Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
erinnern konnte, das erste Mal, dass er wirklich schrie. »Antworte, oder ich verliere endgültig den Verstand!«
Er spürte Hände auf seinen Schultern, fuhr herum und sah Tupak, der ihn besorgt musterte.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sein Nachbar leise. »Bitte sagen Sie mir doch, was Ihnen fehlt!«
Ich muss mich normal verhalten, dachte Salik. Ich muss wenigstens so tun, als hätte ich meine Sinne beisammen!
»Ich bin eingeschlafen und habe schlecht geträumt«, versuchte er sich herauszureden. »Wahrscheinlich, weil ich sehr hungrig bin. Was der Automat liefert, schmeckt mir einfach nicht.«
Tupak lächelte. »Meine Frau wird etwas für Sie zubereiten!«, versprach er. »Kann ich darüber hinaus etwas für Sie tun?«
»Nein.« Saliks Stimme klang wieder so, wie er es gewohnt war.
Er fühlte Erleichterung, als Tupak den Raum verließ, und er verdrängte die Angst vor einer neuen Krise, indem er sich abzulenken versuchte.
Nach einer guten, reichlichen Mahlzeit fühlte er sich eine halbe Stunde später zum ersten Mal seit Längerem wieder wohl.
In den folgenden Tagen führte er ein seltsam traumhaftes Leben. Nach außen hin war er wieder der Alte: bescheiden, zurückhaltend, beinahe schüchtern. Salik sprach viel mit den Leuten von Tumain, nur äußerte er sich weder zu den Weltraumbeben noch über die Orbiter. Das änderte aber nichts daran, dass diese Probleme für ihn ständig gegenwärtig blieben.
Eines Morgens ging er, als niemand ihn sah.
Ich komme nicht zurück, stand auf der Folie, die er hinterließ. Wenn ihr eine Chance seht, euer Leben zu retten, dann nehmt sie wahr.
Das Blatt lag neben dem Trivid, das auf einen Nachrichtenkanal justiert war. Tupak, das wusste Salik, würde in den Nachrichten von den Weltraumbeben, der Arkonstahl-Pest und dem seltsamen Betonchor hören.
30.
Die Weltraumbeben verschonten nicht einmal das galaktische Zentrum. Als Anson Argyris die charakteristischen Impulse über seine Sensoren wahmahm, schenkte er der damit einhergehenden Strahlung kaum Beachtung. Er saß in einem Bunker auf Durzuul fest, nachdem die Zentrale auf Martappon ihn der Obhut der Arbeitsführerin Lyrta Rufur entzogen hatte. Die Orbiter hielten ihn weiterhin für einen Spion der Garbeschianer. Ihre Erfahrungen mit dem Vario-500 waren keineswegs erfreulich, deshalb setzten sie alles daran, das gefangene Metallei an einer Flucht zu hindern.
Der Vario hing in einem energetischen Fesselfeld und wurde von Rundumkämpfem bewacht. Darüber hinaus gab es einige Vorrichtungen, die ihm jeden Gedanken an Flucht austreiben sollten.
Genau vier Stunden und dreiundfünfzig Minuten nach dem Weltraumbeben erregte ein Geräusch die Aufmerksamkeit des Varios: Jemand sang. Bislang hatte er nie einen Orbiter singen hören, schon gar nicht in dieser feierlich monotonen Weise. Neugierig geworden, schaltete er seine Sensoren auf Höchstleistung und stellte einigermaßen überrascht fest, dass der Gesang aus den dicken Betonmauem kam.
Allmählich wurden die Schwingungen lauter.
Die Rundumkämpfer waren offenbar unfähig gewesen, das leise Geräusch überhaupt aufzufangen. Erst als der eigentümliche Gesang eine Lautstärke erreichte, die sogar für menschliche Ohren fast schon wahrnehmbar gewesen wäre, wurden die Roboter der Orbiter aufmerksam. Der Vario glaubte jedoch zu erkennen, dass sie das Geräusch nicht einzuordnen wussten, denn die Maschinen fuhren weder ihre Arme noch die zusätzlichen Waffen aus.
Der Vario funkte Akenjin an, eine Treffner-Type, die für ihn verantwortlich war, seit er sich in dem Bunker befand. Der Orbiter versuchte immer wieder, den verstockten Garbeschianer-Spion zum Reden zu bewegen. Dabei ging er aber sehr behutsam vor.
Akenjin meldete sich sofort.
»Ich fange ein eigentümliches Geräusch auf«, teilte Argyris ohne Umschweife mit. »Es klingt wie ein Summen oder Singen, und es scheint aus den Wänden zu kommen. Die Wachroboter hören es inzwisehen ebenfalls. Ist das Geräusch auch außerhalb des Gebäudes wahrzunehmen?«
»Nein«, sagte Akenjin. »Oder - doch, jetzt höre ich etwas. Es wird lauter.«
Der Bunker lag in Dunkelheit, da sowohl die Rundumkämpfer als auch die installierten Überwachungssensoren kein Licht benötigten. Argyris bat den Orbiter, die dennoch vorhandenen Leuchtelemente einzuschalten. Akenjin kam dem Wunsch nach, ohne Fragen zu stellen.
Der Vario maß die Intensität, mit der die Wände die jähe Helligkeit reflektierten. »Der Beton wird dunkel«,
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