Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
schloss Mac sein Lokal und kam mit einem dunklen Filzhut auf dem Kopf nach draußen. Er nickte mir wortlos zu, als er zu seinem Trans Am ging. Ich suchte mir unterdessen eine dunkle Ecke, wo ich warten und die Straße im Auge behalten konnte. Ich mag es einfach nicht, wenn jemand vorbeifährt und mit einer simplen alten Kanone auf mich schießt.
    Kurz danach rollte eine lange, dunkle Limousine auf den Parkplatz. Ein uniformierter Fahrer stieg aus und öffnete die Tür auf meiner Seite. Ein paar Pumps und zwei lange honigbraune Beine kamen zum Vorschein. Susan schaffte es trotz der hohen Absätze, sich anmutig zu bewegen. Das allein konnte ihr den Status eines übermenschliches Wesens einbringen. Sie trug ein enges, glänzendes schwarzes Kleid, dazu dunkle Handschuhe, die bis zu den Ellbogen reichten. Das Haar hatte sie zu einem Turm frisiert, den zwei glänzende schwarze Haarnadeln festhielten.
    Mir fiel die Zunge aus dem Mund und klatschte auf meine Schuhe. Natürlich nicht wörtlich, aber in einem Comic hätte ich drei Meter große Augen gehabt.
    Susan bemerkte meinen Gesichtsausdruck und genoss meine Reaktion ganz offensichtlich. »Was kostet’s bei dir, Süßer?« Ich betrachtete meine zerknitterte Kleidung. »Ich fürchte, ich bin nicht gut genug angezogen.«
    »Du bekommst gleich einen Smoking«, versprach Susan mir. Der Fahrer öffnete den Kofferraum und zog einen Kleiderbügel in einem durchsichtigen Plastiksack heraus. Als er sich umdrehte, erkannte ich, dass es Martin war. Er hatte nichts weiter getan, als sich eine Uniform anzuziehen, und ich erkannte ihn erst auf den zweiten Blick. Manchmal ist es gar nicht schlecht, alltäglich auszusehen.
    »Ist das überhaupt meine Größe?«, fragte ich, als Martin mir den Smoking reichte.
    »Ich konnte nur schätzen«, sagte Susan und klimperte aufreizend mit den Wimpern. »Aber schätzen kann ich gut.« Mag sein, dass Martin einen Moment lang missbilligend das Gesicht verzog. Mein Herz schlug jedenfalls etwas schneller. »Na gut«, sagte ich, »dann lass uns aufbrechen. Ich ziehe mich unterwegs um.«
    »Darf ich zusehen?«, fragte Susan.
    »Das kostet extra«, antwortete ich. Martin hielt Susan die Tür auf, ich stieg nach ihr ein und informierte sie über das Grabtuch und die Leute, die hinter ihm her waren. »Wenn wir in der Nähe sind, müsste ich das Ding eigentlich finden können.«
    »Glaubst du, es sind noch mehr von diesen Denariern unterwegs?«
    »Wahrscheinlich«, erwiderte ich. »Wenn dies eine unschöne Wendung nimmt, werden wir Fersengeld geben, und zwar auf der Stelle. Diese Kerle verstehen keinen Spaß.«
    Susan nickte. »Es scheint so, als wären die Diebe nicht gerade zurückhaltend, wenn es um Waffengewalt geht.«
    »Außerdem läuft dort auch dieser Marcone herum. Wo er auftaucht, sind bewaffnete Schlägertypen und Mordermittlungen nicht weit.«
    Susan lächelte. Diesen Gesichtsausdruck kannte ich noch nicht an ihr – ein kleines, böses Lächeln, bei dem sie die Zähne zeigte. Es stand ihr hervorragend. »Du bist mir vielleicht ein Spaßvogel.«
    »Ich bin der Bruce Lee der Unterhaltungskunst«, stimmte ich zu. »Mach mal Platz.«
    Susan rutschte so weit wie möglich hinüber, damit ich den Smoking anziehen konnte. Ich bemühte mich, das gute Stück in dem engen Auto nicht zu sehr zu verknittern. Susan beobachtete mich mit gerunzelter Stirn.
    »Was ist denn los?«, fragte ich.
    »Du verknitterst den Anzug.«
    »Das ist nicht so einfach, wie es für dich vielleicht aussieht.«
    »Wenn du nicht ständig meine Beine anstarren würdest, wäre es bestimmt leichter.«
    »Ich starre gar nicht«, log ich.
    Susan lächelte, während der Wagen durch die Innenstadt fuhr und ich mich bemühte, mich zu kleiden wie Roger Moore. Dann machte sie eine nachdenkliche Miene. »He.«
    »Was denn?«
    »Wo ist eigentlich dein Ledermantel?«

19. Kapitel
     
     
     
    Das Marriott in der Innenstadt war riesig, strahlend hell erleuchtet und so belebt wie ein Ameisenhaufen. In der Nähe parkten mehrere Streifenwagen, zwei Beamte regelten vor dem Hotel den Verkehr. Ungefähr zwanzig Limousinen rollten gerade von der Straße zwischen die Säulen vor dem Hoteleingang, und alle waren größer und schöner als unsere. Diener eilten herbei, um die Autos der Gäste abzustellen, die mit dem eigenen Wagen gekommen waren. Ein Dutzend Männer in roten Jacken standen herum und passten trotz ihrer gelangweilten Mienen genau auf. Offenbar Sicherheitskräfte des Hotels.
    Martin hielt

Weitere Kostenlose Bücher