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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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unter ihnen hin und her. Darüber hing das fahle Licht der Morgendämmerung. Im Vergleich zu der Dammüberquerung war die Fahrt über die Insel unspektakulär. Schon nach fünfzehn Minuten blinkte auf dem Navigationssystem ein Zeichen auf und zeigte das Erreichen des eingegebenen Zielpunktes an. Wege gab es keine auf Wavy Island. Die Insel bestand zum größten Teil aus Felsgeröll, das sich zu einzelnen Hügeln auftürmte, von ein paar grün bewachsenen Flecken abgesehen. Die Insel war eine Mischung aus einer Kraterlandschaft auf dem Mond und einer mit Unkraut bewachsenen Abraumhalde. Der Jeep kletterte eine höchstens zehn Meter hohe, nicht mal besonders steile Böschung hinauf, und dann befanden sie sich am Rand eines kreisförmigen Plateaus. Vor ihnen erkannten sie eine Ansammlung von noch mehr Geröll und Schutt. Erst nach dem Aussteigen sahen sie im Lichtstrahl der Autoscheinwerfer, dass sich zwischen den Geröllhügeln eine Anzahl von quadratischen Löchern befand, die eindeutig nicht natürlichen Ursprungs waren. Es handelte sich um alte Grabungslöcher und Schächte, in denen das Wasser stand. Sie hatten ihr Ziel erreicht.
    Eine dichte Nebelwand zog über die Insel. In der Dunkelheit auf dem Damm der Cruden Bay war davon noch nichts zu sehen gewesen. Dick eingemummt in Fleece-Pullovern und winddichte Funktionsjacken, luden sie ihre Ausrüstung aus dem Jeep. Es dauerte nur Minuten, bis sie ins Schwitzen kamen, während sie Leitern und Werkzeuge auf dem scharfen Gestein des Plateaurandes ablegten.
    Es war schon halb acht, und langsam zeigten sich im feuchten Morgendunst die ersten schwachen Konturen der näheren Umgebung. Sie ließen die Scheinwerfer eingeschaltet. Nebelschwaden tauchten unter den Strahlen hindurch und hüllten sie hartnäckig ein, als ahnte die Insel den Angriff auf ihr Geheimnis. Sie beschlossen, das Tageslicht abzuwarten. Müde vom frühen Aufbruch saßen sie bei geöffneten Wagentüren, Becher mit heißem Tee in der Hand haltend da und schwiegen.
    Als der Nebel sich lichtete, wurde es hell, aber das schwache Morgenlicht zeigte ihnen nur graues Steingeröll. Eine Zeitlang hielten sich die feuchten Schleier am Muldenrand vor ihnen, und Frank spürte, wie ihm ein Gemisch aus Schweiß und kondensierter Feuchtigkeit den Nacken hinablief. Er fröstelte. Dann unterbrach er das trostlose morgendliche Schweigen.
    »Verzieht sich der Nebel ganz, oder bleibt er tagsüber auf der Insel hängen?«
    McCully antwortete. »Schwer zu sagen, ich war im Hochsommer hier, von Nebel habe ich da nichts bemerkt.«
    »Hauptsache, wir haben bei der Rückfahrt auf dem Damm freie Fahrt. Ich habe mich vorhin schon gefragt, was wir machen sollen, wenn uns jemand entgegenkommt«, sagte Peter.
    »Auf, lasst uns anfangen«, unterbrach McCully Peters Gedankengang.
    Sie kletterten aus dem Jeep. Kenneth McCully schaltete sein GPS-Gerät ein und Frank sein Handy. Er wählte Michaels Telefonnummer. In Hamburg war es früh am Mittwochnachmittag.
    »Michael? Wir fangen an zu suchen. Du kannst jetzt loslegen. Sag Bescheid, wenn du mich auf dem Schirm hast.«
    Statt einer Antwort hörte Frank das Klicken einer Computermaus. Es klang, als betätigte Michael eine Morsetaste, so schnell flitzte er durch die Programme. Dann hörte er wieder, wie sich Michael im Hintergrund mit jemandem unterhielt. Frank hatte sich schon fast daran gewöhnt, dass es Katja war.
    »Du kannst jetzt losgehen, aber bitte langsam, nicht zu schnell, und geh gleichmäßig. Das Programm läuft, und ich habe dich auf dem Schirm. Ich habe Geocentralix auch auf Katjas Notebook installiert, sie ist dir also auch auf der Spur«, sagte Michael.
    Geocentralix hieß also die Software, die die Signale von Franks Handy in die Ziffernreihenfolge der GPS-Koordinaten umwandelte. Wie das Programm genau arbeitete, hatte Michael ihm zwar erklärt, aber er konnte sich kaum an die komplizierten technischen Einzelheiten erinnern. Frank starrte auf das Display von Michaels Handy und konnte nur einen unverständlichen Strichcode erkennen, ähnlich dem Warencode an der Supermarktkasse. Die Striche wanderten von links nach rechts über das Display, mal schneller, mal langsamer, je nachdem, wie schnell er sich selbst über das Felsplateau bewegte. Zur Feststellung seiner Position benutzte Geocentralix die Zellinformation des Mobilfunks auf GSM-Basis und das satellitengestützte Global Positioning System. Um in den zentimetergenauen Auflösungsbereich der Positionierung zu gelangen,

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