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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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das?«
    Seufzend schüttelte sie den Kopf. »Darf ich reinkommen?« Ich machte ihr Platz und hielt ihr die Tür auf. »Schimpf nicht mit mir.«
    Als sie drinnen stand, verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Im Winter ist es hier immer so kalt.«
    Ich hatte durchaus ein paar Ideen, wie wir uns aufwärmen konnten, doch ich behielt sie für mich. Vielleicht, weil ich mir ihre Reaktion darauf ersparen wollte. Dann fiel mir ein, dass Murphy mir immer erzählte, ich müsse mehr mit ihr reden. Also holte ich Holz und brachte das Feuer in Gang. »Kann ich dir einen Tee oder was anderes anbieten?«
    »Nein.« Susan schüttelte den Kopf.
    Normalerweise lehnte sie eine Tasse Tee nicht ab. »Also willst du mich nur abhaken und möglichst schnell weglaufen? Die Drive-in-Ablage für Ex-Freunde?«
    »Harry, das ist nicht fair.« Ihre Antwort verriet mir, dass ich sie verletzt hatte. Ich stocherte kräftiger im Feuer, bis die Funken flogen, obwohl die Flammen schon über das frische Holz leckten. »Es ist für uns alle nicht leicht.«
    Mein Mund setzte sich in Bewegung, ohne vorher im Gehirn nachzufragen. Vielleicht im Herzen, aber sicher nicht im Gehirn. Über die Schulter warf ich ihr einen Blick zu und sagte: »Für alle außer Max Mustermann, nehme ich an.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Meinst du Martin?«
    »Geht es nicht darum?« Ein Funke landete auf meiner Hand. Ich japste erschrocken und zog die Hand zurück, dann schloss ich das schwere Gitter vor dem Kamin und stellte den Schürhaken weg. »Bevor du es aussprichst, ich weiß selbst, dass ich verrückt bin. Und ich bin besitzergreifend. Ich weiß auch, dass wir uns getrennt haben, bevor du die Stadt verlassen hast. Das Ganze ist jetzt mehr als ein Jahr her, und es war schwer für dich. Da ist es nur natürlich, dass du jemand anders gefunden hast. Es ist irrational und kindisch, dass ich mich so aufrege, aber das ist mir egal.«
    »Harry«, setzte sie an.
    »Trotzdem hast du über uns nachgedacht«, fuhr ich fort. Irgendwann würde ich mir in dem riesigen Fettnäpfchen, in das ich da gerade stieg, das Genick brechen. »Du hast mich geküsst. Leidenschaftlich. Ich kenne dich, das war nicht gespielt.«
    »Es ist doch nicht…«
    »Ich möchte wetten, dass du Max Mustermann nicht so küsst.«
    Susan verdrehte die Augen, kam zu mir herüber und hockte sich auf den Kaminsims, vor dem ich kniete. Sie legte eine Hand an meine Wange. Es fühlte sich warm an, gut. Ich war viel zu müde, um meine Reaktion auf diese einfache, sanfte Berührung zu kontrollieren, und starrte ins Feuer.
    »Du hast recht«, sagte sie. »Ich küsse Martin nicht so.«
    Ich wich vor der Berührung zurück, doch sie legte mir die Finger unters Kinn und drehte mein Gesicht zu sich herum. »Ich küsse ihn überhaupt nicht, weil ich nicht mit ihm zusammen bin.«
    Ich blinzelte. »Nicht?«
    Sie zeichnete mit dem Zeigefinger ein großes X auf ihre Brust.
    »Oh.« Meine Schultern entspannten sich ein wenig.
    Susan lachte. »Hast du dir wirklich deshalb Sorgen gemacht? Weil ich dich wegen eines anderen Mannes verlassen könnte?«
    »Ich weiß nicht. Irgendwie schon.«
    »Mein Gott, du bist manchmal ein echter Trottel.« Sie lächelte mich an, aber dahinter erkannte ich auch ihre Trauer. »Ich wundere mich immer wieder, wie du so viele Dinge verstehen und in anderer Hinsicht so ein Idiot sein kannst.«
    »Das schafft man nur mit viel Übung.« Sie betrachtete mich unverwandt mit ihrem traurigen Lächeln, und ich verstand es. »Es ändert nichts, was?«
    »Martin?«
    »Ja.«
    Sie nickte. »Es ändert nichts.«
    Ich schluckte, weil mir plötzlich die Kehle eng wurde. »Du willst, dass es vorbei ist.«
    »Glaube nicht, dass ich es will«, erwiderte sie rasch, »aber ich glaube, es ist nötig. Für uns beide.«
    »Bist du hergekommen, um mir das zu sagen?«
    Susan schüttelte den Kopf. »Ich habe mich noch nicht entschlossen. Es wäre nicht fair, mich einfach festzulegen, ohne mit dir gesprochen zu haben. Wir müssen diese Entscheidung gemeinsam treffen.«
    Ich brummte und drehte mich wieder zum Feuer um. »Es wäre einfacher, wenn du dich mit ein paar bedauernden Worten verabschieden würdest.«
    »Einfacher schon«, sagte sie. »Leichter. Allerdings nicht fair und auch nicht richtig.«
    Dazu fiel mir nichts ein.
    »Ich habe mich verändert«, fuhr Susan fort. »Es ist nicht nur diese Vampirsache. In meinem Leben sind viele Dinge geschehen, und mir ist so manches klar, was ich vorher nicht wusste.«
    »Was

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