Silbermantel
bekämpfen, dann schweben wir in der Tat in höchster Gefahr; doch Rakoth, den die Steine bannen, steht außerhalb des Gewirks. Es gibt keinen Faden, der seinen Namen trägt. Er kann nicht sterben, und niemand hat ihm je widerstehen können.«
»Amairgen wohl«, warf Diarmuid vom Fenster her ein. »Und er ist darüber gestorben«, erwiderte Teyrnon nicht ohne Sanftheit.
»Es gibt Schlimmeres«, entfuhr es dem Prinzen. Auf diese Bemerkung hin regte sich Ailell. Doch bevor er etwas sagen konnte, öffnete sich das Portal, und Jaelle kam in den Saal gerauscht. Sie nickte kurz dem König zu, begrüßte keinen anderen und ließ sich auf dem Stuhl nieder, der an einem Ende des langen Tisches für sie bereitstand.
»Danke, dass Ihr Euch beeilt habt«, murmelte Diarmuid und trat herbei, um seinen Platz zu Ailells rechter Hand einzunehmen. Jaelle lächelte nur. Ein angenehmes Lächeln war das nicht.
»Nun gut«, sagte der König und räusperte sich, »mir erscheint es als der beste Weg in dieser Angelegenheit vorzugehen, den Morgen mit einer sorgfältigen Überprüfung –«
»Im Namen des Webers und des Webstuhls, Vater!« Diarmuids Faust schlug krachend auf den Tisch. »Wir alle wissen, was vorgefallen ist! Was gibt es da zu überprüfen? Ich habe gestern Abend einen Schwur geleistet, wonach ich die Lios zu unterstützen bereit bin, und –«
»Ein voreiliger Schwur, Prinz Diarmuid«, unterbrach ihn Gorlaes. »Und einer, den zu schwören nicht im Rahmen deiner Machtbefugnisse liegt.«
»Ach, nein?« sagte der Prinz sehr leise. »Dann gestatte mir, dich daran zu erinnern – und das wollen wir in der Tat sorgfältig überprüfen«, ergänzte er zartfühlend, »nämlich was vorgefallen ist. Einer meiner Männer ist tot. Eine der Damen dieses Hofes ist tot. Vor sechs Nächten wurde ein Svart Alfar auf dem Palastgelände vorgefunden.« Er zählte die Vorfälle an den Fingern ab. »Lios Alfar sind in Brennin umgekommen. Galadan ist zurückgekehrt. Avaia tauchte wieder auf. Unser Erster Magier ist erwiesenermaßen ein Verräter. Eine Gast-Freundin, das möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich betonen, auch unserer strahlend schönen Hohepriesterin. Was einiges bedeuten müsste, es sei denn, sie hielte so etwas für bedeutungslos.«
»Das tue ich nicht«, stieß Jaelle barsch mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Nicht?« spottete der Prinz mit erhobenen Augenbrauen. »Was für eine Überraschung. Ich hatte angenommen, du würdest dem ähnliche Bedeutung beimessen wie dem pünktlichen Eintreffen zum Kriegsrat.«
»Noch ist es kein Kriegsrat«, warf Herzog Ceredur schlicht ein. »Auch wenn ich, um ehrlich zu sein, auf Seiten des Prinzen stehe – ich denke, wir sollten unverzüglich das Land unter Kriegsrecht stellen.«
Matt Sören grunzte zustimmend. Teyrnon jedoch schüttelte den runden, ehrlichen Kopf. »Es herrscht in der Stadt soviel Angst«, wandte er ein, »und sie wird binnen Tagen auf das Land übergreifen.« Niavin, Herzog von Seresh, nickte zustimmend. »Solange wir nicht wissen, was wir unternehmen sollen und mit wem wir es zu tun haben, müssen wir uns, glaube ich, davor hüten, Panik zu verbreiten«, schloss der untersetzte Mann seine Rede.
»Wir wissen sehr wohl, mit wem wir es zu tun haben!« konterte Diarmuid. »Galadan ist gesehen worden. Er ist gesehen worden! Ich schlage vor, wir rufen die Dalrei herbei, verbünden uns mit den Lios, verfolgen den Wolfsfürsten, wohin er sich auch wenden mag, und vernichten ihn sofort!«
»Erstaunlich.« Jaelles Flüstern erfüllte die entstandene Pause. »Wie ungestüm doch jüngere Söhne sein können, besonders dann, wenn sie getrunken haben.«
»Sachte, sachte, mein Herzchen«, warnte der Prinz mit gesenkter Stimme. »Das lasse ich niemandem durchgehen. Am wenigsten dir, mein mitternächtliches Mondkind.«
Kevin explodierte. »Wollt ihr beiden wohl darauf achten, was ihr da sagt? Versteht ihr denn nicht: Jennifer ist fort! Wir müssen was unternehmen, nicht nur miteinander zanken, um des Himmels willen!«
»Dem kann ich mich nur anschließen«, stimmte Teyrnon ernsthaft zu. »Dürfte ich vorschlagen, dass wir unseren Freund aus Daniloth einladen, sich zu uns zu gesellen, falls er dazu fähig ist. Wir sollten in dieser Angelegenheit die Meinung der Lios erfragen.«
»Deren Meinung darfst du ruhig erfragen«, gestand ihm Ailell dan Art zu, der sich plötzlich erhoben hatte und sie alle überragte, »und ich hätte mir seine Ansichten ohnehin später
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