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Silbermantel

Titel: Silbermantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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Augenblick werde ich dich nicht aus freien Stücken verlassen, und sollte auch ganz Cathal nach meinem Blut verlangen.«
    Und Götter, Götter, all ihr Götter, sein Mund auf ihrem war so süß, seine Hände fanden blindlings den richtigen Weg. Seine Finger machten sich an den Verschlüssen ihres Mieders zu schaffen, und, o Göttin, ihre eigenen Hände waren um seinen Hals geschlungen, zogen ihn zu sich herab, und ihre Zunge suchte mit lange geleugnetem Verlangen die seine. Ihre nun befreiten Brüste reckten sich seiner Berührung entgegen, und es war ein Schmerz in ihr, ein Brennen, etwas Wildes, das seine Fesseln gesprengt hatte, als er mit ihr ins hohe Gras hinabsank und seine Hände sie hier und dort berührten, und ihre Kleider von ihr abgefallen waren, ebenso wie die seinen von ihm. Und dann verschmolz sein Körper neben ihr mit der Nacht und dem Garten, mit all den Welten, und sie sah im Geiste den Schatten eines Falken, der mit ausgebreiteten Schwingen vor dem hochstehenden Mond emporstieg.
     
    »Sharra!«
    Von ihrem Standpunkt außerhalb der Mauern vernahmen sie, wie im Garten der Name gerufen wurde. »Was war das?« rief einer von ihnen. »Ich habe Stimmen gehört. Zwei von euch sollen sich mal drinnen umsehen. Nehmt die Hunde mit!«
    Zwei Männer setzten sich auf diesen barschen Befehl hin eilig in Bewegung, trabten entschlossen dem Westtor entgegen.
    Aber nur einige klappernde Schritte weit. Dann stoppten Kevin und Coll ihren Lauf und kehrten lautlos zu jener Mulde zurück, wo sich die anderen versteckt hielten. Erron, der mit verstellter Stimme den bewussten Befehl geschnarrt hatte, war bereits dort. Die Soldaten Cathals waren in diesem Moment in jeder Richtung mindestens zehn Minuten Fußmarsch von ihnen entfernt. Die Zeiteinteilung und der Plan stammten von Diarmuid, ausgeheckt am frühen Abend, als sie von ihrem Versteck aus die Patrouille beobachtet und belauscht hatten.
    Nun blieb ihnen nichts mehr zu tun, als auf ihn zu warten. Sie ließen sich leise in der dunklen Senke nieder. Einige schliefen und nutzten so die Zeit, denn sie wollten sofort in aller Eile gen Norden aufbrechen, sobald der Prinz wieder zu ihnen gestoßen war. Gesprochen wurde nicht. Zu aufgeregt, um sich richtig ausruhen zu können, lag Kevin auf dem Rücken und beobachtete das langsame Wandern des Mondes. Mehrere Male hörten sie die Wachen auf ihren Rundgängen um die Mauern vorbeikommen. Sie warteten. Der Mond erreichte den Zenit und begann, vor dem Hintergrund des sommerlichen Sternenhimmels im Westen unterzugehen.
    Carde sah ihn als erster, eine schwarzgekleidete, hellhaarige Gestalt auf der Mauerkrone. Rasch hielt Carde rechts und links Ausschau nach der Patrouille, aber die Zeitabstimmung war wiederum untadelig, daher richtete er sich kurz auf, um sich bemerkbar zu machen, und hob zum Zeichen, dass die Luft rein war, den Daumen.
    Daraufhin sprang Diarmuid, rollte sich ab und lief mit lockerem Schritt tief geduckt auf sie zu. Als er sich neben sie in die Mulde fallen ließ, bemerkte Kevin, dass er eine Blume bei sich trug. Das Haar des Prinzen war zerzaust, sein Wams lose und halb offen, und seine Augen blitzten vor trunkener Heiterkeit.
    »Es ist vollbracht!« sagte er und hob die Blume, wie um sie alle zu grüßen. »Ich habe die schönste Rose in Shalhassans Garten gepflückt.«

 
Kapitel 7
     
    »Man wird ihn finden, das verspreche ich.« Hatte er gesagt. Ein vorschnelles Versprechen und ganz untypisch für ihn, doch er hatte es gegeben.
    Daher galoppierte etwa zu der Zeit, als Paul und Kevin zusammen mit Diarmuid in südlicher Richtung losritten, Loren Silbermantel allein gen Norden und Osten davon, um Dave Martyniuk zu suchen.
    Es kam selten vor, dass der Magier ohne Begleitung reiste allein war er seiner Kräfte beraubt –, doch hatte er es für nötig befunden, Matt im Palast zurückzulassen, um so mehr, als er von dem toten Svart im Garten erfahren hatte. Dies war kein günstiger Zeitpunkt, um sich zu entfernen, doch seine Möglichkeiten waren begrenzt, genau wie die Zahl derer, denen er vertrauen konnte.
    So wandte er sich gen Norden und beschrieb dabei nach und nach einen Bogen nach Osten durch das Getreideland, umgeben vom trockenen Geraschel des gnadenlosen Sommers. Den ganzen Tag über ritt er dahin, und den nächsten Tag über, und er beeilte sich, denn er empfand die Dringlichkeit der Sache nur allzu deutlich. Er machte nur halt, um in den Bauernhöfen und halbverlassenen Städten, durch die er kam,

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