Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
Nuance schärfer. »Außerdem wirst du heute keine Gelegenheit mehr erhalten, dein böses Maul aufzureißen. Die SELOU-BAL setzt in wenigen Minuten zur Landung an. Zwei Gefangene müssen untersucht werden.«
Sie wiederholte sinngemäß die Informationen, die sie vom Kommandanten des anfliegenden Raumschiffs erhalten hatte.
»Ein Garbeschianer und sein Roboter?«, fragte Bragg, in deren Aufgabengebiet die Untersuchung fiel.
»Offenbar zwei gefährliche Agenten. Sie haben auf Martappon tagelang ihr Unwesen getrieben. Und bei seiner Festnahme gab der Garbeschianer sich unverfroren als Armadan von Harpoon aus.«
Epinas Merlon, dem alle Schiffsbesatzungen unterstanden, lachte laut auf. Dass ihm der alte Flagulor einen missbilligenden Blick zuwarf, ließ ihn zumindest für einen Moment stutzen.
»Ich nehme an, du würdest den Ritter sofort erkennen«, sagte Flagulor bissig.
»Aber natürlich!«, behauptete Merlon heftig. »Wie sollte jemand einen dahergelaufenen wilden Garbeschianer mit Armadan von Harpoon verwechseln können?«
Flagulor, das schmächtige Männlein, wedelte mit beiden Händen. »Ich habe mich oft gefragt, wie ich mich verhalten würde, wenn mir plötzlich einer gegenüberträte und behauptete, er sei ein Ritter der Hefe.«
Niemand lachte mehr. Ob Flagulors Äußerungen einer tiefen Weisheit oder beginnender Senilität entsprangen, war nie zu eikennen.
12.
»Hast du hinter der Wand etwas verloren?«, schimpfte Harden Coonor jäh. »Was, glaubst du, wird mit uns geschehen, sobald die Orbiter die aufgeschnittene Wand bemerken?«
Der Vario glitt gemächlich aus dem Loch hervor, hob das kreisförmige Stück Wandverkleidung vom Boden auf und setzte es passgerecht in die Öffnung ein.
»Das ist mir ziemlich gleichgültig«, antwortete er auf die zweite Frage. »Sie haben sich die Mühe gemacht, uns zur Untersuchung nach Durzuul zu schicken, also werden sie uns nicht gleich umbringen, nur weil ich eine Wand beschädigt habe.«
Coonor war mittelgroß und knochig. Seine grobporige Gesichtshaut schimmerte in einem ungesunden Grau. Jetzt schwitzte er. »Was hast du dort oben zu suchen?«, drängte er unruhig.
»Ich habe mich umgesehen, weiter nichts. Außerdem bitte ich dich, deinen Ton zu mäßigen. Ich bin schließlich nicht dein Diener.«
Coonor setzte zum Widerspruch an, aber der Vario schnitt ihm mit einer ungeduldigen Armbewegung das Wort ab. In dem feinen, kaum wahrnehmbaren Summton, der seit dem Start der SELOU-BAL im Raum hing, hatte sich eine winzige Nuance verändert. Die Sensoren des Roboters registrierten das sofort.
»Wir stehen kurz vor der Landung«, sagte Argyris. »Das Ziel scheint erreicht zu sein.«
»Was werden die Orbiter mit uns machen?«
»Woher soll ich das jetzt schon wissen?« Der Vario fragte sich, was in Coonor vorgehen mochte. Der Mann war ihm heute noch so fremd wie bei ihrer überraschenden ersten Begegnung.
Was ihn selbst anbelangte, wusste er genau, was zu tun war. Er musste schnellstens nach Terra gelangen. Was er mittlerweile über die Stützpunkte der Orbiter in Erfahrung gebracht hatte, war für die strategische Planung der Liga möglicherweise von entscheidender Bedeutung. Er durfte seine Flucht keinesfalls länger davon abhängig machen, ob Harden Coonor mit ihm kam oder nicht.
Der Vario registrierte den sanften Ruck, mit dem die SELOU-BAL aufsetzte. Der Flug hatte knapp fünf Stunden gedauert. Als sich endlich die kleine Kabine öffnete, standen zwei bewaffnete Orbiter und mehrere der kegelförmigen Roboter vor dem Schott.
»Mitkommen!«, befahl einer der Männer, eine Axe-Type.
Er wollte sich schon wieder umwenden, da fiel sein Blick auf die hintere Wand. »Was ist das?«, fragte er schroff.
»Ein Loch«, antwortete der Vario lakonisch.
»Kommt heraus!«
Der Mann war aufgeregt. Kaum hatten Coonor und der Vario die Kabine verlassen, stürmte er hinein und untersuchte die kreisförmige Fuge, die der Desintegrator hinterlassen hatte. Das vom Vario provisorisch wieder eingefügte Stück der Wandverkleidung fiel ihm entgegen. Der Orbiter fing es auf und fuhr herum.
»Führt sie ab!«, befahl er den Robotern und dem zweiten Orbiter. »Aber bewacht sie gut und wartet auf weitere Anweisungen.«
Sie betraten eine geräumige Schleusenkammer. Seine Sensoren verrieten dem Vario, dass die Gravitation des Planeten mehr als zehn Prozent unter dem Standardwert von einem Gravo lag. Er versuchte, durch das offene Schleusenschott einen Blick auf die Oberfläche der
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