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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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denn?«
    »Beispielsweise, wie gefährlich die Welt ist«, erklärte sie. »Ich bin erst in Peru gelandet, aber dann bin ich durch ganz Südamerika und Mittelamerika gereist. Vorher hätte ich mir nicht im Traum ausmalen können, was dort vor sich geht. Harry, der Rote Hof ist überall. Auf dem Land gibt es ganze Dörfer, die Gruppen von Vampiren ernähren. Die Menschen sind wie Vieh, das für den Gutsherrn gezüchtet wird. Die Vampire fallen über alle her, sie machen sie süchtig. Sogar die Kinder«, schloss sie mit harter Stimme.
    Mein Magen revoltierte. »Das wusste ich nicht.«
    »Es ist nicht vielen Menschen bekannt.«
    Ich strich mir mit einer Hand übers Gesicht. »Mein Gott, Kinder.«
    »Ich will helfen und etwas unternehmen. Dort unten habe ich einen Platz gefunden, wo ich genau das tun kann. Einen Job. Ich werde ihn annehmen.«
    In meiner Brust tat etwas weh, allerdings nicht im übertragenen Sinne. »Ich dachte, wir müssten das gemeinsam entscheiden.«
    »Darauf komme ich gleich noch«, versprach sie.
    »Na gut.« Ich nickte.
    Sie setzte sich neben mir auf den Boden. »Du könntest mitkommen.«
    Mitkommen. Chicago verlassen. Murphy, die Alphas, Michael. Einen Haufen Probleme zurücklassen – von denen ich viele selbst erst geschaffen hatte. Ich überlegte, wie es wäre, einfach die Koffer zu packen und zu verschwinden. Für eine gute Sache zu kämpfen. Wieder geliebt und umarmt zu werden. Bei Gott, ich wollte es.
    Aber damit würde ich andere Menschen verletzen. Freunde und all jene, die in ähnlicher Gefahr schwebten wie ich und nicht wussten, an wen sie sich wenden sollten.
    Ich sah Susan in die Augen und erkannte Hoffnung, dann Verstehen. Als sie schließlich lächelte, war sie trauriger denn je. »Susan…«, setzte ich an.
    Sie legte mir einen Finger auf die Lippen und vertrieb blinzelnd die Tränen. »Schon gut.«
    Da begriff ich es. Sie wusste es, weil sie genauso empfand.
    Es gibt Dinge, vor denen man nicht weglaufen kann. Nicht, wenn man danach noch in den Spiegel blicken will.
    »Verstehst du es jetzt?«, fragte sie.
    Ich nickte, und meine Stimme klang heiser. »Es wäre nicht fair. Für keinen von uns«, sagte ich. »Wir könnten nicht zusammen sein und wären ständig verletzt.«
    Susan lehnte sich an meine Schulter und nickte. Ich nahm sie in den Arm.
    »Vielleicht ändert es sich eines Tages«, sagte ich.
    »Vielleicht«, stimmte sie zu. »Ich liebe dich. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben, Harry.«
    »Ja.« Ich erstickte fast an dem einen Wort, und vor meinen Augen verschwamm das Feuer. »Ich liebe dich auch. Verdammt.« So saßen wir noch ein paar Minuten am Feuer und wärmten uns. »Wann reist du ab?«, fragte ich schließlich.
    »Morgen.«
    »Mit Martin?«
    Sie nickte. »Er ist ein Kollege. Er hilft mir beim Umzug und hält mir den Rücken frei. Ich muss hier einiges erledigen und noch ein paar Sachen aus meiner Wohnung einpacken.«
    »Was ist das für eine Stelle?«
    »Ungefähr das, was ich bisher auch schon gemacht habe. Nachforschen und berichten. Nur, dass ich künftig einem Vorgesetzten statt den Lesern berichte.« Sie seufzte. »Ich darf dir aber nichts weiter darüber verraten.«
    »Bei den Toren der Hölle«, murmelte ich. »Kann ich dich denn erreichen?«
    »Ich werde dir die Adresse geben, du kannst mir schreiben. Das wäre schön.«
    »Ja, so bleiben wir in Verbindung.«
    Einige lange Minuten später fragte sie: »Arbeitest du gerade wieder an einem Fall?«
    »Merkt man das?«
    Sie zog sich ein wenig zurück, und ich nahm den Arm von ihrer Schulter. »Ich rieche es.« Sie stand auf und legte Holz nach. »Du riechst nach Blut.«
    »Ja«, sagte ich. »Ungefähr zwei Meter vor mir ist eine Frau gestorben.«
    »Vampire?«, wollte Susan wissen.
    »Nein. Eine Art Dämon.«
    »Wie geht es dir?«
    »Prächtig.«
    »Komisch, du siehst ziemlich mies aus.«
    »Wie gesagt, schimpf nicht mit mir.«
    Beinahe lächelte sie. »Es wäre sicher klug, wenn du etwas schläfst.«
    »Sicher, aber so klug bin ich leider nicht«, erwiderte ich. Außerdem konnte ich nach diesem Gespräch mit ihr sowieso nicht einschlafen.
    »Ah«, sagte sie. »Kann ich denn irgendwie helfen?«
    »Ich glaube, nicht.«
    »Du brauchst Ruhe.«
    Ich deutete auf den Notizblock. »Die werde ich mir auch gönnen, nur will ich vorher noch eine Spur verfolgen.«
    »Mach das doch lieber, nachdem du dich etwas ausgeruht hast.« Sie verschränkte streng die Arme vor der Brust.
    »Wahrscheinlich ist nicht genug Zeit

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