Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
einigermaßen. Sie kletterten einen schmalen Steig empor und liefen wenig später den Kamm eines Sandsteinrückens entlang. Von dort aus waren die Berge des Massivs der Giganten gut zu sehen. Hufeisenförmig schlossen sie die Talregion ein, in der die Laboris lebten.
Das Massiv schützte gegen die nördlichen Glutwinde, die weite Landstriche in eine Wüste verwandelt hatten. Nur in den Tälern des Südpols herrschten einigermaßen erträgliche Bedingungen.
Ath musterte den zweieinhalbtausend Meter hohen Wangg Wanath, den Kegel eines erloschenen Vulkans, sowie die Gipfel des Kalayn Kongg, des Tragg Tranath und wie sie alle hießen. Der Hay Hayyat dominierte durch seine schiere Masse, obwohl er nur der achthöchste Berg des Massivs war.
Nach etwa einer Stunde erreichte die Gruppe den Flüsternden Riesen, eine gut fünfzig Meter hohe Felsklippe, die, mit einiger Fantasie betrachtet, wie die Statue eines riesigen Laboris erschien: zwei lange Beine, der kurze, beinahe kugelförmige Rumpf mit den Armen und der lang gestreckte Schädel mit dem markanten Zangengebiss.
Am Fuß der Klippe lag der Eingang zu einer Höhle, von der ein wahres Netz von Stollen strahlenförmig tiefer führte. Wo sich die Stollen in einer Tiefe von mehreren hundert Metern verengten, erklang das Rauschen eines Tiefenflusses. Doch kein Labori hatte den Wasserlauf je gesehen, obwohl viele versucht hatten, ihn zu erreichen.
Überhaupt gab es in der Tiefe von Arpa Chai reichlich Wasser. Eshatte sich in Jahrmillionen immer tiefer in das weiche Gestein eingegraben und sich der Oberfläche entzogen.
Ath ließ die Gruppe vor der Höhle halten. Die Mütter übergaben ihre Säuglinge und Kleinkinder den ältesten Kindern, während die Jäger den Aufpassern Verhaltensmaßregeln erteilten. Wenig später verschwanden die Kinder in der Höhle, die Erwachsenen und Halbwüchsigen setzten ihren Weg fort.
Am späten Nachmittag erreichten sie eine sanft ansteigende Geröllhalde, die weiter oben in das Meer der Steinriesen überging, ein fast ebenes Areal voller großer Felsbrocken, aus deren Mitte der Wangg Wanath aufragte, der Wohnberg des Altvaters ...
Da die Mitglieder der Jagdgruppe trotz ihrer zähen Konstitution erschöpft waren, ordnete Ath eine Ruhepause an.
Die Jäger bauten mithilfe ihrer Schleuderstäbe und großer Lederhäute einen niedrigen Sonnenschutz. Im Schatten fielen sie dann in eine Starre, die ihren Energieverbrauch auf ein Minimum reduzierte. Nur ein Labori hielt jeweils für eine Stunde Wache.
Als die Nacht hereinbrach, weckte die letzte Wache die Gruppe. Ath ließ das in den Lederbeuteln gegarte Fleisch verteilen. Schweigend aßen die Laboris, danach liefen sie weiter.
Der Kegelberg war nur mehr als Schemen zu erkennen, weil er einen Teil des Stemengewimmels verdeckte. Das eisenhaltige Gestein hatte die Hitze des Tages gespeichert und gab sie nun ab, sodass es schier unerträglich heiß blieb.
Die kurze Nacht war schon fast vorüber, als die Jagdgruppe den Fuß des Kraterkegels erreichte. Einer der Halbwüchsigen brach vor Erschöpfung tot zusammen. Die Jäger ließen ihn nicht liegen, das wäre eine Verschwendung von Biomasse gewesen, die sich kein Labori erlauben konnte.
Der Krater bot hinreichend Halt für den Aufstieg. In den Felsschründen wucherten anspruchslose Flechten, die zwar zäh waren und scheußlich schmeckten, aber immerhin den Magen füllten. Ath wusste genau, dass diese Flechten die Hauptnahrung des Altvaters bildeten, der auf dem Wangg Wanath lebte.
Er übergab die Führung an Usilfe Eth, denn nur sie wusste, wohin die Gruppe sich wenden musste. Während sie einem in Windungen verlaufenden Felsriss folgten, fanden sie immer wieder hellgraue Haarbüschel des Altvaters. Kurz vor dem Durchbruch ins Kraterinnere entdeckte Usilfe dann eine flache Wollmütze. Nun wussten die Laboris, was für eine Beute der Altvater in den Berg geschleppt hatte.
»Wahrscheinlich war es der Späher einer anderen Jagdgruppe«, meinte Ath dazu. »Wir müssen besonders wachsam sein.«
Usilfe zwängte sich durch den schmalen Aufriss ins Kraterinnere und wartete, bis er zu ihr aufschloss. Sie zeigte auf den Grund des Kraters, auf dem sich scharfzackige Felsgebilde geformt hatten. »Dort dürfte sich der Schlupfwinkel des Altvaters befinden«, vermutete sie.
Yesevi Ath blickte einem Bron-Klyth hinterher, das sich in ihrer Nähe von einer Felsnase schwang, lautlos in die Tiefe schwebte und in einem Felsspalt verschwand. Um dieses nicht allzu
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