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Silbermuschel

Silbermuschel

Titel: Silbermuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Verkrampftheit und allen Schmerz. Und ich begann zu weinen, weil ich wußte, daß er mich heilen konnte. Mein Kopf fiel zurück, meine Augen verloren ihre Bahn. Seine Lippen suchten mich durch die Hitze meines Körpers, durch das Pochen des Blutes in meinem Hals. Und als ich endlich die Lider öffnete, sah ich mein Gesicht im Spiegel seiner Augen, mein Gesicht als kleines Mädchen, vor der Erschaffung der Welt. Da löste er sich behutsam von mir, zog sanft und zärtlich seine Finger aus mir heraus. »Liebste«, räusperte er sich, »ich fürchte, wir müssen uns noch eine Weile gedulden. Akiko-san kommt gleich zurück. Was soll sie nur von uns denken?«
    Er zog gewissenhaft meine Yukata zu, knotete die Schärpe fest. Dann ergriff er meine Hand und führte mich aus dem Zimmer mit den Worten:
    »Jetzt wirst du ein japanisches Bad kennenlernen.« Ich folgte ihm wie eine Schlafwandlerin. Er stieß eine Tür am Ende des Flures auf. Feuchte Hitze schlug uns entgegen. Im Vorraum, unter einer ziemlich großen Spiegelwand, befanden sich zwei Waschbecken. Auf einem Holzgestell standen eine Anzahl Körbe, kleine Plastikschüsseln, zwei Handtücher, die mir winzig klein vorkamen, und ein Fön.
    Eine zweite Tür aus undurchsichtigem Glas führte in das eigentliche Badezimmer.
    Ich war erstaunt, wie groß es war. Wände und Boden waren mit blauen Kacheln überzogen. Einige Wasserhähne mit einem Duschrohr ragten tief unten aus der Wand. Davor standen niedrige Plastiksitze und kleine Behälter für Seife, Shampoo und Seegrasschwämme. Die eigentliche Badewanne war tief und so groß, daß mindestens fünf Leute darin Platz gehabt hätten.
    »Baden in Japan Männer und Frauen zusammen?«
    »Früher schon«, erwiderte Ken, »heute gibt es noch einige gemischte Bäder, aber vorwiegend auf dem Land. Wir sind prüde geworden. Besser gesagt, wir tun so. In einem Ryokan achtet die Hausherrin immer darauf, daß männliche und weibliche Gäste zu verschiedener Stunde das Bad aufsuchen. Aber da außer uns keine Gäste hier sind, nimmt Akiko-san es nicht so genau. Weißt du, das Baden hat bei uns eine uralte Tradition. Waschungen im Meer oder in einem Fluß waren schon in mythologischen Zeiten unerläßlich, um mit den Göttern in Verbindung zu treten. Der Ausdruck Mizu ni nagasu heißt übersetzt: ›auf dem Wasser weggehen lasse‹, und das bedeutet im übertragenen Sinne ›die Sünden und Fehler vergessen‹.
    Aber natürlich dient das Baden heutzutage in erster Linie der Entspannung. Unser Archipel ist reich an Thermal-Kurorten.« Er lachte. »Aber du hast ja von Japan noch nichts gesehen. Warte nur, das ändert sich jetzt. Ich fahre mit dir überall hin und zeige dir, wo es schön ist.«
    Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte mich. Ich senkte den Kopf.
    »Du machst dich lustig über mich. Du weißt doch, daß morgen mein letzter Tag in Tokio ist.«
    Er betrachtete mich, plötzlich wieder ernst, und schüttelte leicht den Kopf.
    »Nein. Du bleibst bei mir.«
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    »Sag das nicht«, bat ich mit kleiner Stimme, »ich zähle die Stunden, die wir noch haben.«
    Er strich leicht über mein Haar.
    »Laß das lieber.«
    Ich blickte zu ihm empor. Auf einmal war die Angst, die ich für ein paar Minuten verdrängt hatte, grell und in ihrem ganzen Ausmaß wieder da. Du hast gesagt, daß ich deine Frau bin. Warum nur? Was hast du dir dabei gedacht? Aber es spielt jetzt keine Rolle mehr. Bliebe ich bei dir, müßte ich dir Lügen auftischen, nach Worten suchen. Alles, was zwischen uns war, würde verderben, würde verraten und beschmutzt werden. Es sollte nicht sein. Es hätte nicht soweit kommen dürfen. Der Gedanke, dich zu verletzen, ist mir unerträglich. Daran sterbe ich, an dieser Angst.
    Seine Augen glitten prüfend über mein Gesicht. Mein plötzlicher Stimmungswechsel war ihm nicht entgangen. Doch er sagte nichts, sondern lächelte mich nur aus den Augenwinkeln an, bevor er seine Gürtelschärpe löste und die Yukata in einen der bereitstehenden Körbe warf. Ich tat es ihm nach. Wir gingen in den warmen, feuchten Baderaum.
    »Jetzt lernst du, wie man in Japan badet«, sagte er. Wir setzten uns auf die kleinen Schemel, spülten uns ab und seiften uns ein.
    »Soll ich dir den Rücken einseifen?« fragte Ken.
    Meine Furcht war verflogen. Für kurze Zeit war ich wieder mit mir selbst versöhnt, eingefangen in jene Stimmung von Heiterkeit und sinnlicher Wärme, die Ken mit seiner Ruhe und Unbefangenheit um sich herum schaffte.
    »Bei uns besteht

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