Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
Besinnung zurückerlangte, hätte der Vario in dem Fall auf einen besonderen Effekt verzichten müssen, der sich besser vorteilhaft verwenden ließ ...
Der Gleiter jagte über die Küste hinweg aufs offene Meer hinaus.
Als die Flughöhe nur noch wenige hundert Meter betrug, machte Argyris sich für den Aufprall bereit.
Ein mörderische Ruck folgte, als müsse die Maschine auseinanderbrechen. Zumindest einer der Stummelflügel wurde abgerissen, und schon übertönte das Tosen des Wassers das metallische Kreischen. Ein zweiter heftiger Ruck, gischtendes Wasser war plötzlich überall. Der Gleiter sank.
Der Vario befreite Coonor von den Gurten und zerrte ihn gegen die Strömung nach draußen. Aus wenigen Metern Tiefe stieg er mit dem Bewusstlosen zur Oberfläche hinauf.
Unmittelbar vor dem Aufprall hatte er die Nordküste der Insel in geringer Entfernung gesehen. Er bewegte sich darauf zu, wobei er nur Coonors Kopf über Wasser hielt.
Zwanzig Minuten später erreichte er die Insel und zog den immer noch Bewusstlosen auf den Strand.
»Es kommt mir äußerst merkwürdig vor, dass ein solches Fahrzeug abstürzt.« Lyrta Rufur dachte gar nicht daran, ihren Ärger zu verbergen.
Alisu Bragg machte ein schuldbewusstes Gesicht, obwohl sie bestimmt keine Verantwortung für das Unglück trug. »Die SELOU-BAL meldet, dass Positronik und Triebwerk gleichzeitig versagten«, kommentièrte sie. »Es ist nur schwer vorstellbar, dass tatsächlich einer der beiden Insassen überlebt hat.«
»Der andere war ohnehin nur eine Maschine. Wie geht es dem Mann?«
»Er wird das Bewusstsein bald wiedererlangen.«
»Ich will ihn sehen, sobald er ansprechbar ist!«
Sliver Niktasch kam. Er wirkte angespannt, ignorierte die Leiterin der Koordination und wandte sich der Arbeitslenkerin zu. »Auf dem Dach ist absolut nichts zu finden«, meldete er. »Aber ich hörte, der Transport mit den beiden Gefangenen sei verunglückt.«
Rufur nickte zögernd.
»Wenn du mich fragst, ich halte einen solchen Absturz nicht für sehr wahrscheinlich«, fuhr der Axeiyp Niktasch fort. »Es sei denn...« Den Rest des Satzes ließ er offen.
»Ich zweifle nicht daran, dass jemand versucht, mir die Gefangenen vorzuenthalten«, erwiderte Lyrta Rufur. »Nur kann ich mir absolut kein Motiv dafür vorstellen.«
»Ich habe die Ortungsunterlagen eingesehen«, sagte Niktasch bedeutungsvoll. »Der Gleiter ist aus dreißig Kilometern Höhe steil abgeschmiert. Allerdings hätte er einige Kilometer nördlich der Küste im Waldbereich aufschlagen müssen.«
Rufur zog die Brauen hoch. »Wurde der Absturz beeinflusst?«
»Nicht von außen. Es gibt keine Ortungsdaten, die auf den Einsatz von Traktorstrahlen schließen ließen. Aber der Absturzwinkel wurde flacher. Über der Küste der Benda-See war es schon fast ein Gleitflug. Wenn du von mir jetzt hören willst, wie das zugegangen sein kann, dann muss ich dir eingestehen, dass ich keine Ahnung habe. Wer herausfinden will, wie sich der Unfall ereignet hat, ist gezwungen, das Wrack zu bergen.«
Die Frau machte eine matte Geste.
»Kümmere dich darum, Sliver!«
Sobald er zornig wurde, wirkte Ror Perpulan abstoßend. Jetzt war er zornig.
»Das war nicht gut!«, sagte er heftig. »Es wird uns eine Menge Ärger bringen.«
Der Kommandant der SELOU-BAL spreizte lässig die Finger. »Unfälle wird es immer geben, das ist nichts Außergewöhnliches«, versicherte er.
»Mir scheint, du nimmst die Angelegenheit zu leicht«, bemerkte Perpulan mit unüberhörbarer Schärfe. »Zuerst bringst du die beiden Gefangenen, über deren Gefährlichkeit du hinreichend informiert bist, in unmittelbarer Nähe der zentralen Bordkommunikation unter. Als dir der Boden unter den Füßen zu heiß wird, lässt du sie mit einem Gleiter so dilettantisch abstürzen, dass einer der Insassen überlebt. Ein halbes Dutzend Helfer wie dich, und ich kann mein Vorhaben aufgeben!«
Targus wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. Er funkelte sein Gegenüber an.
»Spiel dich nicht auf, Ror! Wenn du auf die Unterstützung der BAL-Flotte Wert legst, dann brauchst du mich. Aber ich lasse mich von dir nicht wie ein dummer Junge behandeln ...«
»... solange du dich wie einer verhältst, ist das nur gerechtfertigt. Von meinem Arbeitsraum aus kann ich sehen, wie alle versuchen, die abgestürzte Maschine zu bergen. Die Wassertiefe beträgt im nördlichen Küstenbereich nicht einmal hundert Meter. Spätestens morgen früh ist die Absturzursache bekannt.
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