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Silbermantel

Titel: Silbermantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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jetzt ganz nahe, und sobald sie ihn überschritten hatten, würden sie in Sicherheit sein.
    Sie wären in Sicherheit gewesen. Sie hätten es sein müssen. Es war bloß reines, bitteres Pech, dass dort die Horde Svarts auf sie wartete, die zuvor Brendel und die Lios Alfar überfallen hatte.
    Doch da waren sie nun, und es waren beinahe hundert, die sich aus den Niederungen des Adein erhoben und sich den Dalrei in den Weg stellten. Und mit den Wölfen an ihrer Flanke und Svarts vor und hinter ihnen war Levon gezwungen, an Ort und Stelle den Kampf aufzunehmen.
    Unter jener roten Sonne schlugen die Kinder des Friedens ihre erste Schlacht seit tausend Jahren. Voller Heldenmut, genährt von ungestümer Wut, kämpften sie auf ihrem Heimatboden, indem sie ebenfalls Pfeile abschossen, ihre Pferde abrupt und todbringend herumwarfen und mit Schwertern um sich hieben, die schon bald rot waren vor Blut.
    »Revor!« hörte Dave Levon schreien, und dieser Name schien allein schon die versammelten Streitkräfte der Finsternis einzuschüchtern. Doch nur für einen Augenblick, und sie waren so zahlreich. Im Chaos des Nahkampfes sah Dave immer wieder neue Gesichter der alptraumartigen Svarts vor sich auftauchen, mit erhobenen Schwertern und entblößten Fangzähnen, und seine Kampfeslust glich einem Rausch, während er wieder und wieder mit der Axt ausholte und zuschlug. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu kämpfen, und er tat es. Kaum war ihm bewusst, wie viele Svarts seinem Eisen zum Opfer gefallen waren, doch dann bemerkte er, als er soeben die Axt von einem zerschmetterten Schädel löste, dass die Wölfe sie erreicht hatten, und plötzlich wurde ihm klar, dass dies den Tod bedeutete, hier am Adeinfluß auf der Ebene. Tod durch diese abscheulichen Kreaturen, Tod für Levon, für Torc …
    »Nein!« rief Dave Martyniuk da, und seine Stimme übertönte mächtig den Schlachtenlärm, als ihm die Erleuchtung kam. »Zum Wald! Kommt!«
    Und er schlug Levon auf die Schulter und zugehe sein eigenes Pferd, so dass es sich hoch über die Feinde um ihn herum auf die Hinterhand erhob. Auf dem Weg hinab schwang er die Axt je einmal links und rechts der niedersausenden Hufe, und auf jeder Seite gab es einen Toten. Einen Moment lang zögerten die Svarts, und Dave machte sich diesen Moment zunutze, gab seinem Pferd erneut die Sporen und brach in ihre Front ein, wobei er seine Axt schwenkte und Blut vergoss, einmal und noch einmal und noch einmal; dann plötzlich hatte er offenes Gelände vor sich, als die Schlachtenreihe sich vor ihm auftat, und er ritt mit einer scharfen Wende gen Westen davon. Gen Westen, wo der Pendaran vor sich hin brütete, ohne zu verzeihen, wo sich keiner unter ihnen, Mensch oder Svart Alfar oder die riesenhaften, entstellten Wölfe Galadans, hinwagte.
    Drei wagten es doch. Als er sich umblickte, sah Dave Levon und Torc, wie sie sich messerschwingend durch die Gasse kämpften, die sein Vorstoß geschaffen hatte, und ihm in gestrecktem Galopp nach Westen folgten, auf ihren Fersen die Wölfe, und Pfeile, die in der Dämmerung um sie herum zu Boden fielen.
    Bloß drei, nicht mehr, doch das hatte mit Feigheit nichts zu tun. Die übrigen waren tot. Auch an heldenhafter Tapferkeit hatte es keinem der Dalrei gemangelt, die an diesem Tag gefallen waren, siebzehn an der Zahl, dort am Andein, wo er in der Nähe des Pendaranwaldes in den Llewensee mündet.
    Als die Sonne unterging, wurden sie von den Svart Alfar verschlungen. So machten sie es immer mit den Toten. Natürlich war es nicht das gleiche wie bei den Lios, die sie getötet hatten, aber Blut war Blut, und die wilde Freude am Töten erfüllte sie die ganze Nacht. Danach stapelten die beiden Horden, die so glücklich zusammengetroffen waren, sämtliche Knochen auf, säuberlich abgenagt oder nicht, und gestatteten den Wölfen, sich ihnen anzuschließen, als sie sich über ihre eigenen Toten hermachten.
    Blut war eben Blut.
     
    Zu ihrer Linken befand sich ein See, dunkles Wasser, undeutlich zu erkennen im Vorbeiritt durch das Gitterwerk der Bäume. Dave hatte ein flüchtige Vision schmerzlicher Schönheit, doch die Wölfe waren dicht hinter ihnen, und sie konnten hier nicht verweilen. In vollem Galopp erreichten sie die Ausläufer des Waldes und sausten hinein, sprangen über abgefallene Äste, preschten im Zickzack zwischen den Bäumen hindurch, ohne jemals langsamer zu werden, bis Dave endlich merkte, dass die Wölfe ihre Verfolgung aufgegeben hatten.
    Der gewundene

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