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Silbermantel

Titel: Silbermantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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keinem anderen. Ich bin nicht hier. Coll führt ein paar deiner Männer auf Erkundung. Keine Einzelheiten. Er wird ohnehin nicht danach fragen. Stelle unauffällig fest, ob in der Gegend ein Fremder gesehen wurde, dann triff dich am Dael-Abhang wieder mit uns.« Rothe riss sein Pferd herum und galoppierte in Richtung des Bollwerks davon.
    »Das ist die Südfeste«, murmelte Carde Kevin und Paul zu. »Unser Stützpunkt in dieser Gegend. Nicht besonders groß aber es besteht kaum Gefahr, dass irgendwas den Fluss überquert, darum machen wir nicht viel Gebrauch von ihr. Die große Garnison liegt flussabwärts, im Westen am Meer. Cathal hat uns dort schon zweimal überfallen, daher gibt es in Seresh eine Festung, von der aus die Region überwacht wird.«
    »Warum können die anderen den Fluss nicht überqueren?« fragte Paul. Kevin hielt an seinem selbst auferlegten Schweigen fest.
    Cardes Lächeln wirkte freudlos in der hereinbrechenden Dunkelheit. »Das werdet Ihr bald sehen, wenn wir dort hinunter reiten, um es zu versuchen.«
    Diarmuid warf sich einen Umhang über, während er abwartete, bis das Tor der Festung sich für Rothe öffnete, dann führte er sie in westlicher Richtung von der Straße weg, einen schmalen Pfad entlang, der sich bald darauf südwärts durch den Wald zu schlängeln begann.
    So ritten sie etwa eine Stunde lang dahin, schweigend, obwohl dazu kein Befehl erteilt worden war. Dies waren hervorragend ausgebildete Männer, erkannte Kevin, trotz der Derbheit ihrer Kleidung und ihrer Rede, verglichen mit den geckenhaften Höflingen, denen sie im Palast begegnet waren.
    Als sie zwischen den Bäumen hervorkamen, war hinter ihnen die abnehmende Sichel des Mondes zu sehen. Am Rande der abfallenden Ebene zügelte Diarmuid sein Pferd und hob den Arm, damit sie sich still verhielten. Und einen Moment später hörte Kevin es auch: das tiefe Geräusch rasch dahinströmenden Wassers.
    Unter dem abnehmenden Mond und dem heller werdenden Licht der Sterne stieg er zusammen mit den anderen vom Pferd. Als er den Blick nach Süden wandte, sah er, dass das Land nur wenige hundert Meter von ihrem Standort entfernt in einer Klippe steil abfiel. Auf der gegenüberliegenden Seite jedoch konnte er nichts erkennen; es war, als sei direkt vor ihnen die Welt zu Ende.
    »Wir befinden uns hier an einer Verwerfung«, ließ sich eine lässige Stimme dicht neben seinem Ohr vernehmen. Kevin versteifte sich, aber Diarmuid fuhr in beiläufigem Ton fort. »Cathal liegt etwa dreißig Meter tiefer als wir; du wirst es sehen, wenn wir ein Stück näher herankommen. Und«, erklärte der Prinz, immer noch im gleichen Tonfall, »es ist falsch, voreilige Schlüsse zu ziehen. Jener Mann musste sterben – andernfalls hätte inzwischen längst die Nachricht den Palast erreicht, ich würde zu verräterischem Gerede ermuntern. Und es gibt gewisse Leute, die diese Nachricht gerne verbreiten würden. Von dem Augenblick an, da er den Mund aufmachte, hatte er sein Leben verwirkt, und der Pfeil bedeutete einen gnädigeren Tod, als ihm Gorlaes gewährt hätte. Wir warten hier auf Rothe. Ich habe Carde angewiesen, euch einzusalben; mit steifen Muskeln werdet ihr es nicht bis ans andere Ufer schaffen.« Er entfernte sich und nahm an einem Baumstamm gelehnt auf dem Erdboden Platz. Kurze Zeit später erschien auf dem Gesicht Kevin Laines, der weder ein kleinlicher noch ein dummer Mann war, ein Lächeln.
    Carde hatte kräftige Hände, und die Salbe, die er benutzte, war außerordentlich wirksam. Als Rothe wieder zu ihnen stieß, hatte Kevin das Gefühl, einen funktionstüchtigen Körper zu haben. Inzwischen war es endgültig dunkel geworden, und Diarmuid warf seinen Umhang über die Schultern zurück, während er plötzlich aufsprang. Sie versammelten sich am Waldrand um ihn, und ein gespanntes Schweigen breitete sich aus unter den Männern. Als Kevin es wahrnahm, sah er sich nach Paul um und bemerkte, dass Schafer ihn bereits anschaute. Sie lächelten einander kurz an, dann hörten sie aufmerksam zu, als Diarmuid mit leiser Stimme knapp und präzise zu sprechen begann. Die Worte schwebten hinaus in die beinahe windlose Nacht, wurden aufgenommen und festgehalten, dann trat wieder Stille ein; und zu neunt machten sie sich auf den Weg, denn ein Mann wurde bei den Pferden zurückgelassen, über den Abhang zum Fluss hinunter, den sie überqueren mussten, um in das Land zu gelangen, wo man sie töten würde, falls sie erkannt wurden.
    Während er leichtfüßig

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