Sporenschiffe hingen weiterhin bewegungslos im Raum. Wussten ihre Besatzungen, dass alle Anstrengungen der Terraner vergebens bleiben mussten, und verhielten sie sich deshalb passiv?
»Jetzt!«, rief Calher entgeistert. Eine der vielfältigen Anzeigen fiel langsam ab, die Wissenschaftler hatten es tatsächlich geschafft. Der Sextadim-Anteil des Schutzschirms – oder wie immer er Kemoaucs Aura auch bezeichnen wollte – wurde geringer.
»Der Schirm wird sextadim-instabil!«
Calher hielt es für ratsam, den Messbereich um eine Zehnerpotenz zu senken. Dazu musste er nur eine der schmalen Sensorflächen in Kopfhöhe betätigen. Doch irgendwie brachte er die Schaltung nicht zuwege, als wäre er unvermittelt abgerutscht. Er fasste nach, hackte mit den Fingerspitzen geradezu auf die leuchtende Fläche ein, die er unter der Hand deutlich sehen konnte ...
Sehen ...?
Durch die Hand hindurch?
Seine Augen weiteten sich in ungläubigem Erstaunen. Zugleich wurde ihm bewusst, dass seine Hand wirklich durchsichtig geworden war. Schon dieser Gedanke war entsetzlich. Aber dann bemerkte Calher, dass er nichts mehr hörte, und als er den Kopf senkte, verschwanden seine Uniform und sein ganzer Unterleib, und er konnte sehen, wie sich die Polsterung des Sessels langsam in die Höhe bewegte, weil sie vom Druck des Körpers entlastet wurde.
Oh nein!, dachte Denph Calher voll Panik. Nicht das!
Er war sicher, dass er in diesem Moment starb. Genau so hatte er sich das Sterben immer vorgestellt.
Er versuchte sich herumzudrehen, ohne Körper ein Unding, doch es funktionierte. Er sah jetzt die anderen, ihre Gesichter zeigten einen Ausdruck panischer Furcht. Wahrscheinlich konnten die Männer und Frauen ihren Körper ebenfalls nicht mehr sehen.
Der Trost dieser Erkenntnis war nur von vager Dauer, denn während eines einzigen Augenblicks wurden alle für Calher unsichtbar.
Jetzt ist es aus!, erkannte der Mann an der Ortung.
»Hallo, Leute!«, versuchte er zu sagen. Das kratzige Gefühl in Mund und Hals verriet ihm, dass er tatsächlich gesprochen hatte, trotz seines unsichtbaren Körpers und obwohl er selbst nicht einen Ton vernommen hatte.
Er streckte die Hände aus, denn er fürchtete sich plötzlich davor, mit einem der Unsichtbaren zusammenzustoßen. Siedend heiß war ihm eingefallen, dass es schon einmal einen Zusammenstoß zweier Lebewesen im Nirgendwo der Dimensionen gegeben hatte. Alaska Saedelaere war das Opfer ...
Ein wahnwitziger Verdacht überfiel ihn und quälte ihn mit jeder Sekunde mehr. Langsam, aber auch qualvoll zögernd hob er die Hände zum Gesicht.
Er fühlte nichts. Zumindest nicht sein Gesicht. Dennoch war da etwas Organisches, das sich unter den Fingerspitzen bewegte. Denph Calher stürzte kopfüber in ein Meer aus Angst und Verzweiflung.
Jetzt habe ich es! Von allen hundertsiebenundvierzig Besatzungsmitgliedern der Korvette muss ausgerechnet ich das verdammte Cappinfragment abbekommen. Wahrscheinlich hat es sich
Weitere Kostenlose Bücher