Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
fremden Welt zu erhaschen, erhielt aber keine Gelegenheit dazu. Mit Coonor zusammen wurde er in einen fensterlosen Warteraum gedrängt.
Nach etwa zehn Minuten kam der Kommandant der SELOU-BAL.
»Du hast gelauscht!«, fuhr Targus den Vario an.
»Bitte wo und was?«
»Ich lasse dich auseinandemehmen.«
»Würdest du mir vorher erklären, wovon du sprichst?«
Die Simudden-Type reagierte sichtlich verärgert. Wortlos wandte der Kommandant sich um und ging.
Erst nach fast einer Stunde wurden die Gefangenen wieder in die Schleuse geführt. Aus gut tausend Metern Höhe sah der Vario grüne Wälder und weite Grasflächen, außerdem mächtige Gebäude und versiegeltes Gelände zwischen ihnen. Auch auf Durzuul wurden also konservierte Keilraumschiffe für den Einsatz vorbereitet.
Im Widerschein der rötlichen Sonne schimmerte zudem weit entfernt eine ausgedehnte Wasserfläche, möglicherweise eine Meeresbucht.
Der Orbiter ließ die Gefangenen in einen kleinen Gleiter einsteigen. »Das Boot bringt euch zum Hauptquartier. Ihr werdet erwartet. Und falls ihr glaubt, eigenmächtig in die Steuerung eingreifen zu können, das ist ausgeschlossen.«
Wieder waren der Vario und Coonor allein. Mit kaum wahrnehmbarem Summen hob der Gleiter ab. Er beschleunigte stark. Nach dreißig Sekunden setzte das Strahltriebwerk ein und brachte die Maschine bis auf gut dreißig Kilometer Höhe. Im Horizontalflug jagte der Gleiter scheinbar der beeindruckend großen Sonne entgegen, die noch im Vormittag stand.
Nach einer Weile verstummte das Triebwerksgeräusch. Die Maschine neigte sich abwärts.
»Wir stürzen ab«, stellte der Vario lakonisch fest.
»Dann unternimm etwas!«, herrschte Coonor das Metallei an. »Mach schon!«
»Ziemlich kalt hier oben. Willst du erfrieren oder ersticken?«
Der Gleiter fiel beinahe wie ein Stein. Trotz Coonors wachsender Panik wartete der Vario, bis die Maschine nur mehr rund fünfzehn Kilometer hoch war. Nach wie vor musste es außerhalb eisig kalt sein und die Luft zu dünn zum Atmen. Aber noch länger zu zögern konnte tödlich enden.
Mit dem Desintegrator feuerte Argyris auf den Einstieg. Fauchend entwich die Luft durch die splitternd ausbrechende Sicherheitsverglasung. Der Vario ließ sich mitreißen. Er sah noch Coonors vor Angst weit aufgerissene Augen und dass der Mann sich beide Hände auf Mund und Nase presste.
Mit dem linken Arm verkrallte sich das Robotei an der Innenseite des Ausstiegs. Der Gleiter stürzte keineswegs senkrecht in die Tiefe, sondern hatte immer noch eine merkliche Vorwärtsbewegung. Selbst in dieser Situation war die Aerodynamik der hoch angesetzten Stummelflügel, die eigentlich nur wie eine optische Verschönerung anmuteten, nicht zu unterschätzen.
Mit dem Intervall-Strahler gab der Vario mehrere kurze Energieschüsse auf die Vorderkante der kurzen Tragfläche ab. Das Material durfte keinesfalls glutflüssig werden, sondern nur zäh verformbar. Für Sekunden blieb Argyris im Ungewissen, dann verformte sich die Vorderkante des Flügels. Der Winddruck stülpte das weich gewordene Metall auf - und härtete es zugleich wieder. Der Gleiter neigte sich ein wenig zur Seite, nicht viel, aber für Argyris deutlich erkennbar. Zugleich hob sich der Bug um zwei, vielleicht sogar drei Grad.
Ein ausgedehntes Waldgelände erstreckte sich in der Tiefe. Schräg voraus schimmerte Wasser. Wenn es gelang, den Absturz noch ein wenig abzuschwächen, ergab sich eine passable Chance ...
Ungestüm zerrte der Fahrtwind an ihm, als der Vario sich an dem Gleitemimpf höher zog. Ihm selbst drohte zwar die geringste Gefahr, doch sobald er abgetrieben würde, konnte er seinem Begleiter nicht mehr beistehen. Mit mehreren Energieschüssen schaffte er es, auch die Nase des zweiten Stummelflügels so zu verformen, dass sich der Absturzwinkel des Gleiters weiter abflachte.
Die Wasserfläche war schon nahe. Sie erstreckte sich bis an den Horizont. Im Süden wuchs eine Insel auf. Inmitten dichter grüner Vegetation erhob sich ein mächtiges Gebäude viele hundert Meter weit in den Himmel.
Der Vario zog sich in die Kabine zurück. Harden Coonor hing bewusstlos in den Gurten, aber das war vermutlich am besten so. Eine dünne Blutbahn sickerte aus seiner Nase.
Der Vario hätte den Mann ins Freie zerren und mit ihm davonfliegen können, sein Feldantrieb war leistungsstark genug. Doch abgesehen davon, dass Coonor sich wohl wie ein Ertrinkender gegen seinen Retter zur Wehr setzen würde, sobald er die
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