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Silberhuf

Silberhuf

Titel: Silberhuf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Winnington
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hatten wir die Spur der Schneemenschen verloren, und jetzt das. Er hatte sich großartig in all diesen Situationen benommen, und ich, ich nörgelte an ihm herum wie eine Schwiegermutter. Vor einer Woche träumte er davon, berühmt zurückzukehren und sich seine Verträge selbst auszuwählen, und jetzt machte er sich Sorgen, wovon er die Miete bezahlen und seine nächste Reise finanzieren sollte. Es war ein schwarzer Tag, und das einzige Gute daran war, daß er eine Gazelle erlegte.
    Wir aßen im Gebetsraum des Nonnenklosters Abendbrot. Es gab frische Leber und Quetschkartoffeln aus Pulver. Und wenn man es so nimmt, war es ein schwarzer Tag für die Gazelle.

    Am nächsten Tag bemühte Vater sich mehrere Male, über sein Funkgerät in Kontakt mit Silberhuf zu kommen, aber das Pferd gab keine Antwort. Wir waren beim Packen und machten alles startklar für unseren langen Rückmarsch. Die ganze Zeit über arbeitete das Gerät auf der Wellenlänge des kleinen Senders, der in das Pferd eingebaut worden war.
    In dieser Nacht erwachte ich plötzlich, gerade als ich von dem Pferd und den Schneemenschen träumte. Das Funkgerät summte leise. Dann hörte ich Silberhuf, der im Flüsterton sprach.
    „Jack, Mike.“
    Ich weckte Vater. Die Stimme kam wieder. Mein Vater strahlte und schaltete den Sender ein.
    „Hier spricht Mike. Hallo, Silberhuf.“
    „Hallo, Mike.“
    Dann trat eine Pause ein, und im Hintergrund war ein Geräusch, das sich wie Singen anhörte.
    „Ich bin gefangen, Mike, diese Räuber, die Jack sah, angeführt von Jaltsolin, dem Mönch.“
    „Wo bist du?“
    „In einer Höhle. Gestern abend, bei Anbruch der Dunkelheit, schloß ich meine Augen und schaltete ab. Als ich sie wieder öffnete, war ich mit Seilen um Hals und Fußgelenke gefesselt, und Männer standen um mich herum. Aus Furcht, sie könnten mich zerstören, mußte ich mit ihnen gehen.“
    „Wie viele sind es?“
    „Fünf, aber zwei sind fortgeritten, um Vorräte zu holen, und kommen vielleicht zurück.“
    „Hör zu, Silberhuf. Wir werden sofort kommen. Von Zeit zu Zeit werde ich mit dir Verbindung aufnehmen, um deine Position zu erfahren. Bleibe auf Empfang.“
    „Wird gemacht, Mike. Aber meine Batterien sind schwach, ich mußte nämlich auch nachts laufen.“
    „Dein Gerät wird nicht so viel verbrauchen. Was treiben die Banditen jetzt?“
    „Sie sitzen um ein Yakdungfeuer, trinken und singen.“
    „Ich gehe jetzt nach draußen, um meine erste Position festzustellen.“
    Nach einigen Versuchen fand er eine Position einhundertneunundvierzig Grad westlich von Süd und teilte Silberhuf mit, daß wir uns auf den Weg begeben. Alles, was wir mitnahmen, waren Gewehre, Schokolade, einen Medizinkasten, das Funkgerät und einen Kompaß. So zogen wir in der fixierten Richtung los. Ab und zu überprüfte Vater die Marschroute, nahm leichte Korrekturen vor, und weiter ging’s.
    Als die Sonne aufging, kamen wir besser voran. Wir rasteten zum ersten Mal nachmittags an einem Fluß, um Wasser zu trinken und Schokolade zu essen. Während ich mich ausruhte, kletterte Vater mit dem Funkgerät auf eine Anhöhe und kam sehr befriedigt wieder zurück, weil er durch zwei Standortbestimmungen ermittelt hatte, daß uns nur noch wenige Meilen von Silberhuf trennten. Er befahl Silberhuf, abzuschalten, um seine Batterien zu schonen.
    Es war ein Moränengebiet, und die ganze Landschaft war mit gigantischen runden Felsbrocken übersät, die die Gletscher zurückgelassen hatten. Es fiel uns daher nicht schwer, in Deckung zu bleiben. Weil wir bergauf gingen, um den Weg, der zu dem Paß führte, zu vermeiden, blieben wir unterhalb des Kammes, bis wir in das nächste Tal blicken konnten, ohne dabei selbst gesehen zu werden.
    Und da waren die Banditen.

Neuntes Kapitel
    Es war ein äußerst friedlicher Anblick. Fünf an den Vorderfüßen gefesselte Pferde grasten gemächlich zwischen den großen Felsbrocken, die überall verstreut auf dem ganzen Talgrund herumlagen. Von einer Seite ragte eine steile Felswand auf, die von der Höhle durchbrochen war. Fünf der Halunken aalten sich ausgestreckt in der späten Nachmittagssonne. Vielleicht schliefen sie ihren Rausch der vergangenen Nacht aus. Langsam senkte sich die Sonne den Bergen entgegen. Sie wurde zusehends größer und glutrot, bis die Berge ihre Schattentiefe verloren und sich schwarz von dem indigofarbenen Himmel abhoben.
    Der himalajaische Abend begann seine Kälte auf uns auszuströmen. Einer der Banditen richtete sich

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