Silberband 117 - Duell der Erbfeinde
hinübergehen.«
»Es ist ein Wagnis. Niemand weiß, wie sich das, was die Androiden beeinflusst, auf dich auswirken wird.«
»Das mag stimmen. Andererseits haben wir schon genug Zeit verloren. Wir haben den Auftrag, diese Schiffe zu übergeben, und die Terraner werden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Es wundert mich, dass sie nicht längst eingetroffen sind.«
Servus schwieg. Alurus unterbrach die Verbindung. Er starrte auf die Sichtfläche, auf der sich die riesige GOR-VAUR des Mächtigen Ganerc abzeichnete.
Die Androiden entwickeln Gefühle und eigene Gedanken, wenn die Reststrahlung auf sie wirkt, dachte er. So wenigstens hat Servus es erlebt. Aber Dihat hat diesen Prozess allem Anschein nach schon hinter sich gebracht. Müsste er dadurch nicht weitgehend immun gegen die Strahlung sein?
Diese Überlegungen waren der Grund dafür, dass er noch wartete, anstatt sofort etwas zu unternehmen. Er wollte dem Androiden Zeit lassen. Dihat – falls er der Strahlung wirklich widerstehen konnte – sollte Gelegenheit haben, sich zu bewähren. Wenn Dihat es schaffte, dann würde Alurus auf die Überprüfung verzichten.
Aber die Stunden vergingen, und weder Dihat noch die anderen Androiden ließen etwas von sich hören. Stattdessen ortete man von den beiden Mutterschiffen aus sechs Raumschiffe; die sich rasch näherten.
12.
Thezein war aus einem kurzen, tiefen Schlaf erwacht und fand sich in einem Haufen von Blättern und Blüten wieder, die fast ausnahmslos eindeutige Spuren trugen. Offenbar hatten seine Körperkomponenten sich während seines Schlafes völlig ungeniert dem Vergnügen der Nahrungsaufnahme hingegeben. Der Gedanke, dass Hunderte von Bürgern, die in diesem Raum beschäftigt waren, ihn dabei hatten beobachten können, war ihm unerträglich.
Vorsichtig stand er auf und stellte fest, dass er immerhin wieder bei Kräften war. Seine Körperkomponenten hatten sich bis zur äußersten Grenze mit Nährstoffen vollgesogen.
Thezein fasste den Entschluss, schleunigst vom Schauplatz seiner Blamage zu verschwinden. Das Gebilde, in dem er sich befand, war wahrscheinlich groß genug, und es sollte ihm gelingen, ein Versteck zu finden, in dem er bleiben konnte, bis der Vorfall in Vergessenheit geraten war.
Vorsichtig trabte er zum Ausgang. Niemand beachtete ihn. Er blickte auf einen gekrümmten Gang hinaus, in dem zahlreiche Bürger unterwegs waren. Sie waren samt und sonders halb stofflich, und er fürchtete schon, der einzige Spaltling zu sein, der aus dem kristallinen Zustand erwacht war, als er endlich eine kleine Gestalt erblickte, deren Körper undurchsichtig war. Thezein hätte nie gedacht, dass er sich so sehr über den Anblick eines anderen Spaltlings freuen konnte. Er rannte dem Wesen nach und holte es ein, als es gerade um eine Ecke biegen wollte.
»Von welchem Lebensbereich bist du?«, fragte er laut.
Der andere Spaltling blieb stehen. »Das sieht man doch«, bemerkte er hochnäsig. »Ich komme von den Felsen der Geschuppten.«
Thezein hatte keine Ahnung, wo sich diese Art Felsen innerhalb Art'Yschalls befunden haben mochten, und das Benehmen des Spaltlings befremdete ihn ein wenig, aber er beschloss, darüber hinwegzusehen.
»Wir sollten uns zusammentun«, schlug Thezein vor.
Der Geschuppte sah ihn verwundert an. »Wozu?«
»Ich habe keine Lust, mich von den Bürgern herumschubsen zu lassen«, sagte Thezein verblüfft. »Geht es dir anders?«
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, behauptete der Geschuppte ärgerlich.
»Du willst nicht etwa behaupten, dass die Bürger sich inzwischen geändert hätten«, murmelte Thezein verwirrt. »Du bist ein Spaltling. Hast du nie gemerkt, was das bedeutet?«
»Die Unterhaltung mit dir ist mir zu anstrengend«, verkündete der Geschuppte, wandte sich ab und marschierte davon.
Thezein war so schockiert, dass er am liebsten hinterhergelaufen wäre, aber er sagte sich, dass er sich für die Dauer dieses Treibimpulses bereits schlecht genug bekommen hatte. Er sah sich ratlos um.
»Kann ich dir helfen?«, fragte eine Stimme, die ihm bekannt vorkam. Er drehte sich um und sah erschrocken den Blühenden vor sich, dessen Blätter er assimiliert hatte.
»Nein«, stieß er hastig hervor. »Ich finde mich schon zurecht.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, bemerkte der Blühende. »Übrigens – ich heiße Falreyl. Ich sah dich nach draußen gehen und beschloss, dir zu folgen. Du könntest dich hier draußen verlaufen, und das ist sehr
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