Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
Oder waren schon Tage vergangen?
Mallagan stieß fast gegen die Wand aus herabgefallenem Sand. Ein Räuspern gab ihm zu verstehen, dass Faddon und Scoutie bereit waren. Tief atmete er ein und stieß die Hände in den Sand, der nach einem kurzen Widerstand nachgab und sich wie dünner Brei verhielt. Sobald Surfo seine Position leicht veränderte, drang der Sand in den dadurch entstehenden Hohlraum und hob ihn auf diese Weise zentimeterweise empor. Er verließ sich darauf, dass Brether Faddon und Scoutie ebenso vorgingen, und grub weiter.
Seine Finger wurden wund, die Arme schmerzten, und seine Schultern waren schon nahezu gefühllos, als Mallagan ein leises Rauschen vernahm. Er hielt den Atem an. Das konstant bleibende Geräusch konnte nur bedeuten, dass sie dem Ziel schon sehr nahe waren.
Die Düne reichte bis an das Wrack heran. Sie war wie alle Sandverwehungen auf dieser Seite des Schiffes keineswegs regelmäßig geformt. Der Wind wehte nie konstant aus einer Richtung. Die Dünen, die von Westen und Osten um das Wrack herumreichten, kreuzten sich daher des Öfteren, und darüber hinaus besaßen sie eigene Ausläufer, die fächerförmig von dem runden Schiffskörper wegführten.
Jener Sandberg, in dem sie steckten, hatte auf den ersten Blick wie einer dieser Ausläufer ausgesehen. Inzwischen war Mallagan davon überzeugt, dass das Gebilde nur entstanden war, weil der abgestürzte Schweber sich dem Sand als Hindernis entgegenstellte. Es kam nun darauf an, dass die Metallplatte tief genug in die eigentliche Düne eingedrungen war, damit sie auch einem recht beträchtlichen Gewicht standhalten konnte, und dass sich andererseits nicht so viel Sand über ihr angehäuft hatte, dass Teile der Dünenmasse mitgerissen wurden.
Das Rauschen ebbte ab, und Surfo Mallagan grub behutsam weiter. Er sah vor sich einen Lichtpunkt, der ihm nach der Dunkelheit beinahe unerträglich grell erschien.
Vorübergehend spürte er den Hauch frischer Luft, dann war der helle Fleck wieder verschwunden.
Mallagan hielt kurz inne und tastete dann nach beiden Seiten. Er erkannte, dass er auf einem nach beiden Seiten sanft abfallenden Sandhügel lag, der bereits einen beträchtlichen Teil der Höhlung ausfüllen musste. Vorsichtig drehte er sich und streckte den rechten Arm aus. Seine Fingerspitzen trafen auf kühles Metall.
»Ihr müsst euch ebenfalls vorarbeiten«, raunte er. »Brether – du gehst nach rechts.«
Er spürte an den Bewegungen des Sandes, dass die Gefährten seine Anweisung befolgten. Er bemühte sich, den auf ihn zufließenden Sand abzuleiten, ohne dass der Neigungswinkel des Hügels, auf dem er lag, verändert wurde.
Links neben ihm hörte er ein leises Seufzen. »Frische Luft«, flüsterte Scoutie. »Vor mir ist ein Loch.«
»Kannst du etwas erkennen?«
»Sand rieselt an mir vorbei. Wenn ich den Kopf hebe, spüre ich die Kante über mir.«
Mallagan tastete nach Scoutie und Faddon, bis er beide berührte. »Jetzt versuchen wir es! Wir müssen die letzte Schicht schnell durchbrechen – und dann nichts wie weg.«
»Scoutie soll zuerst gehen!«, verlangte Faddon.
»Unsinn«, widersprach die Betschidin. »Entweder kommen wir alle hier heraus ...«
»Kein Wort mehr!«, befahl Mallagan. »Ich zähle. Bei drei graben wir los, was das Zeug hält. Eins, zwei, drei ...«
Sie wühlten sich mit aller Kraft vorwärts. Surfo Mallagan spürte über seinem Kopf den Stahl des Schwebers. Unter ihm bewegte sich der Sand. Was, wenn er hier hängen blieb, gefangen von der Platte und dem Sand, der bei aller Neigung, jeden Hohlraum aufzufüllen, ein nicht weniger erbarmungsloses Hindernis darstellte?
Der Sand strömte gleichmäßig von oben herab, die erwartete Sturzflut blieb aus. Als Mallagan sich im Bemühen, aus dem engen Gefängnis zu entkommen, nahezu auf den Rücken drehte, sah er über sich die weitläufige Flanke der Hauptdüne, und helle Panik ergriff ihn. Er sah Scoutie sich ins Freie zwängen und aufspringen, und dann erblickte er auch Faddon, der sich anschickte, den Hang hinunterzurennen.
»Nicht, Brether!«, schrie er entsetzt und stemmte sich noch einmal mit aller Kraft gegen die Umklammerung, die ihn festhalten wollte. »Zur Seite – zum Schiff!«
Scoutie hatte von sich aus den richtigen Weg gewählt. Faddon hastete nun in langen Sprüngen hinter ihr her, und Mallagan versuchte alles, damit er schleunigst von dem alten Schweber wegkam. Er hörte es hinter sich rauschen und wandte sich kurz um.
Das Gleichgewicht in
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