Silberband 116 - Der Auserwählte
auf. Bumetto-Kup hatte seine Flügel halb ausgebreitet und winkte mit den Greiflappen eines Tentakelarms.
Baya betrat die Unterkunft.
Pankha-Skrin kauerte in der Mitte des Raumes. Er unterschied sich nur durch ein einziges Merkmal von seinen Artgenossen - und dieses wies ihn als Quellmeister aus. Es handelte sich dabei um das Skrimarton, das Quellhäuschen. Es war ein halbkugelförmiges Organ mit fünf Zentimetern Durchmesser, das auf der Rückseite des Kopfwulstes saß.
Pankha-Skrin war der letzte Quellmeister, der die Hoffnung des ganzen Volkes trug. Eines Volkes, das über das Universum verstreut war und das sich mittels sechsdimensionaler Peilsignale verständigte, die von ihren Neunturmanlagen ausgestrahlt wurden.
»Lass mich eine banale Tatsache zur Einleitung klarstellen«, sagte der Quellmeister. »Du bist der erste Mensch, den ich seit Langem zu mir lasse, Baya.«
»Du brauchst mir gegenüber keine terranischen Floskeln anzuwenden, Pankha-Skrin«, sagte Baya. »Ich beherrsche eure Entelechie.«
»Ich habe Flügel, und trotzdem kann ich das Fliegen nicht mehr erlernen«, erwiderte Pankha-Skrin.
»Aber ich habe eure Entelechie erlernt«, sagte Baya fest. »Was mir fehlt, ist ein Tiefenbewusstsein. Aber das brauchte ich nur, wenn ich von demselben Trauma wie ihr geplagt würde.«
»Ich höre, dass du eine eigene Philosophie entwickelt hast, Baya.«
»Es ist eine Synthese von menschlichem Denken und loowerischer lintelechie«, erwiderte Baya. »Ich bin ein kleines, unreifes Mädchen, doch ich habe umzudenken gelernt. Es sollte auch einem uralten und weisen Loower wie dir gelingen. Du wirst dich damit abfinden müssen, dass dein Volk das Auge nicht bekommt.«
»Darüber erübrigt sich jede Diskussion«, sagte Pankha-Skrin. Es klang abschließend.
»Ich bin noch nicht fertig«, bemerkte Baya. »Ich muss aussprechen, was im Raum schwebt. Ich weiß, dass ihr seit zehn Millionen Jahren nur für das Ziel lebt, mit dem Auge die Materiequelle zu durchdringen. Und dass ihr von Furcht angetrieben werdet. Ihr müsst dieses Ziel erreichen, um die Mächtigen von jenseits der Materiequelle zu besiegen, bevor sie euch vernichten.«
Baya machte eine Pause. Als der Quellmeister schwieg, fuhr sie fort: »Ich fasse eure Absicht in einem einzigen Wort zusammen: Krieg! Pankha-Skrin, du kannst nicht erwarten, dass Perry Rhodan eine Auseinandersetzung zwischen euch und den Kosmokraten fördert.«
»Wenn wir den Krieg nicht hinter die Materiequelle tragen, dann wird er eben in diesem Universum stattfinden. Und dann wäre auch die Menschheit davon betroffen.«
»Es wäre einfacher, wenn ihr euer Trauma einfach ablegtet«, sagte Baya.
»Es wäre alles einfacher, wenn dieses Universum nie geboren worden wäre.«
Damit war das Gespräch beendet.
Baya verließ die Loower-Kolonie. Diesmal wählte sie einen anderen Weg, um einer Unterhaltung mit Vavo Rassa aus dem Weg zu gehen.
Sie erreichte den Rand des Wohnbezirks, als die Alarmsirene durch die BASIS gellte. Von überall stürzten aus den Quartieren Besatzungsmitglieder, manche nur halb angekleidet, die sich im Laufen die Kombinationen überstreiften und ihre Waffengürtel umschnallten. Kampfroboter bezogen Stellung.
Atlan kam aus der Transmitterhalle, in seiner Begleitung Roi Danton.
Baya heftete sich an Dantons Fersen. »Was ist passiert?«, fragte sie.
»Perry!« Sein Gesicht war verkniffen.
Baya fragte sich, was Rois Vater zugestoßen sein mochte. Auf der BASIS? Aufgeregte Stimmen umschwirrten sie, und alle Gespräche drehten sich um diesen empörenden Vorfall und beispiellosen Gewaltakt. Baya erfuhr jedoch nicht, was wirklich vorgefallen war.
In Rois Begleitung erreichte sie Perry Rhodans Kabine und machte sich ganz klein und unscheinbar.
Perry Rhodan und zwei Wachtposten waren an das Wiederbelebungsgerät eines Medoroboters angeschlossen.
»Das Auge ist gestohlen worden!« Baya erkannte in dem Rufer Reginald Bull.
»Kein Zweifel, das war das Motiv für diesen Überfall«, sagte Atlan. »Für mich kommen nur Kemoauc und Laire als Verdächtige infrage. Hat man sie schon aufgespürt?«
»Noch fehlt jede Spur von ihnen. Und der Ka-zwo behauptet, ihren Aufenthalt nicht zu kennen.«
»Es könnten auch die Loower dahinterstecken«, argwöhnte Roi Danton. »Pankha-Skrin ist ebenso...«
»Ich komme gerade vom Quellmeister«, meldete sich Baya zu Wort. »Die Loower können es nicht gewesen sein.«
Rhodan kam langsam zu sich. »Laire... Kemoauc«, waren seine ersten
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