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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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verwendete Michaels Rechner einander überlagernde Triangulationen mit einer extrem hohen Vernetzung. Innerhalb von Gebäuden funktionierte das noch nicht, weil die erforderliche Auflösung nicht erreicht werden konnte, aber im Freien gab es keine Probleme, wenn man die richtige Software besaß, und die hatte Michael natürlich.
    Würde alles bald technischer Standard sein, hatte Michael ihm erklärt, aber noch handelte es sich um den Prototyp eines mobilen Ad-Hoc-Netzwerks. Die Impulse seines Handys wanderten über die Telefonleitung in Hamburg, und Geocentralix machte daraus eine verständliche Ortsangabe mit einer sekundengenauen Bestimmung von Längen- und Breitengrad. Die Positionsangabe war zentimetergenau. Und es funktionierte. Kenneth McCully war mit seinem nagelneuen GPS-Gerät bereits ein paar Schritte hinter ihm ratlos stehen geblieben und begann, aufgrund der verzerrten Angaben seines Geräts, im Kreis zu laufen. Aber mit Hilfe von Michaels Equipment waren sie sämtlichen Schatzsuchern der Vergangenheit um Lichtjahre voraus.
    »44° 20’ 50 N – 65° 55’ 04 W, etwas mehr nach Südosten«, kommandierte Michael. Frank gehorchte und folgte dem Schein seiner Stirnlampe in die angegebene Richtung.
    Seine Schritte glichen einem Balanceakt. Wie auf einem verschneiten Gletscherfeld kämpfte er sich ohne Sicherung auf den schmalen Brücken und Dämmen, die die alten Grabungslöcher voneinander abgrenzten, Schritt für Schritt voran. Neben ihm öffneten sich die Löcher, teilweise waren sie bis zum Rand mit Wasser angefüllt, teilweise schien nur der Boden tief unten mit Pfützen bedeckt zu sein. Diejenigen Schächte, bei denen man auf den Grund sehen konnte, waren fünf, sechs Meter tief, schätzte Frank. Der obere Rand, auf dem er sich vorwärtstastete, war etwa genauso lang. Es schien, als bewege er sich auf dem Grundriss einer prähistorischen Ausgrabungsstätte mit würfelartigen Ausschachtungen. Schon meinte er, aus dem Morgendunst das andere Inselufer auftauchen zu sehen. Er hatte fast den gegenüberliegenden Muldenrand erreicht, als er Michaels Stimme hörte.
    »44° 20’ 20 N – 65’ 55“ 40 W, du bist gleich da, noch drei oder vier Meter.«
    Das vorletzte Loch im Innenbereich des Plateaus, nicht mehr weit entfernt von der Fundy Bay, entsprach der Koordinatenangabe auf der Schatzkarte.
    »Das war’s. Perfekte Arbeit, Micha.« Frank versprach, sich spätestens in zwei Stunden wiederzumelden, egal ob sie dann etwas gefunden hatten oder nicht.
    Peter schleppte auf der Umrandung des Plateaus die erste Leiter heran, und Frank warf einen genaueren Blick in den Schacht. Wie nicht anders zu erwarten, stand darin das Wasser. Peter stieß zu ihm, ließ die Leiter in den Schacht gleiten und stemmte die untere Kante mit aller Kraft gegen den Schachtboden. Sie hatten Glück. Das brackige Wasser reichte nicht weiter als bis zur zweiten Trittstufe der Leiter. Die paar Liter Wasser würden ihre Pumpen in weniger als einer halben Stunde geschafft haben. Der Schacht, an dem sie fieberhaft zu arbeiten begannen, unterschied sich in nichts von den umliegenden. Für ihre Vorgänger auf der Suche nach dem Schatz von Wavy Island war dieser Schacht nur ein weiteres Loch von vielen anderen gewesen, die sie gegraben und unverrichteter Dinge zurückgelassen hatten. Doch für Peter, Frank und Kenneth McCully war es der einzige Versuch. Entweder sie hatten sofort Erfolg, oder sie würden umkehren.
    Schwitzend und keuchend schleppten sie ihre Ausrüstung heran. Kenneth McCully arbeitete trotz seines Alters am eifrigsten. Während er nach Atem rang, gab er Kommandos und Anweisungen, die Peter und Frank gehorsam ausführten. Sie hatten eine schweigende Übereinkunft getroffen. Sie würden Professor Kenneth McCully, dem Experten der Schatzlegende, die Organisation überlassen und, falls es dazu kam, auch den Vortritt beim letzten Spatenstich.
    Sofort nach dem Abpumpen des Wassers stießen sie auf eine dicke Holzbohle.
    »Es ist wie am Anfang, als alles begonnen hat«, murmelte McCully. Der Fischer, der im Jahr 1795 auf Wavy Island strandete, war bei der ersten Grabung mit seinen Freunden auf eine Schicht aus Eichenholzbohlen gestoßen.
    »Ist auch überliefert, wie sie die Bohlen weggeräumt haben?«, fragte Peter.
    »Natürlich nicht«, sagte McCully unwirsch, als er, auf dem Boden des Schachtes kniend, das Holz ableuchtete, »wir müssen sie wegstemmen. Holt die Spitzhacken und die Brecheisen.«
    Frank und Peter stiegen die

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