Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
ich sehen nahezu gleich aus, aber wir sind trotzdem verschiedene Personen.«
»Dabei soil’s auch bleiben!« Engnal seufzte. »Ich habe fünf Stunden lang gearbeitet und meine Ruhe verdient. Dein Geschwätz ist mir lästig.«
Sie durchquerte den Gemeinschaftsraum und verschwand in ihrem Zimmer. Nisortan schüttelte verärgert den Kopf und wandte sich wieder der Mahlzeit zu, die er bei Engnals Eintritt unterbrochen hatte.
Der Gruppe Ramon-Nord oblag die Aufsicht in dem Fertigungsgelände gleichen Namens. Ramon-Nord erstreckte sich über eine Fläche von mehr als zehntausend Quadratkilometern, hier arbeiteten eine Viertelmillion Roboter. In Tiefen bis zu mehreren tausend Metern lagen die Raumschiffshangars, die Armadan von Harpoon vor einer Million zweihunderttausend Jahren angelegt hatte. Die keilförmigen Raumschiffe waren so intensiv konserviert, dass sie sogar einen Zeitraum bis zu fünfzehn Jahrmillionen hätten überstehen können.
Die Flotte in den Hangars unter Ramon-Nord war Teil des gewaltigèn Aufgebots, mit dem der nächste Überfall der Horden von Garbesch abgewehrt werden sollte. Dieser Überfall war bereits erfolgt - so hatte der automatische Wächter entschieden. Zu Tausenden wurden die Kampfschiffe aus ihren subplanetaren Hangars an die Oberfläche gebracht und von den Robotern für den Einsatz vorbereitet.
Die Gruppe Ramon-Nord bestand aus sieben Orbitern. Ihre Aufgabe waren fortlaufende Überprüfungen der Roboter. Die Arbeitsmaschinen hatten wie die Raumschiffe eine kleine Ewigkeit hinter sich, waren aber deutlich störungsanfälliger.
Jeweils drei Mitglieder der Gruppe taten in der Prüfstation Dienst. Gearbeitet wurde rund um die Uhr, wobei eine Schicht für gewöhnlich nicht länger als fünf Stunden dauerte. Untergebracht war die Gruppe in einem geräumigen Gebäude am Rand einer der Parkanlagen, die über Martappon verteilt zur Unterstützung des klimatischen Gleichgewichts eingerichtet worden waren.
Die Leute der Gruppe Ramon-Nord hatten Zeit, über sich und ihre Umwelt nachzudenken, Wünsche und Abneigungen zu formulieren und Träume für die Zukunft zu spinnen. Das Vermächtnis des Ritters Armadan von Harpoon sagte ihnen jedoch, dass es für sie keine Zukunft geben würde, die sich nennenswert von der Gegenwart unterschied.
Auf diese Erkenntnis reagierte jeder auf seine eigene Weise. Nisortan versuchte, sich damit abzufinden, Engnal bäumte sich dagegen auf. Alles in der Schatten-Type sträubte sich gegen die Vorstellung, dass es für sie niemals etwas anderes geben werde als fünf Stunden Arbeit, acht Stunden Ruhepause, fünf Stunden Arbeit... bis ans Ende ihrer Tage. So eine Anordnung, mutmaßte sie, konnte Armadan von Harpoon nicht getroffen haben, er hätte schon ein Ungeheuer sein müssen. Engnal schloss aus dieser Überlegung, dass es - vielleicht schon bald, vielleicht erst in ferner Zukunft - einen drastischen Wandel geben werde, der ihr erlaubte, ihre Träume zu verwirklichen. Mit diesen Gedanken beruhigte sie sich, bis sie sogar Nisortan und seine dreiste Unverschämtheit ertragen konnte.
Sie kehrte in den Gemeinschaftsraum zurück, weil sie hungrig wurde. Inzwischen war auch Demiluq von der Arbeit zurück, ein dürres altes Männchen nach dem Vorbild des Flibustiers Köm Brak.
Nisortan saß immer noch da und versuchte sofort, mit Engnal ins Gespräch zu kommen.
»Wenn wir dir alle so widerwärtig sind, wie willst du je einen Ausgleich für deine überschüssigen Energien finden?«, fragte er schließlich.
Engnal hatte eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, besann sich aber eines Besseren. Ein träumerischer Schimmer erschien in ihren Augen. »Eines Tages wird einer kommen, der anders ist als ihr alle«, sinnierte sie.
»Anders?« Nisortan lachte spöttisch.
»Er wird ein Mann sein, wie man ihn auf Martappon noch nie gesehen hat.«
Nisortans Gelächter endete abrupt. »Lass das den Medo-Dienst nicht hören«, brummte er. »Die Burschen halten dich womöglich für psychisch defekt!«
»Dein Plan ist undurchführbar«, erklärte der Vario. »Alles auf dieser Welt dreht sich um Armadan von Harpoon. Der Ritter der Tiefe wird dafür gesorgt haben, dass er eindeutig identifiziert werden kann, sollte er je zurückkehren. Du könntest den Identifizierungstest unmöglich bestehen.«
Harden Coonor ließ nicht erkennen, wie er darüber dachte. Er war zwar schon vor einer halben Stunde wieder zu sich gekommen, aber der Schock wirkte immer noch in ihm nach.
»Mag sein«,
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