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Silbermantel

Titel: Silbermantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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in dessen Schaft eingelassen war. Dann trat er an den Rand des Wassers vor und begann, das gegenüberliegende Ufer abzusuchen. Kevin konnte nicht erkennen, wonach er suchte. Auf ihrer Seite hatten sich ein paar Büsche und ein oder zwei dicke, niedrige Bäume im spärlichen Erdreich festgesetzt, aber das Cathal-Ufer war sandiger, und es schien dort nichts am Fluss zu wachsen. Coll hatte jedoch seinen schweren Bogen mit dem eingelegten Pfeil angehoben. Er holte einmal ruhig Atem, dann zog er die Sehne bis hinters Ohr zurück, und seine Bewegungen wirkten geschmeidig, obwohl die Muskelstränge seines Arms scharf abgezeichnet hervortraten. Coll schoss den Pfeil ab, der in hohem Bogen hinüberflog, wobei er das dünne Seil mit sich über den Saeren führte – um sich auf der anderen Seite tief in die Felswand zu graben.
    Carde, der das lose Ende des Seils gehalten hatte, zog es rasch stramm. Dann maß Coll es ab und durchschnitt es, befestigte das lose Ende an einem weiteren Pfeil und versenkte ihn direkt hinter ihnen im Felsen. Der Pfeil bohrte sich ins Gestein.
    Völlig verblüfft wandte Kevin sich an Diarmuid, und seine Augen sprühten Fragen. Der Prinz trat zu ihm und brüllte ihm über das Donnern des Wassers hinweg ins Ohr: »Lorens Pfeile. Es ist hilfreich, einen Magier zum Freund zu haben – auch wenn er mich den Wölfen vorwirft, sollte er je entdecken, wozu ich sein Geschenk verwendet habe!« Und der Prinz lachte laut auf beim Anblick der silbrig schimmernden Brücke des Seils, das sich über den Saeren spannte. Kevin, der ihn beobachtete, spürte sie in diesem Moment, die berauschende Anziehungskraft dieses Mannes, der sie alle in der Hand hatte. Nun lachte er selbst, fühlte, wie seine Befangenheit und alle Befürchtungen von ihm abfielen. Es überkam ihn das Gefühl, frei zu sein, eins mit der Nacht wie mit ihrem Unternehmen, während er zusah, wie Erron hochsprang, nach dem Seil griff und sich hinaushangelte über das Wasser.
    Die Welle, die den dunkelhaarigen Mann traf, kam gänzlich unerwartet, emporgewirbelt von einem schrägliegenden Felsen am Ufer. Sie prallte mit voller Wucht gegen ihn, als er gerade den Griff gelockert hatte, und warf ihn heftig zur Seite. Verzweifelt krümmte sich Erron, um sich mit einer Hand festzuklammern, aber die nachfolgende Welle erfasste ihn erbarmungslos. Er wurde vom Seil gerissen und stürzte in die rasenden Fluten des Saeren.
    Kevin Laine rannte los, ehe noch die zweite Welle aufgetroffen war. Er rannte, so schnell er konnte, am Ufer entlang stromabwärts und sprang, ohne innezuhalten, ohne die Entfernung abzuschätzen oder zurückzuschauen, auf den überhängenden Ast eines der knotigen Bäume, die sich am Ufer des Flusses festgekrallt hatten. Mit gestrecktem Körper und vorgereckten Armen erreichte er ihn gerade noch. Zum Nachdenken blieb keine Zeit. Mit einer schraubenförmigen Drehbewegung warf er sich herum, hakte das Knie über den Ast und hing so mit dem Kopf nach unten über dem reißenden Strom.
    Erst dann riskierte er, beinahe geblendet von der Gischt, einen Blick zurück und sah Erron, einen Korken, der auf den Fluten tanzte, in rasender Geschwindigkeit auf sich zutreiben. Wieder blieb keine Zeit. Kevin streckte die Hand aus, und in diesem Augenblick erhielt er einen Vorgeschmack auf den Tod. Erron warf reflexartig die Arme hoch, und sie packten einander an den Handgelenken.
    Der Sog war von brutaler Kraft. Er hätte Kevin wohl wie ein Herbstblatt vom Baum gerissen – wäre da nicht noch jemand gewesen. Jemand, der seine Beine mit eisernem Griff auf dem Ast festhielt. Einem Griff, der nicht lockerlassen würde.
    »Ich hab’ dich!« schrie Paul Schafer. »Zieh ihn raus, wenn du kannst.«
    Als Kevin in der Umklammerung von Schafers schraubstockähnlichem Griff die Stimme vernahm, spürte er, wie neue Kraft ihn durchströmte; er fasste mit beiden Händen Errons Handgelenk und zog ihn aus dem Fluss.
    Inzwischen griffen weitere Hände nach Erron, brachten ihn rasch ans Ufer. Kevin ließ los und gestattete Paul, ihn auf den Ast hochzuziehen. Dort saßen sie einander schwer atmend gegenüber.
    »Du Idiot!« brüllte Paul, und seine Brust hob und senkte sich heftig. »Du hast mich zu Tode erschreckt!«
    Kevin blinzelte, dann gingen seine Gefühle mit ihm durch. »Halt bloß das Maul! Ich habe dich erschreckt? Was glaubst du, was du mit mir gemacht hast, seit Rachel gestorben ist?«
    Der Schock ließ Paul, der darauf nicht vorbereitet war, verstummen. Vor Erregung

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