Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberhuf

Silberhuf

Titel: Silberhuf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Winnington
Vom Netzwerk:
Schock, den er mir verpaßt hatte. „Ein Artikel wird das, verlaß dich drauf. Im Augenblick ist das Ganze zwar noch ein bißchen unpraktisch. Aber wozu haben wir auf dem Jeepdach eine photoelektrische Batterie und dazu den neuen Transformator? Und ich hab noch so ein paar Ideen in petto. Ich sage dir, Jack, wenn es uns gelingt,das Pferd zurückzutransportieren in die Zivilisation, sind wir gemachte Leute, das weiß ich genau. Aber jetzt hab ich erst mal einen Bärenhunger.“

    Bisher war kein Wort über meine Lippen gekommen. Es hatte mir die Sprache verschlagen, als ich das Pferd laufen sah. Aber jetzt fragte ich ihn, als er sich umwandte, um zum Tempel zu gehen: „Ist es nicht zu riskant, ihn hier die ganze Nacht alleine zu lassen?“
    Mein Vater blickte sich um. „Was soll dabei riskant sein?“
    „Jjja, er . . .“, ich war ein wenig verlegen. „Nimm an, er läuft über Nacht davon.“
    Mein Vater fing an zu lachen und kratzte sich am Kopf.
    „Vielleicht hast du recht, Jack. Stell dir vor, der Tau würde Kurzschluß im Schalter verursachen. Ich werd doch lieber die Batterieleitungen abklemmen“, sagte er.
    Er lehnte sich in das Pferd hinein und zog die Kabel heraus. Während er es tat, hatte ich irgendwie das Gefühl, als ob sich das Pferd auf eine gewisse Art veränderte. Es erschien mir nicht mehr so „lebendig“.

Fünftes Kapitel
    Am nächsten Morgen war es noch stockdunkel, als mich jemand an der Schulter rüttelte. Mein Vater beugte sich über mich und sagte: „Steh auf, Morgenstunde hat Gold im Munde. Wir gehen aus.“
    Es war bitterkalt, mein Atem stand weiß in der Luft. Ich versuchte mich wieder in den Schlaf zu kuscheln. Aber Vater schüttelte mich ein zweites Mal und sagte, ich solle mich sputen.
    „Brauchst dich jetzt nicht zu waschen, hat Zeit, bis wir zurücksind. Bin unruhig wegen dieser Banditen. Stell dir vor, sie fänden die Stelle, wo wir mit dem Jeep steckengeblieben sind. Wer weiß, vielleicht suchen sie bereits die ganze Gegend nach uns ab. Wir müssen das herausfinden.“
    Als ich aus meinem Schlafsack herauskrabbelte, war mir nicht klar, ob ich vor Angst oder vor Kälte zitterte. Mein Vater trug seine beiden Gewehre bei sich, die Coltbüchse und seinen Karabiner, und ich mußte meine Coltbüchse und eine Menge Expreßpatronen mitnehmen, jeder aß ein Stück Schokolade, und los ging’s. Es war Vollmond, er stand ziemlich weit unten am Horizont. Und in der Luft lag bereits ein Schimmer der aufsteigenden Dämmerung. Alles war mit dickem Rauhreif bedeckt. Silberhuf glitzerte strahlend weiß in dem blaßblauen Mondlicht. Knirschenden Rauhreif unter den Füßen, durchkreuzten wir das kleine Tal. Hinter dem tiefen Purpur tauchte der erste mattrote Streifen auf, und als wir hinaustraten in das große Tal, erglühten die entfernten Schneeberge rosa. Am Talausgang hasteten wir eilig um die Ecke und hinauf auf den Paß. Als wir oben ankamen, begann es gerade zu dämmern. Daher versteckten wir uns an einer Stelle, von der aus wir das andere Tal übersehen konnten, und warteten. Im Tal selbst hatte niemand gezeltet. Aber die Banditen trugen kaum Gepäck bei sich, soweit ich mich erinnern konnte. Sie würden also zweifellos in Höhlen schlafen, falls sie überhaupt im Freien kampierten. Sobald wir alles deutlich erkennen konnten, stand fest, daß nirgendwo Pferde waren. So wanderten wir ins Tal hinein und folgten der Spur der Banditen, bis wir die Stelle erreichten, wo das mit dem Jeep passiert war. Aber die Schurken schienen Weg und Steg genau zu kennen. Sie hatten den Fluß an einer seichten Furt überquert, statt wie ich an der tiefen Stelle.
    „Glück gehabt“, sagte mein Vater und wanderte mit mir den Fluß entlang bis zu dem Punkt, wo er den Jeep zusammengeflickt hatte. Einige Spuren davon waren noch da, eine Öllache, kleine Metallreste und eine leere Plastbüchse. Wir beseitigten schnell alle Spuren. Auf dem Rückweg folgten wir unserem langen Schatten in Richtung Westen.
    Plötzlich fühlte ich Vaters Hand auf meinem Arm und blieb stehen. Gelassen hob er sein Gewehr, sehr geschmeidig und langsam. Ich blickte in die gleiche Richtung, ohne etwas zu bemerken. Er stand eine Zeitlang wie ein Baum, seine Augen klebten förmlich am Zielfernrohr. Als er auf den Abzug drückte, nahm ich nicht einmal diese Bewegung wahr. Deswegen erschreckte mich der Schuß.
    „Verdammt“, hörte ich Vater sagen, und schon ertönte ein gräßliches Geräusch, ein Mittelding zwischen dem Knurren einer

Weitere Kostenlose Bücher