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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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betrunkener, bedröhnter Playboy, der nichts tut außer herumtollen, schlafen und sich nähren. Selbst wenn ich Lust gehabt hätte, mich am Roten Hof zu rächen, hätte ich nicht das Rückgrat gehabt, mich wirklich gegen jemanden aufzulehnen.« Er strahlte mich an. »Ich bin absolut harmlos.«
    »Ich verstehe.« Ich holte tief Luft und betrachtete Susans Gesicht. Dann bückte ich mich und fischte die Schlüssel des Leihwagens aus ihrer Tasche. »Reisen Sie jetzt ab, Martin?«
    »Ja. Wahrscheinlich hat uns hier niemand bemerkt, aber wir wollen kein Risiko eingehen.«
    »Passen Sie für mich auf sie auf«, sagte ich.
    »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht. Sie haben mein Wort«, erwiderte Martin leise und ernst.
    »Danke.« Nickend stand ich auf, zog den Mantel über meine Waffe und marschierte zum Ausgang.
    »Wohin wollen Sie?«, rief Thomas mir hinterher.
    »Zum Flughafen«, rief ich zurück. »Ich muss da ein paar Leute wegen eines alten Mannes und eines Bettlakens treffen.«

31. Kapitel
     
     
     
    Um fünf nach sieben stellte ich den Wagen ein Stück vor O’Hare auf einem Parkplatz ab. Weit und breit brannte nur eine einsame Laterne, doch der Mond stand rund und riesig am Himmel, und ich konnte Michaels weißen Truck schon aus der Ferne erkennen. Knirschend hielt er neben mir an, und ich ging zur Beifahrertür. Sanya hielt sie mir auf und rutschte hinüber. Er trug einen blauen Jeansanzug und einen großen Cowboyhut.
    »Harry«, sagte Michael, als ich eingestiegen war. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Hast du gewonnen?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Verloren?«
    »Auch nicht. Ortega hing schon in den Seilen, aber dann hat er geschummelt. Wir sind beide lebend davongekommen, er allerdings ziemlich durchlöchert. Er konnte aber fliehen.«
    »Wie geht es Susan?«
    »Sie ist fünfundzwanzig Meter weit durch die Luft geflogen und auf Stahl und Beton gefallen. Das wird schon wieder.« Etwas kitzelte mich in der Nase, ich musste niesen. Der scharfe Geruch von Metall erfüllte den Wagen. »Michael, trägst du etwa deine Rüstung?«
    »Allerdings«, bestätigte er. »Und das Gewand.«
    »Hör mal, wir fahren zu einem Flughafen. Dort gibt es Metalldetektoren.«
    »Schon okay. Es wird alles gut werden.«
    »Zur Begleitmusik von Alarmsirenen? Sanya trägt jedenfalls keine Rüstung.«
    Der Russe drehte sich halb zu mir und zog die Jeansjacke auf. Darunter kam eine Kevlarweste zum Vorschein. »Doch«, widersprach er trocken. »Fünfzehn Schichten mit keramischer Verstärkung an allen wichtigen Stellen.«
    »Wenigstens sieht das nicht so aus, als seien Sie einem Mittelalterfestival entsprungen. Das Ding kann Sie aber tatsächlich schützen. Ist das eine neuere oder eine ältere Version?«
    »Eine neue«, antwortete Sanya. »Hält zivile Munition und sogar militärische Geschosse ab.«
    »Aber keine Messer oder Krallen«, murmelte Michael. »Oder Pfeile.«
    Sanya knöpfte sich mit gerunzelter Stirn die Jacke zu. »Dafür nützt deine Rüstung nichts gegen Kugeln.«
    »Mein Glaube schützt mich«, sagte Michael.
    Ich wechselte einen skeptischen Blick mit Sanya. »Alles klar«, sagte ich schließlich. »Haben wir eine Ahnung, wo die Gauner sich herumtreiben?«
    »Im Flughafen«, antwortete Michael.
    Das musste ich erst einmal verdauen. »Das ist ja wie die Nadel im Heuhaufen. Wo denn dort?«
    Michael zuckte die Achseln, lächelte und setzte zu einer Antwort an.
    Ich unterbrach ihn mit erhobener Hand. »Wir müssen glauben und vertrauen«, ahmte ich ihn nach. »Wie konnte ich das nur vergessen. Hast du Fidelacchius mitgebracht?«
    »Im Werkzeugfach«, erklärte Michael.
    Ich nickte. »Shiro wird seine Waffe brauchen.«
    Michael schwieg einen Moment, ehe er antwortete. »Ja, natürlich.«
    »Wir werden ihn retten.«
    »Darum bete ich, Harry.«
    »Das werden wir«, beharrte ich. Inzwischen hatten wir den Flughafen fast erreicht. »Es ist noch nicht zu spät.«
    O’Hare ist riesig. Wir fuhren fast eine halbe Stunde zwischen den überfüllten Parkplätzen und Ladezonen herum, bis Michael vor dem internationalen Terminal abrupt den Truck anhielt, als hätte er eine Sirene gehört. »Spürt ihr das auch?«, fragte er.
    »Was denn?«, antwortete Sanya.
    »Schließt die Augen«, forderte Michael uns auf. »Schaltet die Gedanken ab.«
    »Eine große Störung der Kraft«, murmelte ich.
    »Wirklich?« Michael blinzelte mich an.
    Seufzend rieb ich mir über den Nasenrücken. Sanya dagegen verzog, kaum dass er die Augen

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