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Silberband 116 - Der Auserwählte

Silberband 116 - Der Auserwählte

Titel: Silberband 116 - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Entsetzen. »Du darfst das nicht!«
    Mit einer herrischen Geste gebot Kemoauc dem Vilthaner zu schweigen. Neerad kauerte sich in einen Winkel.
    »Warum?«, fragte der Stählerne.
    Kemoauc zuckte mit den Schultern. »Meine Aufgabe ist beendet. Soll ich sinnlos warten, bis mir ein Unglück zustößt, das die gleiche Wirkung durch einen Zufall heraufbeschwört?«
    »Du bist in deinen Entschlüssen frei«, sagte Samkar. »Ich bezweifle aber, dass du in deinem Denken so frei bist, wie du annehmen willst. Du lässt dich von vordergründigen Gefühlen hinreißen.«
    »Ich kann so nicht weiterexistieren. Der Weg vom Zeitlosen zum willenlosen biologischen Spielzeug ist mir zu weit. Ich hoffe, dass man mir wenigstens so viel eigenen Willen gelassen hat, dass ich diesen Entschluss auch durchführen kann.«
    »Wenn du willst, kannst du trinken. Sinnvoll ist es nicht.«
    »Du kannst das wirklich beurteilen?«
    »Ich kann, denn ich kenne dein Schicksal, und ich kenne meinen Weg. Du hast keinen Grund zu verzweifeln.«
    »Du verstehst nichts«, widersprach Kemoauc. »Du hast nicht wie ich
    ein biologisches Labor zum Vater. Du hast mehr Lebensberechtigung als ich, selbst wenn du nun ein Roboter bist.«
    »Was ist mit den Androiden? Haben sie kein Recht zu leben?«
    »Dann haben sie im Zweifelsfall auch das Recht, sich zu töten. Ich werde von diesem Recht Gebrauch machen. Ich fühle mich wie ein Störenfried in der kosmischen Ordnung, ein unnatürliches Ding, das schnellstens aus der Natur entfernt werden sollte.«
    »Du irrst grundsätzlich«, sagte Samkar. »Was wirfst du deinen Schöpfern vor? Dass sie dich geschaffen haben?«
    »Genau das!«
    »Ich kenne nicht die ganze Geschichte«, sagte Samkar. »Nicht deine, auch nicht die der ersten Kosmokraten. Ich kenne ihre Gründe nicht. Aber ich weiß eines: Es gibt Probleme, die gelöst werden müssen. Da sie selbst nicht eingreifen konnten oder wollten, haben die Kosmokraten ihre Stellvertreter ausgesandt. Stellvertreter, Kemoauc, nicht Werkzeuge. Sie haben ihre Gesandten mit dem Besten ausgestattet, was überhaupt denkbar war - sie wollten das Beste, und das haben sie bekommen. Ihr seid damals das Beste gewesen - du und deine Brüder. Was also wirfst du deinen Erzeugern wirklich vor? Dass sie sich nicht auf den tückischen Zufall verließen, der in der Natur für Individualität sorgt? Dass sie sich nicht irgendein natürlich gezeugtes Kind besorgten, es den leiblichen Eltern Wegnahmen und für ihre Zwecke umwandelten? Deinen Eltern, Kemoauc, war das Gute nicht gut genug. Sie wollten sich nicht auf die Laune des Zufalls verlassen. Darum haben sie dich und deine Brüder erschaffen.«
    »Geschwätz!«, stieß Kemoauc hervor.
    »Sie gaben das Beste, was sie hatten, und sie gaben es euch ohne Einschränkung. Ich weiß nicht, wie die Kosmokraten beschaffen sind, aber ich glaube, sie müssen damals auf ihr Werk sehr stolz gewesen sein
    -und es hat lange genug Grund für diesen Stolz geboten.«
    »Davon habe ich nichts bemerkt«, sagte Kemoauc. »Frag meinen inneren Aufpasser, warum man mich nicht von außen, sondern vorsichtshalber gleich von innen bespitzelt hat.«
    »Ich kann dich verstehen, doch billigen kann ich deinen Entschluss nicht, Kemoauc. Ich will versuchen, dir klarzumachen, worüber du jammerst. Ich wähle ein Beispiel, erfinde Szenen und Begebenheiten, es wird ein Bild, nicht mehr, aber vielleicht verstehst du mich dann.
    Da ist irgendein Planet in irgendeiner Galaxis. Ein Mann hat einen anderen erschlagen. Er wird dafür in aller Öffentlichkeit getötet. Dies sieht einer und ist entsetzt. Verwirrt und verstört fährt er mit seinem Fahrzeug davon - und überfährt ein Kind, das stirbt. Dies sieht wieder ein anderer, und der sagt sich, dass dies auch seinem Kind jederzeit
    passieren könnte. Und an diesem Abend ist er, eingedenk dieser Vorfälle, besonders liebevoll zu seinem Weib ...«
    »Absurd!«, stieß Kemoauc hervor.
    »Als Kausalkette so gut wie jede andere. Möchtest du das Kind sein, das seine Existenz dieser zufälligen Verknüpfung von Ereignissen verdankt? Das ist der Zufall, der in der Natur spielt. Haderst du tatsächlich mit deinen Schöpfern, dass sie sich nicht auf dieses blinde Spiel verlassen wollten? Dass sie nicht mit dem Zufallsprodukt zufrieden waren, sondern alles daransetzten, etwas Vollkommenes zu erschaffen? Willst du ihnen übel nehmen, dass du besser bist als viele andere? Wie viele Eigenschaften hast du, um die dich nicht Millionen andere

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