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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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war jetzt fast halb elf Uhr abends, und in dem kleinen Ort, der nicht mehr als ein paar hundert Einwohner haben konnte, waren sie die letzten Kunden. Auch weitere Angestellte waren nicht zu sehen. Der Dicke hinter dem Tresen war anscheinend der Besitzer des Warehouses. Unter dem blendenden Licht der Leuchtstoffröhren stand ihm die Zufriedenheit über seine unverhoffte, späte Kundschaft ins Gesicht geschrieben. Es kam wahrscheinlich nicht sehr oft vor, dass zwei groß gewachsene junge Männer mit langen blonden Haaren an einem ganz normalen Dienstagabend in seinem Laden auftauchten, ihre Auswahl auf die Anweisungen eines freundlich lächelnden Mittsechzigers hin trafen und nach und nach drei große Einkaufswagen mit Werkzeugen beluden. Der Dicke hatte es aufgrund ihres Besuches überhaupt nicht eilig, seinen Laden zu schließen.
    Frank brummte etwas Unverständliches in Peters Richtung, zog die Mundwinkel nach unten, stellte die Spitzhacke mit dem lederumwickelten Griff zurück und nahm zwei der Hacken zu 30 Dollar aus dem Holzständer.
    »Was ist denn bloß mit dir los?«, fragte Peter ungeduldig. »Du hast schon die ganze Hinfahrt über keinen Ton gesagt. Hast du die Lust verloren? Das Ganze fängt doch jetzt erst an, richtig Spaß zu machen.« Doch Frank war nicht in der Stimmung für Peters unverwüstlichen Optimismus.
    »Ich bin hundemüde. Es ist jetzt irgendwas um vier Uhr morgens unserer Zeit. Außerdem, was machen wir, wenn Professor McCully vollkommen danebenliegt und seine Schatztheorien alle falsch sind? Wem kann ich denn in Hamburg allen Ernstes erzählen, dass ich mal eben kurz in Kanada war und zusammen mit einem englischen Professor für Geophysik einen spanischen Silberschatz ausgraben wollte. Das glaubt mir doch keiner.«
    »Lass es uns einfach versuchen, Frank. Was haben wir denn zu verlieren?«, fragte Peter. Und als Frank darauf nicht antwortete, sagte er: »Na, also, gar nichts. Wir machen morgen einen Grabungsversuch, und wenn sich das Ganze als zu schwierig herausstellt, war es das, und wir fliegen wieder nach Hause. Dann kannst du zu Katja zurück und dein Studium beenden, so als sei nichts gewesen. Die paar Tage Abenteuer sind schnell vergessen. Aber …«, Peter legte Frank freundschaftlich den Arm um die Schulter, »… jetzt stell dir mal vor, wir finden auf dieser geheimnisvollen Insel wirklich was. Muss ja kein Schatz sein, sondern irgendwas, was nach Geschichte riecht und sich wissenschaftlich verwerten lässt. Dann brauchst du deine Diplomarbeit wahrscheinlich gar nicht zu Ende zu schreiben, sondern bekommst sofort ein Forschungsstipendium. Hast du daran schon mal gedacht? Wär doch auch nicht schlecht, oder?«
    Frank nickte und schob den Einkaufswagen langsam in Richtung Kasse, wo Professor McCully mit vier Paar Gummistiefeln in den Händen auf sie wartete. Er musste zugeben, dass er sich gedanklich noch gar nicht damit beschäftigt hatte, was passieren würde, wenn sie tatsächlich mit ihren Ausgrabungen Erfolg haben sollten. Wenn sie auch nur irgendetwas einigermaßen Wertvolles fanden, das mindestens aus dem 18. Jahrhundert stammte, dann war bei der sagenhaften Vorgeschichte des Wavy-Island-Schatzes Peters Überlegung mit dem Forschungsstipendium gar nicht so unwahrscheinlich.
    »O. K., lasst uns ein Motel suchen, und morgen graben wir den Schatz der »Santa Cartagena‹ aus«, sagte er. Er stieß Peter in die Seite und rollte mit den Augen. »Oder wir finden die Skelette der fünfzehn Seeräuber des Käpt’n Kidd, natürlich alle mit einem verrotteten Holzbein.«
    McCully streckte ihnen die blassgrünen Gummistiefel entgegen, in jeder Hand zwei Paar.
    »Welche Größe haben Sie?«, fragte er.
    »Fünfzig«, sagte Frank, »Neunundvierzig«, Peter.
    »Du meine Güte«, antwortete McCully leicht geschockt und ließ die Arme mit den Stiefeln sinken. »Größere als achtundvierzig gibt es hier nicht. Für den einen Tag morgen muss es halt gehen.« Er legte zwei Paar Stiefel zu den übrigen Sachen in den Einkaufswagen. Die Gerätschaften und Neuanschaffungen mussten bei Außenstehenden den Eindruck erwecken, als würden sie zu einer mittelgroßen Expedition aufbrechen: zwei stabile Schaufeln, zwei Spaten mit scharfer Einstichkante, zwei ausziehbare Aluminiumleitern, eine Schubkarre, mehrere Eimer verschiedener Größe, ein kleiner dieselbetriebener Generator, drei Pumpen mit einigen Metern an Schläuchen, Seile unterschiedlicher Länge und Dicke, ein paar Brecheisen, Taschenlampen,

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