Silberband 116 - Der Auserwählte
berichtete er, was er von Laire erfahren hatte.
»Das ist sehr hilfreich«, bestätigte Hamiller nachdenklich. »Nyman, Doony und ich, wir arbeiten an einer Hypothese, aber es gibt noch kleine Meinungsverschiedenheiten. Eigentlich war das jetzt die Bestätigung dafür, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. Seit Tagen sind spezielle Nachweisgeräte in Betrieb, die jede weitere Nachricht der Kosmokraten aufzeichnen sollen. Einen neuen Hyperfunkimpuls haben wir nicht empfangen, dafür aber etwas anderes - sehr schwache Signale, die sich in regelmäßigen Abständen von 23 Stunden und 18 Minuten wiederholen.«
Rhodan merkte auf. »Das Intervall der Loower?«
Hamiller nickte. »Die Loower wussten, dass es unter vielen Materiequellen nur eine gibt, die im Rhythmus von 23 Stunden 18 Minuten pulsiert. Mithilfe dieses Charakteristikums wollten sie ihre Materiequelle finden. Allerdings haben sie sich nie geäußert, was für eine Art von Strahlung die Quelle aussendet.«
Der Wissenschaftler schien in dem Moment seinen Besucher zu vergessen. Wortlos lief er zu einer Kontrollkonsole, rief nacheinander Grafiken und Skalen auf. Rhodans Räuspern nach einigen Minuten ließ ihn überrascht aufsehen.
»Wolltest du mir noch etwas sagen, über eure Hypothese?« Der Aktivatorträger lächelte wissend.
»Oh ja - ich wurde abgelenkt.« Hamiller wischte sich über die Stirn. »Es geht um die Energiestruktur der Aktivatorstrahlung. Wir werden sie bald synthetisch erzeugen können und darangehen, unsere Navigationsgeräte so zu modifizieren, dass sie auf diese besondere Energieform ansprechen.«
Seine Blicke strahlten Optimismus aus.
Rhodan klopfte dem Wissenschaftler freundschaftlich auf die Schulter und ging.
Lyn Degas hatte Kurs und Geschwindigkeit der MEMPHIS dem Asteroiden angepasst. Beide Objekte trieben in geringem Abstand nebeneinanderher.
Von der BASIS kam die Information, dass ein Spezialtender unterwegs sei, der die MEMPHIS bergen sollte. »Geschätzte Ankunft etwa achtzehn fünfundzwanzig«, sagte der Funker an Bord des Mutterschiffs. »Es wird gut sein, wenn Sie die Augen offen halten.«
»Keine Sorge, das machen wir«, antwortete Lyn gut gelaunt.
Die Kommandantin überschlug die Werte im Kopf. Acht Stunden würden bis zur Ankunft des Tenders vergehen, das waren rund 29.000 Sekunden. Die gegenwärtige Beschleunigung hin auf ein unbekanntes Ziel im galaktischen Außenbereich betrug rund null Komma acht Meter in der Sekunde zum Quadrat. Das eine mit dem ändern malgenommen: Die MEMPHIS würde sich, wenn der Tender sie erreichte, etwas mehr als dreiundzwanzig Kilometer in der Sekunde schneller bewegen als momentan - falls das Schwerkraftfeld, von dem sie angezogen wurde, nicht dramatisch zunahm. Sie würde sich überdies rund 350.000 Kilometer von ihrem gegenwärtigen Standort entfernen ...
»Ich werd’ verrückt!«, rief Zelda Gren. Die Pilotin starrte auf ein Datenholo, das die Abstandskoordinaten des Asteroiden auflistete. Die Zahlenwerte hatten sich seit dem letzten Manöver der MEMPHIS nur im Bereich der Messungenauigkeit verändert. Jetzt jedoch liefen die Ziffern des Radiusvektors geradezu durch.
Lyn Degas’ erster Gedanke, als sie das sah, galt der Sicherheit des Kreuzers. Sie atmete auf, als sie erkannte, dass der Vektorwert zunahm. Die Gefahr einer Kollision bestand nicht.
Zelda wirkte ratlos. »Das darf zs nicht geben, nicht wahr?«
Die MEMPHIS befand sich nach wie vor in freiem Fall. Eine Batterie von Ortern und Tastern war auf den Asteroiden gerichtet, aber von ihnen kam nicht das geringste Signal, dass der Felsbrocken etwa von sich aus beschleunigt hätte.
»Vielleicht eine Inhomogenität der Gravitation.« Die Kommandantin konnte nur vermuten. »Das Feld weist womöglich an nur geringfügig voneinander entfernten Orten starke Intensitätsschwankungen auf. Oder sonst was. Was weiß ich ...«
Wie suchend schaute sie sich um, ihr Blick fiel auf die Konsole des Hypersenders. »Da läuft ein Empfang!«, stieß sie hervor. »Warum hat sich das dämliche Gerät nicht gemeldet?«
Manuell schaltete sie auf Akustik. Ein Rauschen wie von einem mächtigen Wasserfall dröhnte durch die Zentrale. Aber in die Störgeräusche eingebettet war eindeutig eine menschliche Stimme zu vernehmen; sie wurde klarer, nachdem Lyn eine Reihe von Filtern zwischengeschaltet hatte.
»... achtzehn fünfundzwanzig. Es wird gut sein, wenn Sie die Augen offen halten.«
Eine kurze Pause entstand. Dann erklang die Stimme
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