Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Feinde wollen dich nicht töten.« Er starrte seine Hände an. »Sie wollen dich rekrutieren.«
    Das machte mir Angst, echte Angst. Vielleicht lag es daran, dass Michael so verstört war, denn sonst lässt er sich kaum aus der Ruhe bringen. Womöglich war der Grund auch, dass ich Rasmussen gesehen hatte. Diesen Anblick, wie er gefangen war und irre lachte, würde ich nie wieder vergessen.
    Außerdem fragte ich mich, ob es nicht doch möglich war, die Kräfte zu nutzen, die offenbar in den Münzen steckten. Wenn irgendein Kerl, der sich als Goldgräber versuchen wollte, so stark wurde, dass es drei Ritter vom Kreuz brauchte, um ihn zu erledigen, was konnte dann jemand wie ich damit anfangen?
    Beispielsweise konnte ich Herzog Paolo Ortega windelweich prügeln.
    Ich blinzelte und kehrte in die Gegenwart zurück. Michael hatte mich beobachtet und offenbar meine Gedanken erraten. Ich schloss die Augen, vor Scham wurde mir fast übel. »Du schwebst in Gefahr«, sagte Michael. »Lass den Fall auf sich beruhen.«
    »Warum hat Vater Vincent mich angeheuert, wenn ich in so großer Gefahr schwebe?«, erwiderte ich.
    »Forthill hat ihn gebeten, es nicht zu tun«, erklärte Michael. »Vater Vincent… ist anderer Ansicht als Forthill, was den Umgang mit übernatürlichen Kräften angeht.«
    Ich stand auf. »Michael, ich bin müde. Ich bin wirklich todmüde. «Damit ging ich zur Tür. »Ich fahre nach Hause, schlafe etwas und denke darüber nach.«
    Auch Michael und Shiro standen jetzt auf. »Harry«, sagte Michael, »du bist mein Freund, du hast mir das Leben gerettet, und ich habe ein Kind nach dir benannt. Bitte halte dich aus dieser Sache heraus. Tu es für mich, wenn schon nicht für dich.«
    »Und wenn nicht?«, fragte ich.
    »Dann muss ich dich um deiner selbst willen beschützen. Im Namen Gottes, bitte überspann den Bogen nicht.« Ich drehte mich um und ging, ohne mich zu verabschieden. Auf der einen Seite ein gestohlenes Grabtuch, eine verstümmelte Leiche, ein zu allem entschlossener, gefährlicher Kriegsherr der Vampire, drei heilige Ritter und neunundzwanzig gefallene Engel.
    Auf der anderen ein müder, zerschlagener, unterbezahlter professioneller Magier, den seine Freunde unter Druck setzten und dessen Freundin ihn gegen Max Mustermann eingetauscht hatte.
    Oh ja.
    Es war eindeutig Zeit, ins Bett zu gehen.

8. Kapitel
     
     
     
    Auf dem Rückweg zu meiner Wohnung kochte und brütete ich unentwegt vor mich hin. Der Motor des Käfers stotterte nervös. Mister erwartete mich an der Treppe und gab ein klagendes Miauen von sich, als ich das Auto abschloss. Zwar hielt ich den Sprengstock und das Schildarmband bereit, falls irgendwelche Schurken mit Schalldämpfern auf mich warteten, aber ich war im Grunde recht zuversichtlich, dass mir keine Killer aus dem Jenseits auflauerten. Mister machte gewöhnlich eine Menge Lärm und verschwand spurlos, sobald übernatürliche Gefahren drohten.
    Was wieder einmal zeigt, dass meine Katze erheblich vernünftiger ist als ich.
    Mister rammte meine Beine, schaffte es jedoch nicht ganz, mich die Treppe hinunterzustürzen. Ich ging sofort hinein und sperrte hinter mir ab.
    Sobald eine Kerze brannte, holte ich Katzenfutter und frisches Wasser für den Kater und schritt einige Minuten unruhig auf und ab. Nach einem Blick zum Bett schrieb ich die Idee, schlafen zu gehen, als aussichtslos ab. Trotz meiner Müdigkeit war ich viel zu aufgeregt, um zu schlafen. Ich steckte bis zum Hals in einem Tümpel voller Alligatoren und ging schnell unter.
    »Also gut, Harry«, murmelte ich. »Dann kannst du auch arbeiten.«
    Ich nahm die schwere, warme Robe vom Haken, schob einen Läufer weg und öffnete die Falltür, die in den Unterkeller führte. Über eine Klapptreppe konnte ich den klammen Raum mit den Steinwänden erreichen, in dem sich mein Labor befand. Als ich hinunterstieg, streifte der Saum meiner Robe über die Holztreppe.
    Drunten zündete ich zunächst einige Kerzen an. Abgesehen von gelegentlichen Anfällen von Wahnsinn ist der Zustand meines Labors gewöhnlich ein Spiegel meiner inneren Verfassung – unaufgeräumt, chaotisch, schlecht organisiert, aber es erfüllt seinen Zweck. Der Raum ist nicht sehr groß. Drei Arbeitstische sind rundherum an den Wänden aufgestellt, ein vierter nimmt das Zentrum des U ein, dazwischen bleibt nur ein schmaler Durchgang frei. Über den Tischen hängen Werkstattregale aus Blech an den Wänden. Auf den Tischen und in den Regalen stapeln sich alle möglichen

Weitere Kostenlose Bücher