Silberband 117 - Duell der Erbfeinde
du hast nicht die Absicht, in unserer neuen Sternenstadt den üblichen Unfug zu treiben.«
Thezein wusste nicht, was er antworten sollte. Er konnte den Blick nicht von dem halb stofflichen Bürger abwenden. Aus Gewohnheit bewunderte er den anderen, dessen halb transparente Hülle verriet, dass er einen hohen Grad an Harmonie in seinen sicherlich nicht weniger als viertausend Bewusstseinen erreicht hatte.
»Gib mir deine Hand und halte dich neben mir«, gebot der Bürger streng.
Thezein zuckte zusammen. Ausgerechnet jetzt erinnerte er sich an Sinjadyl und was sie ihm über die Verschmelzung und Entwicklung der Bürger zur Gemeinschaftsintelligenz gesagt hatte. Er hätte am liebsten diesen durchscheinenden Bürger über Sinjadyls Ansichten in Kenntnis gesetzt, um auch seine Meinung zu hören. Letztlich verzichtete er doch auf derart provozierende Äußerungen, denn er fühlte sich schwach und wünschte sich nur noch, endlich seine Komponenten versorgen zu dürfen.
Der Bürger schritt mit ihm auf die Schwärze zu und zog ihn mit sich in das Nichts hinein. Für Thezein war es, als hätte nur einmal das Licht geflackert. Er fand sich in einem gleichartigen Raum wieder.
»Wir sind doch eingesperrt!«, sagte er hoffnungslos. »Wir werden nie hinauskommen.«
»Dein Verstand ist verwirrt«, stellte der Bürger kühl fest und zog Thezein vom Podest herunter. »Geh durch diese Tür dort, du wirst erwartet. Ich muss mich um andere Dinge kümmern.«
Damit eilte er davon.
Thezein ging zögernd auf die Tür zu, die der Durchscheinende ihm gezeigt hatte. Sie öffnete sich vor ihm. Er blieb erschrocken stehen, als er sah, was sich dahinter befand.
Ein sehr großer Raum. Überall standen diese fremdartigen Geräte, und vor den meisten saßen oder standen halb stoffliche Bürger und beschäftigten sich mit seltsamen Dingen. An einer Stelle gab es ein riesiges Fenster, durch das grelle Lichtpünktchen zu sehen waren. Zwischen diesen Punkten hingen fünf Kugeln, die wie Monde aussahen und schwach das Licht einer für Thezein nicht sichtbaren Sonne reflektierten. Er war so verwundert über dieses Bild, dass er gar nicht bemerkte, wie ein ebenfalls durchscheinender, aber erstaunlich bunt gefärbter Bürger neben ihn trat.
»Ich weiß nichts über das Bewusstsein, das deinen Namen trägt«, sagte der Bürger nach geraumer Zeit. »Aber da es Demut gegenüber den Wundern des Universums empfindet, mag es noch andere angenehme Eigenschaften besitzen. Vielleicht bist du an einer Verschmelzung interessiert?«
Thezein kam gar nicht zum Bewusstsein, wie ungewöhnlich dieses Angebot war. Kein Bürger von hohem Gehalt ließ sich mit einem ein, der nur ein einziges Bewusstsein besaß.
»Was ist das dort?«, fragte Thezein gebannt. Dabei starrte er immer noch auf das Fenster.
»Das sind die Sterne«, sagte der bunt gefärbte Bürger. »Wir haben den Linearraum verlassen.«
»Ich wusste nicht, dass die Monde in diesem Raum so seltsame Positionen einnehmen können. Wo ist der Planet, zu dem sie gehören?«
Der andere stutzte.
»Das sind keine Monde.« Er schüttelte sich so heftig, dass einige der bunten Flecken an seinem Körper undurchsichtig wurden und zu Boden fielen. »Das sind Raumschiffe. Mit dem sechsten, in dem wir uns befinden, werden sie unsere neue Sternenstadt bilden. Wir können bald mit dem Umbau beginnen. Es wird Zeit, dass wir die Reise zu einem Endpunkt fortsetzen, denn wir streben der Vollendung entgegen.«
Thezein empfand Ernüchterung angesichts der Erkenntnis, keine Himmelskörper, sondern künstliche Gebilde zu sehen. Er drehte sich zu dem Bürger um und stellte fest, dass es sich um einen Angehörigen der Gilde der Blühenden handelte. Gerade wollte er fragen, ob auch in den anderen Schiffen Bürger den Umbau vorbereiteten, da erspähte er einige welke Blätter, die zu Füßen des Blühenden auf dem Boden lagen. Als hätten all seine Körperkomponenten nur auf diesen Augenblick gewartet, traten sie unvermittelt in den Streik. Thezein verlor den Boden unter den Füßen und fand sich plötzlich auf dem Boden wieder. Er wusste, dass drei oder vier Blätter unter ihm lagen, und zwei weitere konnte er mit den Händen erreichen, ehe der Blühende auf ihn aufmerksam wurde.
»Was tust du da?«, fragte der Bürger argwöhnisch.
»Ich kann nichts dafür«, sagte Thezein unglücklich. »Meine Komponenten sind am Verhungern. Du hast ein paar Blätter verloren, und sie haben sich ihrer bemächtigt. Verzeih mir!«
Der
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