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Silberhuf

Silberhuf

Titel: Silberhuf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Winnington
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hingestellt, Seife und solchen Krimskrams herausgezerrt und wuschen uns seit vier Wochen zum ersten Mal gründlich.
    „Was, zum Kuckuck, führt Silberhuf im Schilde?“ fragte Vater plötzlich.
    Silberhuf trottete langsamen Schrittes quer über das Gras davon und war bereits eine Viertelmeile von uns entfernt. Vater brüllte: „Silberhuf, komm zurück!“ Aber das Pferd ging mit ruhigem Schritt weiter von uns weg. Mir rannen die Tränen übers Gesicht, und Vater fragte streng: „Warum heulst du? Was ist los?“
    Jetzt brach ich in ein elendes Geflenne aus.
    „Was wird hier gespielt, Jack?“ fragte Vater streng, während er aus dem Tümpel herauskam. Ich kroch ebenfalls raus.
    „Silberhuf verläßt uns.“
    „Was?“ Vater fielen fast die Augen aus dem Kopf, doch dann begann er, sich eilig anzuziehen. „Das tut er nicht, bestimmt nicht.“ Dann schrie er: „Hee, Silberhuf, komm zurück.“ Er wandte sich zu mir: „Und du willst sagen, daß du es gewußt hast und deinem Vater nichts gesagt hast?“
    „Ich habe es versprochen, Vater“, schluchzte ich und blickte Silberhuf nach, der noch immer im gleichen Tempo davonlief.
    „Thaah“, Vater griff zu seinem Expreßgewehr und brüllte „Halt, Silberhuf! Silberhuf, oder ich schieße.“
    „Vater“, rief ich bestürzt. „Du kannst ihn doch nicht verletzen.“
    „Ich kann es wieder reparieren“, sagte er und zielte. Ich stürzte mich auf seine Waffe. Das überraschte ihn, und er versuchte mich abzuschütteln. Ich fiel ins Gras, und er zielte jetzt besonders sorgfältig. Da zerrte ich an seinem Bein, und der Schuß ging in die Luft. Ich stand auf, wehrlos und splitterfasernackt.Vater schmiß das Gewehr auf die Erde, stand da und starrte mich an, als ob er seinen eigenen Augen nicht trauen konnte. Silberhuf war nicht mehr zu sehen.

    „Bist du ganz und gar verrückt geworden?“ fragte er endlich.
    Ich erzählte ihm, was geschehen war, und als ich am Ende war, sagte er ganz ruhig: „Aber, Jack, es ist doch nur ein mechanisches Pferd.“
    „Ich weiß“, sagte ich. Es war schwer zu erklären, was ich fühlte. „Ich weiß, ein elektronisches Gehirn ist nicht so eins wie unseres. Aber nimm an . . . ich weiß nicht, wie ich es sagen soll . . . nimm an, wenn du alle diese Worte und Daten in sein Gehirn hineingestopft hast . . . ich meine . . . schließt das nicht auch eine Menge von eigenen Ideen mit ein? Ich meine Ideen wie, frei zu sein und unabhängig? Ich meine, Vater, bestimmte Arten von Ideen sind ein Teil von Worten, wie Unabhängigkeit, Freiheit, Liebe und Freundschaft und so weiter, sie dienen einem guten Zweck, und Dinge wie Haß, Sklaverei und Jagd nach Geld verbergen eine schlechte Absicht. Und was ich glaube, ist: selbst wenn er nicht lebendig und fähig ist, so zu denken wie wir, so muß er auf eine Weise doch so denken wie wir, weil wir — das heißt die Menschen — ihn machten und alle diese Dinge in sein Gehirn hineingefüttert haben.“
    Ich fror, als ich so dastand ohne einen Fetzen am Leib, aber ich mußte es mir von der Seele reden. Mein Vater schwieg indessen und beendete seine Garderobe und begann sich die Pfeife zu stopfen.
    „Schließlich“, sagte ich, „war es ja nicht so, daß du ihn mit nach Hause nehmen wolltest, weil du ihn gerne hattest oder um seinetwegen, sondern weil du Geld an ihm verdienen wolltest, genau wie die Kaiser-Witwe.“
    Das war ein Schlag in die Magengrube, wurde mir plötzlichbewußt. Aber Vater entgegnete ganz ruhig: „Die Miete muß bezahlt werden, weißt du.“
    „Gut, das sehe ich ein, und ich habe auch versucht, ihn zum Bleiben zu überreden, aber eigentlich ist das wirklich nicht seine Sache, stimmt’s? Du hast niemals mit ihm darüber gesprochen und ihn statt dessen behandelt wie etwas, das man gefunden hat — als dein Eigentum, mit dem du tun und lassen kannst, was du willst. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn du etwas vorsichtiger gewesen wärst und ihn auf die Vorteile, die er haben würde, hingewiesen hättest.“
    Vater seufzte tief und sagte nur: „Zieh dir was an, Jack, und laß uns gehen.“
    Ihm muß elendig zumute gewesen sein.
    Später, als wir schon weitergingen, hätte ich mich backpfeifen mögen, daß ich so mit meinem Vater geredet hatte. Ein feiner Kumpel war ich, meinem eigenen Vater Lektionen zu erteilen. Ich hatte ihm die ganze Reise verpatzt, wenn man es so nimmt. Zuerst der Jeep, dann war es wahrscheinlich meine Schuld, daß er in die Eisspalte gefallen war, dadurch

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