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Silberglocken

Silberglocken

Titel: Silberglocken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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ausgenutzt hat”, sagte er schließlich leichthin. “Ich muss sagen, Sie haben es in sich. Alle Achtung.” Er hatte das Bedürfnis, den Vorfall herunterzuspielen, damit sie ihm keine Bedeutung beimaß.
    Das Licht ging in genau diesem Augenblick wieder an, und der Lift setzte sich in Bewegung. Philip blinzelte. Carrie stand ihm gegenüber, an die Wand gedrückt. Ihre Augen waren groß, und sie war blass. “Ist das alles, was Ihnen dazu einfällt?”
    “Ja, sicher.” Er hob die Schultern. “Was sonst?”
    Bevor sie darauf antworten konnte, hielt der Lift im Erdgeschoss an, und die Tür öffnete sich. Philip war heilfroh darüber.
    “Nichts.” Ihr Blick war ausdruckslos, und sie sah an ihm vorbei.
    Philip stieg ohne ein weiteres Wort aus. Er hatte ein schlechtes Gewissen, und zugleich war er auch ein wenig traurig. Er wollte Carrie nicht wehtun. Sie war ein liebes, nettes Mädchen, und sie tat seiner Tochter gut.
    “Mist”, stieß er hervor. Er war wirklich ein unglaublicher Idiot. Offenbar hatte er völlig den Verstand verloren.
    “Gehen Sie ihr nach”, sagte da jemand hinter ihm.
    Philip drehte sich um und fand sich Madam Fredrick und Maria gegenüber.
    “Sie ist eine gute Frau”, sagte Maria. Sie hatte eine dicke, gescheckte Katze unter dem Arm. “Eine Frau wie sie finden Sie so schnell nicht mehr.”
    “Sie könnten es schlechter treffen”, meinte auch Madam Fredrick und kicherte. “Aber wer wüsste das besser als Sie.”
    “Darf ich Sie beide höflichst bitten, sich gefälligst aus meinen Angelegenheiten herauszuhalten.”
    Die beiden Frauen wichen unwillkürlich ein wenig zurück.
    “Wie kommen …”, begann Maria empört, aber Madam Fredrick schnitt ihr das Wort ab. “Lassen Sie nur, meine Liebe. Manche Männer wollen sich eben einfach nicht helfen lassen.”
    Verärgert und böse auf sich selbst hastete Philip aus dem Haus, fest entschlossen, in Zukunft nur noch die Treppe zu benützen und nie mehr mit dem Lift zu fahren. Dann traf er wenigstens niemanden mehr.

6. KAPITEL
    “H abe ich Ihnen je von Randolf erzählt?” wollte Madam Fredrick wissen, während sie Carrie eine Tasse Tee einschenkte. “Ich war zwanzig Jahre alt, als wir uns kennen lernten, und unglaublich naiv. Als ich ihn sah, wusste ich sofort, dass meine Tugend in Gefahr war.”
    Sie lachte, und ihre Augen funkelten in der Erinnerung. “Vierzig Jahre ist das jetzt her. Eine Woche später waren wir verheiratet. Wir wussten beide sofort, dass wir füreinander bestimmt waren. Warum soll man sich gegen sein Schicksal wehren? Das kostet nur unnötige Energie. Wir waren dreißig Jahre verheiratet und sehr glücklich. Wir stritten und wir liebten uns. Und wie wir uns liebten! Wenn er mich nur anschaute, wurden meine Knie weich. In einem Blick von ihm stand mehr, als ein Dichter in einem dreihundert Seiten dicken Buch untergebracht hätte.”
    Carrie nahm einen Löffel Zucker und rührte ihren Tee um. Ihre Finger zitterten ein wenig, als sie an Philips Küsse dachte. Seit diesem Vorfall mied sie den Lift und benützte nur noch die Treppe. Sie war auch früher schon geküsst worden, ziemlich oft sogar, aber nie hatte sie auch nur annähernd so empfunden wie bei Philips Küssen. Es beunruhigte sie, dass sie genau verstand, was ihre Nachbarin ihr gerade zu erklären versuchte.
    “Nach Randolfs Tod habe ich nicht wieder geheiratet”, sagte Madam Fredrick und setzte sich neben Carrie. “Ich hätte es nicht tun können. Nicht viele Frauen finden so viel Glück in ihrer Ehe wie ich.”
    Carrie trank einen Schluck Tee. Sie musste sich anstrengen, damit ihre Gedanken nicht wieder auf Abwege gerieten und zu Philips Küssen wanderten. Sie wollte diese Küsse vergessen, nie wieder daran denken. Aber gegen ihre Erinnerungen war sie machtlos. Immer wieder drängten sie hoch und quälten sie. Wie hatte sie nur so schamlos reagieren können? Wenn sie nur daran dachte, wäre sie vor Verlegenheit noch nachträglich am liebsten im Boden versunken.
    “Ich wollte Ihnen Ihr Weihnachtsgeschenk jetzt schon geben”, verkündete Madam Fredrick und legte Carrie ein kleines Päckchen in den Schoß. “Machen Sie es auf.”
    Sie sah gespannt zu, wie Carrie das goldene Band aufknüpfte und das Papier auseinander schlug. Ein Glas mit getrockneten Kräutern und Blumen war darin.
    “Das ist ein Fruchtbarkeitstee”, erklärte Madam Fredrick.
    “Fruchtbarkeits…!” Carrie hätte das Glas vor Schreck fast fallen lassen.
    “Sie müssen die Blätter

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