Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
Funk. »Quiryleinen, ich gehe davon aus, dass Sie mich hören können. Die Erfüllung Ihrer Forderung auf Evakuierung ist für uns eine technische Unmöglichkeit. Ein Chaos droht uns schon aus Zeitgründen. Ich ersuche Sie daher, unsere Schiffsbewegungen nicht zu behindern, damit wir die notwendigen Vorbereitungen treffen können. Können Sie wenigstens dieser Bitte zustimmen?«
Es ging ihm um die Suchschiffe, die mit hoffentlich deutlich eingegrenztem Einsatzbereich bald von Terra starten würden. Tifflor wollte verhindern, dass die Orbiter diese Aktionen womöglich beeinträchtigten.
Er wiederholte seine Anfrage. Schließlich erklang die abweisende Stimme wieder: »Die Bewegungen einzelner Schiffe werden nicht behindert.«
Die Stimmung war auch im Rehabilitationszentrum frostig. Nach ihrer Rückkehr sahen sich die Flibustier noch stärkerem Druck ausgesetzt. Mittlerweile stellten sich nicht nur die anderen Patienten, sondern auch das Gros des Personals gegen sie.
Die Nachricht, dass sogar der Erste Terraner mit einem Verhandlungsversuch bei den Orbitern kläglich gescheitert war, wurde Uber alle Trivid-Nachrichten verbreitet.
Dr. Cobum bemühte sich, auf die Feinjustiere wenigstens ausgleichend einzuwirken. Gemeinsam hatten sie sich in einen der neutralen Besprechungsräume zurückgezogen.
»Sie reden Unsinn«, widersprach Josto ten Hemmings dem Psychologen unwirsch. »Wenn wir nicht zu Quiryleinen geflogen wären, hätte Tifflor eine reale Chance gehabt. Unsere freigelegten Erinnerungen haben alles verdorben.«
»Ach, halt dein dämliches Maul!« Köm Brak, der sich stets am meisten zurückgehalten hatte, war inzwischen aufs Äußerste gereizt. »Ich kann davon kein Wort mehr hören. Bekommen wir denn nie Ruhe?«
»Sobald alles ausgestanden ist, werden Sie Ruhe haben«, sagte Cobum schnell. »Dazu gehört allerdings auch, dass Sie untereinander die Ereignisse aufarbeiten, ohne irgendetwas zu verklären oder ins Negative zu ziehen.«
»Ich habe nichts dagegen«, sagte ten Hemmings patzig.
»Keiner von uns«, ergänzte Kayna Schatten, und niemand widersprach ihr.
»Wenn Sie sich beraten, vergessen Sie bitte nicht, dass für Ihr inneres Gleichgewicht die Erfüllung einer positiven Aufgabe...«
»... allerersten Vorrang hat. Ja, das wissen wir inzwischen zur Genüge.« Simudden äffte den sanften Tonfall Cobums nach.
Der Psychologe zuckte resignierend mit den Schultern. »Ich bin in einer Stunde wieder hier«, sagte er und ging.
Kaum waren die Flibustier allein, sprang Simudden auf. Als ehemaliger Abwehrchef und Kommandeur der akonischen Transmitter-Garde kannte er sich mit Abhöreinrichtungen bestens aus. Ohne Hast inspizierte er den Raum.
»Alles sauber«, stellte er nach einer Weile fest und schaute Kayna Schatten auffordemd an. »Ich merke dir deutlich an, dass du eine Idee wälzt. Heraus damit! Aber nicht wieder einen solchen Unsinn wie die Mission zu den Orbitem.«
Die Frau ließ sich Zeit mit ihrer Erwiderung. »Ich glaube, es gibt für uns nur einen Weg«, sagte sie schließlich verhalten. »Wir brauchen eine neue Aufgabe.«
»Das ist weder praktisch noch neu«, widersprach Axe.
»Es kann sogar sehr praktisch sein. Nämlich dann, wenn wir das Ziel und den Sinn der Aufgabe selbst festlegen können. Das geht aber nur, wenn wir von Terra verschwinden können.«
»Das musst du näher erklären!«, verlangte Treffher.
Schatten lächelte sanft. Keiner der Männer wusste, wie ehrlich ihr Lächeln gemeint war.
Sie lächelte auch noch, als Dr. Cobum zurückkam. »Wir haben uns wieder beruhigt«, stellte Kayna fest. »Aber wir haben zwei Bitten. Halten Sie uns möglichst alle Menschen vom Hals! Wir brauchen Zeit zur Ruhe und Besinnung.«
»Und die andere Bitte?«, fragte Cobum.
»Sprechen Sie mit Julian Tifflor, sobald Sie eine Möglichkeit sehen, dass er uns irgendwie zum Wohl der Menschheit einsetzen kann. Egal, wie wichtig oder unwichtig die Aufgabe ist. Die Hauptsache ist für uns, dass wir überhaupt aus dieser erzwungenen Untätigkeit herauskommen.«
»Einverstanden.« Der Psychologe schien leicht überrascht zu sein. »Der Erste Terraner hat ja ohnehin sein Interesse an Ihrer Rehabilitation gezeigt. Es wird sich eine Aufgabe finden, das verspreche ich Ihnen.«
Als die Flibustier wieder allein waren, sagte Kayna Schatten drängend: »Lasst uns noch einmal alle Eventualitäten durchgehen. Es könnte sein, dass wir plötzlich schnell handeln müssen. Dann wäre es gut, wenn jeder genau
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