Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
sich.
Nur mit Glück entging Ath einem Prankenhieb, der ihn zweifellos getötet hätte. Im Sprung schleuderte er nun auch seinen Stab. Breitbeinig kam er auf und schnellte sich zur Seite.
Er verließ sich darauf, dass Usilfe das Richtige tat. Seine Jagdgruppe brauchte viel Fleisch, um die neue Klettertour und den Rückmarsch zu schaffen - und genügend Fleisch konnte nur der Altvater liefern.
Auch Usilfe hatte das Raubtier angesprungen, ihre Schnur um den Hals des Altvaters gewirbelt und sich ebenso schnell außer Reichweite gebracht. Zu zweit hielten Ath und sie den Gegner auf Distanz. Ihre Rufe verständigten die anderen Gruppen.
Die Laboris kamen rasch zu Hilfe. Eine halbe Stunde lang warfen sie große Gesteinsbrocken auf den Altvater, und schließlich lag er tot vor ihnen.
Yesevi Ath und Usilfe konnten vor Erschöpfung kaum mehr stehen. Sie wurden von den anderen massiert und erhielten die letzte Notration. Als Ath sich einigermaßen erholt hatte, erkannte er, dass nur sechs Männer und fünf Frauen den Kampf ohne schwerwiegende Verletzungen überstanden hatten. Zu wenige für weitere Jagdzüge, dachte der Vorbeißer besorgt.
Nachdem er den ersten Biss getan und die Hälfte des Raubtiergehims verzehrt hatte, reichte er die andere Hälfte an Usilfe weiter. Das tat er nicht aus Dankbarkeit oder in Anerkennung ihrer Leistung, sondern um sie auf seine Werbung einzustimmen. Die musste bald erfolgen, wenn er sicher sein wollte, dass sie nicht den Zweikampf mit ihm suchen würde. Immerhin hatte sie sich im Kampf gegen den Altvater als annähernd ebenbürtig erwiesen.
Da Usilfe sein Geschenk, ohne zu zögern, annahm, konnte er sicher sein, dass sie bis zur Rückkehr nichts gegen ihn unternehmen würde. Die restlichen Mitglieder der Jagdgruppe gingen daran, den Altvater auszuweiden und zu häuten.
Als sie später, das feste Fleisch in Streifen geschnitten und in Lederbeutel verpackt, die schwer auf den Rücken hingen, den Schlupfwinkel des Altvaters verließen, war es wieder Nacht. Ab und zu hörten sie aus der Höhe Fauchen und klatschende Geräusche. Zwischen den ältesten Bron-Klyths, die mit Duldung des Altvaters im Wangg Wanath gelebt hatten, war der Nachfolgekampf entbrannt.
32.
Am Abend des nächsten Tages erreichte die Gruppe die Ebene aus zerrissenem Fels, aus der sich der Flüsternde Riese erhob. Ein kräftiger Südwind brach sich an seinen Flanken und rief die seltsamsten Flüstergeräusche hervor.
Yesevi Ath ließ anhalten.
»Warum gehen wir nicht weiter?«, fragte eine Jägerin.
»Wieso sind wir noch nicht auf die Jagdgruppe gestoßen, deren Späher das Opfer des Altvaters wurde?«, fragte der Vorbeißer zurück. »Sie muss sich nahe dem Wangg Wanath befunden haben, wahrscheinlich in dem Gebiet zwischen hier und dem Kegelberg - und sie muss nach ihrem Späher gesucht haben, als er nicht zurückkehrte.«
»Dann hätten sie uns entdeckt und einen Hinterhalt für uns gelegt«, folgerte ein Jäger.
»Ich bin sicher, dass sie das getan haben.« Yesevi Ath schaute bedeutungsvoll zum Flüsternden Riesen auf.
»Du meinst, sie warten dort auf uns?«, fragte Usilfe.
»Dann haben sie die Kinder...!«, rief eine Jägerin mit halb erstickter Stimme.
»Mein Sohn Chanave ist der Älteste in der Gruppe«, erwiderte Usilfe Eth. »Er ist klug und umsichtig.«
»Was nützt das schon gegen eine ganze Jagdgruppe?«
»Ich kann mir einige Möglichkeiten vorstellen«, sagte Ath. »Wenn die wahrscheinlichste zutrifft, sollten wir den Ausgang des Flüsternden Riesen blockieren - und die andere Gruppe wird früher oder später aufgeben müssen.«
»Eine fette Beute!« Einer der Halbwüchsigen lachte zufrieden.
Ath bedachte ihn mit einem drohenden Bück. »Wir werden möglichst keinen der anderen töten. Sobald der Hunger sie zum Ausbruch treibt, werde ich ihren Anführer zum Zweikampf herausfordem. Nimmt er an, wird sich die Gruppe nach seinem Tod uns anschließen. Wir brauchen mehr Leute. Nimmt er nicht an, werden wir allerdings gezwungen sein zu töten.«
Er erläuterte sein Vorhaben, und nach Anbruch der Nacht huschten die Jäger einzeln davon und näherten sich dem Flüsternden Riesen.
Ath und Usilfe blieben zurück, und der Vorbeißer fand endlich Gelegenheit, seiner potenziellen Konkurrentin seinen Antrag zu machen. Den neuen Tag begannen sie als Gefährten, und das würden sie bleiben, bis einer von ihnen den Tod fand. Auf Arpa Chai dauerte das selten länger als zwei Jahre.
In der grellen Morgensonne
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