Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
Die Antwort darauf mussten sie sich schuldig bleiben. Aber sie fanden etwas anderes: eine Reihe von Unebenheiten in jenem Bereich, an dem die Plattform in den Schiffsrumpf überging.
Sie kletterten hinauf und befanden sich plötzlich in einem Raum, der jenem glich, den sie schon untersucht hatten. Auch hier war der Boden von Flugsand zugeschüttet. Die Betschiden entdeckten Nischen in den seitlichen Wänden, denen sie vorerst keine besondere Aufmerksamkeit zollten. Ein Schott, das die uralten Symbole trug, erregte ihr Interesse.
»Wenn wir es öffnen könnten ...«
»Es ist möglich, dass ein Roboter dahinter auf uns wartet.«
»Seid still!«, rief Faddon. »Hört ihr das Rauschen nicht?«
»Wasser!«, vermutete Mallagan.
Vorsichtig bewegten sie sich durch die Halle, bis sie die Stelle erreichten, an der Wasser aus der Wand sprudelte. Ob das Leck auf natürliche Weise entstanden war oder ob jemand nachgeholfen hatte, blieb unklar. Letztlich war das auch jedem absolut gleichgültig, sobald er das Wasser mit der hohlen Hand auffing, gierig trank und sich das Gesicht wusch. Dabei schmeckte das sprudelnde Nass nicht einmal. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätten sie es für ungenießbar erklärt.
»Es kommt aus dem Schiff«, erkannte Scoutie. »Sobald wir es nach innen schaffen, werden wir keine Sorgen mehr haben.«
»Vorher müssen wir uns auf jeden Fall um den Kranen kümmern«, sagte Faddon.
»Solange er die Waffe hat, kommen wir nicht an ihn heran. Unsere Hoffnung liegt einzig und allein dort!« Scoutie zeigte auf das Schott. »Und wenn wirklich ein Roboter dahinter wartet, haben wir eben Pech. Andererseits sind wir einer Maschine schon entkommen.«
Surfo Mallagan sah sich um. Er entdeckte eine der seltsamen Nischen ganz in ihrer Nähe. Das Schott war nur wenige Schritte weit entfernt. »Dort können wir uns verstecken«, schlug er vor.
»Die Nischen erinnern mich an Kojen«, ließ Scoutie wissen. »Ich wette, dass da Schlafplätze waren.«
»Unsinn«, widersprach Mallagan. »Das Schiff ist riesengroß. Die Mannschaftsquartiere liegen mit Sicherheit viel weiter innen.«
»Die Außenwände sind mit geschweißten Platten abgedichtet, genau wie bei dem anderen Raum«, bemerkte Faddon.
Surfo Mallagan stutzte und winkte sofort ab. »Wer weiß, was das zu bedeuten hat. Die Wasserversorgung funktioniert offenbar. Vielleicht gibt es weiter drin Überlebende. Ebenso ist möglich, dass sie von den Königsblüten beeinflusst wurden. Aber ich glaube, dass sie sich hier eingerichtet haben.«
»Dort oben?«, fragte Faddon.
Mallagan folgte seinen Blicken und schüttelte sich. Hoch über ihnen hingen Gebilde von der Decke. Sie waren perspektivisch verfremdet, aber eindeutig in ihren Formen, deutlicher erkennbar als die, die auf dem Boden der Halle standen. Dort oben gab es Möbel: Tische, Stühle und seltsam geformte Sessel, wie die Jäger sie aus St. Vains Kommandozentrale auf Chircool kannten.
»Dort waren auch welche.« Brether Faddon deutete auf die Stirnwand, in der sich das Schott befand. »Die Stellen, an denen sie befestigt waren, sind unverkennbar.«
»Ihre Überreste müssten am Fuß der Wand liegen.«
»Die Roboter könnten aufgeräumt haben«, bemerkte Faddon.
»Bist du dir bewusst, was das zu bedeuten hätte?«, fragte Surfo Mallagan skeptisch.
»Ich glaube schon. Wer immer in diesem Schiff gewohnt haben mag, hatte keine Angst vor dem Vakuum. Die Besatzung hat sich nicht vor dem Vakuum verschlossen, sondern das Schiff dem ganzen Kosmos geöffnet. Sie haben den weiten Weltraum als angenehm empfunden.«
»Genau wie wir«, flüsterte Scoutie.
»Wir können nicht im Vakuum leben!«, sagte Surfo Mallagan.
»Ich weiß. Wir haben oft genug beobachtet, dass andere Wesen sich vor dem Nichts fürchten. Sobald sie einen lächerlichen Sprung von einem Schiff zum anderen vollführen sollen, brauchen sie Gravitrone, Sicherheitsleinen und was noch alles. Wir benötigen das nicht. Ich glaube, die hier gelebt haben, hatten es ebenfalls nicht nötig.«
Ein Schauder rieselte Surfo Mallagan den Rücken hinab, und er war sicher, dass es den Gefährten nicht anders erging. Schon beim ersten Anblick des Wracks hatten sie es gespürt: Das war das Schiff. Die ungewöhnliche Farbe, die beinahe unfassbare Größe ...
»Es ist nicht die SOL!«, sagte er verbittert. »Die SOL ist kein Wrack. Sie liegt nicht auf irgendeinem namenlosen Planeten herum, auf dem sich niemand um sie und ihre Bewohner kümmert.«
Die anderen
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