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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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überheblich sind wie der Rat, selbst wenn es Ihnen nicht klar ist. Sie geben sich an dem, was Susan zugestoßen ist, die Schuld. Sie wollen sich sogar noch mehr Schuldgefühle aufladen.«
    »Und wenn schon.«
    Shiro drehte sich zu mir um. Ich wich seinem Blick aus. »Duelle sind eine Feuerprobe, sie werden mit der Willenskraft und dem Herzen entschieden. Wenn Sie Ihr Gleichgewicht nicht finden, braucht Ortega Sie nicht zu töten. Das erledigen Sie dann nämlich selbst.«
    »Bevor Sie ein wortgewaltiger Kämpfer gegen das Böse wurden, haben Sie vermutlich als Psychoanalytiker gearbeitet.« Shiro paffte seinen Stumpen. »So oder so, ich lebe schon ein wenig länger und habe mehr gesehen als Sie.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel diesen Kriegsherrn der Vampire. Wie er Sie manipuliert. Er ist nicht, was er zu sein vorgibt.«
    »Wirklich? So was ist mir noch nie begegnet«, sagte ich. »Jemand, der nicht das ist, was er zu sein vorgibt. Wie soll ich das nur verkraften?«
    Shiro zuckte mit den Achseln. »Er ist jahrhundertealt und stammt nicht aus dieser Welt. Die Welt, in der Ortega gelebt hat, war wild und brutal. Männer wie er zerstörten ganze Zivilisationen, weil sie Gold und Ruhm suchten. In den folgenden Jahrhunderten kämpfte er gegen rivalisierende Vampire, Dämonen und Feinde seiner Art. Wenn er sich nun auf diese förmliche, zivilisierte Weise an Sie wendet, dann nur, weil er dies für die beste Art hält, Sie zu töten. Unabhängig von dem, was im Duell geschieht: Er will Sie umbringen und wird dazu jedes erforderliche Mittel einsetzen. Vielleicht tötet er Sie schon vorher, vielleicht erst danach. Aber er will Sie beseitigen.«
    Shiro betonte die Worte nicht besonders, und das war auch nicht nötig. Selbst ohne aufgesetzte Dramatik fand ich sie erschreckend genug. Ich starrte seine Zigarre an. »Diese Dinger bringen Sie noch um.«
    Jetzt lächelte der alte Mann wieder. »Nicht heute Abend.«
    »Ich dachte, ein anständiger Christenmensch pafft keine Zigarren.«
    »Ein unwesentliches Detail.«
    »Die Zigarren?«
    »Mein Christentum. Als kleiner Junge mochte ich Elvis und bekam eine Gelegenheit, nach unserem Umzug nach Kalifornien ein Konzert mit ihm zu erleben. Eigentlich war es ein großes Gemeindefest. Elvis war da, und dann ist ein Sprecher aufgetreten, aber da konnte ich noch nicht gut Englisch. Er lud die Zuschauer ein, hinter die Bühne zu kommen und den King zu treffen. Ich dachte, er meinte Elvis, also ging ich nach hinten.« Er seufzte. »Später stellte ich dann fest, dass ich Baptist geworden war.«
    Ich platzte vor Lachen heraus. »Sie machen Witze.«
    »Nein. Aber es war geschehen, und so habe ich versucht, ein einigermaßen guter Baptist zu sein.« Er legte eine Hand auf den Schwertgriff. »Dann bin ich zu dem hier gekommen. Das hat die Sache viel einfacher gemacht. Ich diene.«
    »Wem?«
    »Dem Himmel. Oder dem Göttlichen in der Natur. Der Erinnerung an meine Vorväter. Meinen Mitmenschen. Mir selbst. All das sind Teile des Ganzen. Kennen Sie die Geschichte von den blinden Männern und dem Elefanten?«
    »Kennen Sie den mit dem Bären, der in eine Bar kommt?«, antwortete ich.
    »Das heißt wohl nein«, erwiderte Shiro. »Drei Blinde stoßen auf einen Elefanten und berühren ihn, um herauszufinden, was für ein Wesen das ist. Der Erste berührt den Rüssel und schließt daraus, ein Elefant sei so etwas wie eine Schlange. Der Zweite berührt sein Bein und meint, ein Elefant sei wie ein Baum. Der Dritte berührt den Schwanz und behauptet, ein Elefant sei wie ein dünnes Seil.«
    Ich nickte. »Verstehe. Alle hatten recht, aber sie irrten sich auch, weil sie das Gesamtbild nicht sahen.«
    »Genau«, stimmte Shiro mir zu. »Ich bin nur ein blinder Mann wie viele andere und erkenne wegen meiner Beschränkungen nicht das Gesamtbild. Ich wäre ein Narr, wenn ich mich für klug hielte. Da ich nicht weiß, welchen Sinn und Zweck das Universum hat, kann ich nur versuchen, mit dem Wissen und der Kraft, die mir jeweils zur Verfügung stehen, verantwortungsbewusst umzugehen. Ich muss mir selbst treu bleiben.«
    »Manchmal reicht das nicht«, wandte ich ein.
    Er legte den Kopf schief und sah mich an. »Woher wollen Sie das wissen?«
    Ein Taxi bog von der Straße ab und hielt klappernd an. Shiro nickte zum Abschied. »Ich bin bei Michael, falls Sie mich brauchen. Passen Sie gut auf sich auf.«
    »Danke.«
    »Danken Sie mir danach«, widersprach er. Dann stieg er ein und fuhr los.
    Gleich darauf

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